Mit Programm aus Moskau und Tiraspol - Der Sendereinsatz in Grigoriopol

Sender Grigoriopol
Der auf 999 kHz laufende Sender RW-954, davor das Bedienpult der auf 1413 kHz strahlenden, zum Zeitpunkt der Aufnahme noch von der Stimme Russlands genutzten Viermastantenne | © Leo Cultuclu

Zu den wenigen Anlagen des sowjetischen AM-Rundfunks, die bis heute in Betrieb sind, gehört die unmittelbar an der moldawisch-ukrainischen Grenze stehende Station Grigoriopol. Mit dem Beginn des Jahres 2025 soll dort das Schema bei der Übertragung von Programmen aus Moskau erneut geändert werden.

Vorgesehen ist dann, bezogen auf Mitteleuropäische Zeit, Radio Rossii auf 999 kHz von 13.00 bis 2.00 Uhr und Westi FM auf 1413 kHz von 18.00 Uhr bis in den folgenden Morgen um 8.00 Uhr auszustrahlen.

Auf 999 kHz gesendet wird mit 1000 kW über eine provisorische, 151 Meter hohe Antenne, welche die im Jahre 2000 durch Eisregen zerstörte Standardantenne ARRT-257 ersetzt. Die Frequenz 1413 kHz läuft mit 500 kW über eine Kwadrat-Antenne (vier Masten, wie von 1989 bis 2012 auch in Wachenbrunn bei Themar betrieben), die auf die Richtung Osten (80°) geschaltet ist.

Von diesen Änderungen unberührt bleibt die Übertragung des Tiraspoler Radio 1 pljus auf der 150 kW starken Frequenz 621 kHz: An Arbeitstagen jeweils von 14.00 bis 17.18 Uhr. In diesem Zeitfenster konzentrieren sich die Wortbeiträge. Ansonsten ist ein nostalgischer Musikteppich zu hören (wenn man hier das Auswahlmenü oben entsprechend betätigt).

Andere Ausstrahlungen existieren nicht mehr, seit seitens der USA zum 1. Oktober 2024 neue, teils kontrovers diskutierte Maßnahmen in Kraft getreten sind, durch die Trans World Radio keine Sendezeit in Grigoriopol mehr kaufen kann.

Die bis September auf 1548 kHz abgestrahlten Produktionen in Romanes, Rumänisch, Ungarisch, Bosnisch, Montenegrinisch und Serbisch wie auch die auf 621 kHz übertragenen Beiträge des TWR-Studios Brest gibt es jetzt nur noch digital. Zur Komplettierung dieser Zäsur beendete der Missionssender auch gleich noch das polnische Programm auf Mittelwelle.

Mit Wehmut erinnert wurde gerade an zwei Jahrestage: Den 95. des Beginns von Auslandssendungen aus Moskau – und den 10. von deren Liquidierung in der bekannten Form.

Dazu ist ein besonderes Dokument zu haben: Das letzte Sendeschema der Station Grigoriopol mit den am 31. März 2014 eingestellten Ausstrahlungen der Stimme Russlands, deren Abwicklung am 10. November jenes Jahres „erfolgreich“ abgeschlossen werden konnte.

Bei RW-938 bis RW-943 handelt es sich um die beiden Kurzwellenkomplexe mit zwei bzw. drei Sendern, über die schon kein Programm aus Moskau mehr lief. TDP steht für den belgischen Berater jenes kurdischen Radios (heute Dengê Gel), das ebenfalls keine Sendezeit in Grigoriopol mehr bestellen kann und deshalb nach Armenien ausgewichen ist.

BAB wie Babcock war jener britische Rüstungskonzern, der sein Rundfunkgeschäft inzwischen an Encompass Digital Media verkauft hat. Er nutzte den Standort vor allem für Sendungen in den Iran; außer von der BBC auch von halbseidenen Kunden aus den USA.

Trans World Radio wiederum sendete aus Grigoriopol ergänzend auf Kurzwelle nach Asien und Afrika.

Das ebenfalls auftauchende RA steht für „Radioagenstwo“; jenes Büro, das die von Moskau aus koordinierten Sendeanlagen international vermarktet hatte.

Sender Grigoriopol
Antennenwahlschalter für Lang- und Mittelwelle, rechts und links die 1971 installierten Senderblöcke | © Leo Cultuclu

RW-950, RW-951 und RW-954 sind die Hochleistungssender für die Mittelwellen 1548 kHz, 1413 kHz (einst stattdessen die Langwelle 234 kHz) bzw. 999 kHz. Auf 1413 kHz hatte 2014 gerade die Übertragung von Westi FM begonnen, während sich Trans World Radio die Frequenzen 999 und 1548 kHz noch mit der Stimme Russlands teilte.

Der „kleine“ Sender RW-240 lief schon seinerzeit auf 621 kHz mit dem damaligen Radio PMR. Die ergänzende Vermietung einer Stunde am Abend an Trans World Radio beschränkte sich auf die letzten beiden Jahre, um für dessen russisches Programm die von Radio Rossii beanspruchte 999 kHz zu ersetzen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 22.12.2024