Unklare Zukunft - Die Sender der Voice of America in den Philippinen

Sender Tinang
Technikgebäude und einige Antennen der Sendestation Tinang | © Judgefloro, CC

Mit der im Raum stehenden Möglichkeit eines erheblichen Rückbaus des Auslandsrundfunks der USA ist unklar, welche Zukunft die verbliebenen Sendeanlagen der Voice of America noch haben. Eine große Kurzwellenstation ist bis heute in den Philippinen aktiv.

Die Sendestation in Tinang bei Tarlac, im Inneren von Luzon, war 1969 mit zehn jeweils 250 kW starken Sendern in Betrieb gegangen. Bei der Technik handelte es sich um eine Neuentwicklung eigens für dieses Projekt.

Die Konstruktion entsprach natürlich dem technischen Stand der 60er Jahre. Davon zeugt bereits die auf 4160 Volt ausgelegte Stromversorgung. Das ist eine sehr alte, heute in den USA allenfalls noch in Industrieanlagen anzutreffende Mittelspannungsebene.

1982 folgten zwei neue Sender, diesmal von einem Hersteller in der Schweiz, der anschließend vier weitere Anlagen für die Kurzwellenstation Delano in Kalifornien lieferte.

Nach der Einstellung des Betriebs in Delano kamen auch diese Sender nach Tinang. Bei deren Einbau wurde ein Teil der ursprünglichen Ausrüstungen verschrottet. Einige der alten Sender sind noch als Reserve und für Auslastungsspitzen vorhanden.

Die Ausstrahlungen der Voice of America aus Tinang reduzierten sich nicht erst mit den Budgetkürzungen von 2024, sondern bereits zehn Jahre zuvor. Neben verschiedenen Sendungen in Fremdsprachen entfiel seinerzeit die Verbreitung des englischen Programms in Asien, da sich keine nennenswerte Hörbeteiligung mehr nachweisen ließ.

Vollzogen wurde die Abschaltung in aller Stille; Abschiedsworte waren untersagt. Seitdem produziert die VOA in englischer Sprache nur noch Textbeiträge und ein immer weiter schrumpfendes Hörfunk-Restprogramm für Afrika.

Bis zum Ende der Wintersaison am 29. März 2025 gibt es folgende Sendungen der VOA aus Tinang:

07.00-08.00 Uhr: 17695 kHz; Tibetisch
12.00-13.00 Uhr: 11620, 12080 kHz; Chines.
12.00-13.00 Uhr: 11640 kHz; Laotisch
12.00-14.00 Uhr: 9825 kHz; Chinesisch
12.30-13.00 Uhr: 12030 kHz; Rohingya
13.00-14.00 Uhr: 9490, 11510 kHz; Korean.
13.00-14.00 Uhr: 12050 kHz; Tibetisch
13.00-15.00 Uhr: 11570 kHz; Koreanisch
13.30-14.30 Uhr: 11795, 15120 kHz; Burmes.
13.30-14.30 Uhr: 12150, 15155 kHz; Khmer
14.00-15.00 Uhr: 11730, 15245, 15725 kHz; Tibet.
14.00-16.00 Uhr: 9800 kHz; Koreanisch
14.30-15.00 Uhr: 11675 kHz; Khmer
15.00-16.00 Uhr: 11760, 17585 kHz; Tibet.
15.30-16.30 Uhr: 15450 kHz; Burmesisch
15.30-17.30 Uhr: 9960, 11870 kHz; Burmes.
16.00-17.00 Uhr: 11670 kHz; Chinesisch
16.00-18.00 Uhr: 11510 kHz; Koreanisch
16.30-17.30 Uhr: 9385 kHz; Burmesisch
17.00-18.00 Uhr: 7470, 11670 kHz; Tibet.
20.00-22.00 Uhr: 7465, 9800 kHz; Korean.
22.00-23.00 Uhr: 7520 kHz; Chinesisch
22.00-23.00 Uhr: 9990, 11510 kHz; Korean.
23.00-23.30 Uhr: 5880, 7455, 9335 kHz; Khmer
23.30-00.30 Uhr: 9390, 11850 kHz; Khmer
00.00-01.00 Uhr: 9490 kHz; Tibetisch
01.00-02.00 Uhr: 9915 kHz; Laotisch
01.30-02.30 Uhr: 15110 kHz; Burmesisch
02.00-02.30 Uhr: 15715 kHz; Chinesisch

