Mit dem Ende der Übertragungen von Trans World Radio - Ausstrahlung russischer Programme aus Grigoriopol reduziert

Sender Grigoriopol
Der auf 999 kHz laufende Sender RW-954, davor das Bedienpult der auf 1413 kHz strahlenden, zum Zeitpunkt der Aufnahme noch von der Stimme Russlands genutzten Viermastantenne | © Leo Cultuclu

Parallel zum Ende der Ausstrahlungen von Trans World Radio über die Sendestation Grigoriopol, unmittelbar an der moldawisch-ukrainischen Grenze, kam es dort zu einer weiteren, offenbar auch intern mit nur wenigen Stunden Vorlauf bekannt gewordenen Einschränkung: Die Übertragung von Programmen aus Moskau wurde erheblich reduziert.

Seit dem 1. Oktober läuft Radio Rossii auf 999 kHz nur noch von 18.00 bis 22.30 Uhr MESZ. Die Frequenz 1413 kHz wird mit Westi FM noch von 5.00 bis 23.00 Uhr eingeschaltet.

Dies soll nicht im Zusammenhang mit dem Ende der Nutzung des Standorts durch Trans World Radio stehen. Alles weitere bleibt unklar, da bis heute nicht bekannt ist, welche russische Stelle die Ausstrahlungen von Radio Rossii und Westi FM eigentlich bestellt und bezahlt.

Es handelt sich jedenfalls nicht um die Rundfunkgesellschaft WGTRK, die nicht einmal eine offizielle Information dazu erhalten hat und die Frequenzen deshalb auch an keiner Stelle erwähnt. Unter normalen Umständen wären die Übertragungen schlichter Signaldiebstahl.

Westi FM wurde seit 2014 auf 1413 kHz rund um die Uhr mit 500 kW abgestrahlt. Die Viermastantenne (der von 1989 bis 2012 auch in Wachenbrunn bei Themar betriebenen Bauart) ist auf die Richtung Osten (80°) geschaltet.

2022 kam noch die Übertragung von Radio Rossii auf 999 kHz hinzu, der seinerzeit TWR zu weichen hatte. Seit Anfang 2024 gab es hier eine vierstündige Pause in der Nacht, bis dahin blieb der Sender rund um die Uhr eingeschaltet. Er strahlt mit 1000 kW über ein Provisorium, das die im Jahre 2000 durch Eisregen zerstörte Antenne ersetzt.

Trans World Radio ist durch neue Sanktionen der USA nicht mehr in der Lage, die bis zum 30. September genutzte Sendezeit weiter in Moskau einzukaufen. Der Aufwand einer näheren Betrachtung der damit verbundenen Entwicklungen um RT übersteigt den Rahmen dieser Rubrik.

Als Ersatz für den Sendeplatz auf 999 kHz belegte TWR zuletzt noch eine Stunde am Abend auf der „kleinen“ (150 kW), ansonsten unverändert für ein arbeitstägliches Programm aus Tiraspol genutzten Frequenz 621 kHz. Hier liefen verschiedene Produktionen in russischer Sprache und einzelne Beiträge des TWR-Studios in Brest.

Letzteres beendete auch seine allerletzte Übertragung mit der Ankündigung des jetzt verschwundenen Sendeplatzes. Ob die Beiträge eventuell in den TWR-Sendungen aus Estland und Armenien untergebracht werden oder es sich mit deren Verbreitung auf Mittelwelle erledigt hat, ist nicht bekannt.

Sender Grigoriopol
Antennenwahlschalter, rechts und links die 1971 installierten Senderblöcke | © Leo Cultuclu

Außerdem sendete TWR zuletzt noch 105 Minuten am Tag auf 1548 kHz. Diese Frequenz ist für eine Versorgung des Balkans sowie von Italien ausgelegt und kann nur über eine entsprechende Richtantenne betrieben werden. Mit ihrer nochmaligen Nutzung ist nicht zu rechnen. Damit gibt es in Europa insgesamt keine Ausstrahlungen auf 1548 kHz mehr.

In der letzten Ausprägung bestand das hier übertragene TWR-Programm aus Segmenten in Romanes, Rumänisch, Ungarisch, Bosnisch, Montenegrinisch und Serbisch.

Zumindest einige dieser Blöcke enthielten am letzten Sendetag typische Hinweise auf digitale Medien. Es scheint also nicht beabsichtigt zu sein, dafür noch einmal eine anderweitige AM-Verbreitung zu organisieren.

Somit gibt es nur noch eine einzige Mittelwellensendung von TWR für europäische Länder außerhalb der früheren Sowjetunion: Polnisch, an Arbeitstagen von 21.45 bis 22.15 Uhr über den Sender Roumoules auf 1467 kHz. Wie lange diese nunmehr als solche zu bezeichnende Besonderheit noch Bestand haben wird, ist nicht abzusehen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 20.10.2024