Mittelwelle aus Litauen - Nächste Einschränkung bei russischem Programm von RFE/RL

Sender Viešintos, Litauen
Viešintos, Standort der MW-Ausstrahlung des russischen Programms von RFE/RL | © Andrius Vanagas, CC-BY-SA

Nach dem Ende der Fernsehsendungen über Astra 19,2° Ost, die nur für Mitteleuropa relevant waren, kam es bei den russischen Programmen von Radio Free Europe / Radio Liberty am 15. April zur nächsten Einschränkung. Sie betrifft die Mittelwellenverbreitung für das eigentliche Zielgebiet.

Bislang lief die Ausstrahlung von RFE/RL über einen Sender in Viešintos (Litauen) von 20.00 bis 23.00 Uhr MESZ. Sie folgte der letzten von drei täglichen Übertragungen des japanischen Rundfunks NHK.

Jetzt wird, so zumindest der unmittelbar nach Einführung der Änderung zu beobachten gewesene Ablauf, das Trägersignal auf 1386 kHz von 20.00 bis 20.29 Uhr ausgeschaltet. Um genau 20.30 Uhr erfolgt dann die Umschaltung von der Zuspielung aus Tokio mitten hinein in das laufende Programm von RFE/RL.

Zunächst hatte RFE/RL bereits das Ende seiner Mittelwellenverbreitung zu diesem Termin gemeldet. Dem folgte die Angabe der jetzt noch verbliebenen Sendezeit, die aber auch nur noch bis zum Ablauf des April gilt.

Wie es hieß, erfolge die Übertragung inzwischen unentgeltlich. Das unterstreicht die Frage, ob Satellitenbetreiber wie Eutelsat oder auch Radio Taiwan International überhaupt noch mit einer Bezahlung ihrer für Auslandssender der USA erbrachten Leistungen rechnen können.

Um die zunächst enthusiastisch verfolgte Idee, RFE/RL über die Europäische Union weiterzuführen, ist es wieder still geworden. Anscheinend gibt es keine Antworten auf die Frage, wie die dafür kaum zu umgehende, faktisch auf eine Neugründung hinauslaufende Loslösung von den USA kurzfristig bewerkstelligt werden soll.

In der russischen Redaktion von RFE/RL breitete sich nach dem Ende der Finanzierung sofort die Sorge aus, nach Russland zurückgeschickt zu werden. Die Beschäftigung des Personenkreises in Prag ist Gegenstand von Sonderregelungen außerhalb des tschechischen Arbeitsrechts.

Die merkwürdig erscheinende Abtrennung der ersten halben von drei täglichen Stunden auf dem Mittelwellensender in Litauen ist erklärbar, indem man von einem nach wie vor separaten Vertrag ausgeht.

Hintergrund ist die zeitweise Nutzung dieses Sendeplatzes durch die Deutsche Welle. Sie bespielte ihn von Juli 2022 bis Juni 2024, wobei es sich um keine eigenständigen Hörfunkproduktionen handelte; das Material wurde weitgehend aus der Tonspur von Videobeiträgen zusammengestellt.

Diese Beiträge finden sich nach wie vor im russischen Fernsehprogramm von RFE/RL, Nastojaschtscheje Wremja. Das mildert die Folgen der sofortigen Schließung der Voice of America, wo ebenfalls Teile dieses Programms entstanden.

Bei der Deutschen Welle existiert das russische Hörfunkprogramm schon seit 2011 nicht mehr. Im ersten Schritt hatte man zum Ablauf des Jahres 2010 die Stadtfrequenzen in Moskau und Sankt Petersburg sowie die Sendeplätze auf der Großmittelwelle Grigoriopol 999 kHz abgekündigt (das ging, so unvorstellbar es heute erscheinen mag, tatsächlich von der DW selbst aus).

Danach lief das Programm noch rund um die Uhr über Satellit und für sechseinhalb Stunden am Tag auch auf Kurzwelle. Eigentlich sollte es zusammen mit dem deutschen Programm im Herbst 2011 entfallen. Diesen Termin zog die DW jedoch noch auf den 30. Juni vor.

Der Redaktion wurde das von ihrem Leiter 14 Tage vorher eröffnet. Anschließend ging er daran, die Abschaltmeldung zu verfassen, während seine Mitarbeiter ihre Bekannten in Moskau benachrichtigten, von wo die Information schließlich zurück zum Chronisten in Deutschland gelangte.

Dieses Vorgehen war eventuell von der BBC inspiriert, wo die russischen Radiosendungen im Rahmen eines großen Abschaltpakets zum 27. März 2011 ihr Ende fanden.

Auch hier gab es 2022 die Idee einer Wiederaufnahme, in diesem Fall mit Ausstrahlung über die Kurzwellensender in England. Sie wurde abgesagt, als die technischen Planungen bereits fertig ausgearbeitet waren.

Seit dem vergangenen August gibt es nun doch solche Sendungen, wenn auch nur am Wochenende. Sie laufen von 19.00 bis 19.30 Uhr in einer Übertragung des russischen Kanals von World Radio Network über die Kurzwellensender bei Abu Dhabi; im Sommerhalbjahr auf 13650 kHz.

Aus dem deutschsprachigen Europa wurde das WRN-Produkt bereits 2013 zurückgezogen. Andere dieser Kanäle existieren hingegen bis heute, so auch der russische, für den selbst eine Radiohobbysendung produziert wird.

Die Kurzwellenausstrahlung des russischen WRN-Kanals aus Abu Dhabi läuft insgesamt bis 22.00 Uhr und enthält auch Auslandssendungen der Rundfunkanstalten in Tokio, Madrid, Prag und Bratislava. Es ist nicht bekannt, wer diese Sendezeit bezahlt.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 20.04.2025