Auch nach dem Ende seiner eigenen Sendeanlagen auf den Nördlichen Marianen nicht aus Tinang aktiv ist Radio Free Asia, denn solche Ausstrahlungen werden von den Philippinen nicht gestattet, um keine Verwicklungen mit China zu riskieren.

Viel zu übernehmen hätte es ohnehin nicht gegeben: Mit der Budgetkürzung von 2024 verschwand ein erheblicher Teil der Kurzwellensendungen von RFA.

Andere Sendefolgen sind umgekehrt sogar eine Bedingung für den Betrieb der Station: Die des staatlichen Radyo Pilipinas.

Es ist eine Standardpraxis der VOA, den Gastgeberländern die Mitnutzung ihrer Sendeanlagen anzubieten. Nachdem sich das Thema in Griechenland und Marokko erledigt hat, besteht ein solches Arrangement heute außerdem noch in Thailand.

In den Philippinen begann es erst nach 1990 zur Ablösung eigener, leistungsschwacher Kurzwellensender. Da die Station Tinang an keine Rundfunkleitungen angebunden war, blieb zunächst nur eine Zuspielung über Telefon. Dabei war man im Funkhaus Manila sehr schnell beim Trennen der Leitung, und so endeten die damaligen Sendungen meist mit einem Besetztzeichen.

Die Ausstrahlungen von Radyo Pilipinas aus Tinang laufen in zwei Blöcken:

03.00-04.30 Uhr: 9475, 15640, 17820 kHz
18.30-20.30 Uhr: 9925, 12120, 15190 kHz

Sender Tinang
Das gab es für die Mittelwelle bis 2003 auch in Wachenbrunn bei Themar: Über eine öffentliche Straße geführte Speiseleitungen zu Antennen der Kurzwellenstation Tinang | © Judgefloro, CC

Wer hofft, auf diesem Wege etwas über das Land und das dortige Zeitgeschehen zu erfahren, wird eine Enttäuschung erleben. Für ein internationales Publikum sind die Sendungen auch nicht gedacht. Erreicht werden sollen vielmehr die zahlreichen Philippiner in der Golfregion.

Dort begann die Ausbeutung von Gastarbeitern nicht erst mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Schon im vorletzten Jahrzehnt schrieb Peter Scholl-Latour von den

» ... christlichen Sklaven der Neuzeit, die sich von dubiosen Anwerbern mit trügerischen Versprechungen in die arabischen Golfemirate oder, schlimmer noch, nach Saudi-Arabien verfrachten lassen. «

Sein Urteil:

» Die Christenheit Amerikas und Europas ist tief gefallen, daß sie eine solche Diskriminierung und Knechtung ihrer philippinischen Glaubensbrüder, auch wenn sie nicht der „kaukasischen Rasse“ angehören, widerspruchslos hinnimmt, daß sie sich durch die beherrschende Position der saudischen Dynastie auf dem Petroleummarkt erpressen und erniedrigen läßt. «

Eine Tradition sind in Tinang auch Übertragungen von Partnern, die im Gegenzug Sendezeit für die VOA auf ihren Kurzwellenkapazitäten bereitstellen.

Im Falle von Radio Nederland Wereldomroep und Radio Canada International erledigte sich das bereits 2012 durch deren Schließung. Nach wie vor aktiv ist das Arrangement hingegen mit Radio Vatikan:

Sa 12.00-12.45 Uhr: 7485, 9605, 11850 kHz; Chines.
13.30-13.50 Uhr: 9810, 11805 kHz; Russisch
15.30-16.30 Uhr: 11700 kHz; Hindi, Tamil, Malayalam
23.00-23.30 Uhr: 7300, 9695 kHz; Chinesisch
00.15-01.00 Uhr: 9580, 11895 kHz; Vietnamesisch

Auch ihre seit vielen Jahren praktizierten Ausstrahlungen aus England bezahlt die VOA heute überwiegend mit der Bereitstellung von Sendeplätzen für die BBC:

11.00-13.00 Uhr: 9580 kHz; Englisch
Mo-Fr 13.30-14.00 Uhr: 7485 kHz; Korean.
14.30-15.00 Uhr: 9560 kHz; Burmesisch
Mo-Fr 16.30-17.00 Uhr: 5845 kHz; Korean.
Mo-Fr 17.30-18.00 Uhr: 5845 kHz; Korean.
Mo-Fr 18.30-19.00 Uhr: 5845 kHz; Korean.
23.00-24.00 Uhr: 9580 kHz; Englisch
00.00-01.00 Uhr: 11645 kHz; Englisch

Philippinen, Poro, 1988
Poro im Jahre 1988; im Vordergrund militärische Einrichtungen, dahinter die Antennen der VOA | © NARA

Angefangen hatten die Sendungen der VOA aus den Philippinen in den Nachkriegsjahren mit Provisorien. Ab 1953 gab es die erste leistungsfähige Anlage an einem Stützpunkt der US Air Force auf der Halbinsel Poro bei San Fernando, an der nördlichen Westküste von Luzon.

Sie ähnelte sehr der Station Okinawa, die Japan nach der Rückgabe der Insel nur noch bis 1977 duldete. Prunkstück war jeweils ein Mittelwellensender mit 1000 kW, wie er bis zur Ablösung durch den Sender Aholming auch in Erching bei München in Betrieb war, dort auf Langwelle.

1991 zog sich die US Air Force von Poro zurück. Von da an hatte die VOA alle erforderlichen Einrichtungen allein vorzuhalten. Das mündete 1999 in die Stillsetzung der inzwischen stark veralteten Kurzwellentechnik.

Das Gelände wurde in einen Golfplatz umgewandelt. Die Mittelwellenanlage fand einen neuen Platz an der äußersten Spitze der Halbinsel. Während der Umsetzung gab es 2005 nochmals Einsätze des alten Senders, abgesichert mit Ersatzteilen aus Bangkok, wo die VOA solche Technik ebenfalls installiert und Mitte der 90er Jahre durch Transistorsender ersetzt hatte.

Die neu aufgebaute Mittelwellenanlage blieb nur bis 2012 aktiv. Ihre Abschaltung war vordergründig eine Sparmaßnahme, bei der aber eine erhebliche Rolle spielte, wie China die Ausstrahlung auf 1170 kHz mit einem neuen Großsender neutralisierte.

Diese Frequenz hatte die VOA erst kurz zuvor eingeführt, nachdem die seit 1978 genutzte 1143 kHz auch schon unbrauchbar geworden war; dies ironischerweise durch eine neue Mitbelegung aus Taiwan.

Auch heute ist die Station Tinang nicht die einzige Kurzwellenanlage auf den Philippinen. Noch immer gibt es gleich zwei Sendestandorte der Far East Broadcasting Company, einer evangelikalen Rundfunkmission aus den USA.

Wie bereits angedeutet, sind die Philippinen eine Hochburg der katholischen Kirche. Das hatte sich ebenfalls im Kurzwellenrundfunk niedergeschlagen, bis das betreffende Radio Veritas Asia den Verbreitungsweg 2018 aufgab und seine Sendeanlage eliminierte.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 19.01.2025