Einmal pro Woche - Unangekündigte Russisch-Sendung der BBC
2022 hatte die BBC erklärt, eine Wiederaufnahme von Hörfunksendungen in russischer Sprache nicht finanzieren zu können. Jetzt gibt es sie doch – in bescheidenem Umfang und auf einem interessanten Umweg.
Für die abgesagte Wiederaufnahme waren die sendetechnischen Planungen schon abgeschlossen. Wie es dann aus BBC-Kreisen hieß, könne man es sich nicht leisten, Programm für diese Kurzwellen-Sendeplätze zu erstellen.
Indes existiert bereits solches Programm: Deklariert als Podcast, produziert an Arbeitstagen im Umfang von etwa 25 bis 45 Minuten.
Ins Spiel kommt hier jetzt das Produkt World Radio Network, das es bis 2013 auch in deutscher Sprache gab. Dessen russischer Kanal wurde in Moskau auf Mittelwelle ausgestrahlt, bis die Schließung der Sendestation Kurkino dem 2019 ein abruptes Ende bereitete.
Trotzdem nennen sowohl WRN als auch verschiedene Partner bis heute die Frequenz 738 kHz. Es ist unklar, was das bezwecken soll, denn mit der Aufnahme der Tschechischen Republik in eine Liste „unfreundlicher Länder“ dürfte eine Reaktivierung dieser Frequenz schon 2021 unmöglich geworden sein.
Darauf zielt auch eine Vermutung, die sich auf Strahlungsversuche bezieht, die es seinerzeit gab: Deren schnelle Unterbindung hatte nicht unbedingt mit Plänen zu tun, auch den Technikstandort Noginsk aufzulösen, sondern könnte die Methode gewesen sein, mit der damals ein offener Lizenzentzug noch vermieden wurde.
Im Oktober 2023 begann stattdessen etwas anderes: Eine Ausstrahlung über die Kurzwellensender, welche die Abu Dhabi Media 1985 in Betrieb genommen hatte. Der Standort ist weithin unter der Bezeichnung Al-Dhabayya (auch in anderen Schreibweisen wie Dabiya) bekannt. Die Anlagen stehen jedoch mehrere Kilometer vor dieser Halbinsel.
2001 war das Kurzwellenprogramm von Radio Abu Dhabi entfallen. Das bedeutete indes nicht, wie vier Jahre später in Dubai, das Ende der Sendeanlagen. Vielmehr übernahm der privatisierte Sendernetzbetrieb des BBC World Service, damit heute das Unternehmen Encompass, die Vermarktung an andere Kunden.
Die Übertragung des russischen Kanals von WRN – im Grunde ein Treppenwitz, da dieses Produkt ursprünglich darauf abzielte, den klassischen Auslandssendern eine Alternative zur Kurzwelle zu bieten – läuft nach Sommerzeit von 17.00 bis 19.00 Uhr. Aktuelle Frequenz ist 13650 kHz.
Beim Start dieser Übertragung verwendete man mit 12095 kHz eine altbekannte Stammfrequenz der BBC. Das fällt jetzt angesichts von dem auf, was seit dem 3. August geschieht:
Jeweils am Sonnabend wird die Ausstrahlung um eine Stunde bis 20.00 Uhr verlängert. Das ist auch angekündigt worden, jedoch ohne zu erwähnen, was diese zusätzliche Stunde enthält.
Selbst das von WRN veröffentlichte Programmschema ist bis jetzt nicht aktualisiert. Die Enthüllung kommt erst zum Sendetermin im linearen Programm (nicht nur auf 13650 kHz, sondern auch online und auf Satellit, das ist also keine Auseinanderschaltung).
Es handelt sich auch nicht um eine schlichte Übernahme ohne Beteiligung der BBC: Deren Zulieferung beginnt mit einer eigens aufgezeichneten Ansage, in der ausdrücklich diese Ausstrahlung von russischen Podcasts beworben wird.
Dabei gibt es bereits offizielle Kurzwellensendungen der BBC aus Abu Dhabi. Derzeit sind einige ergänzende Sendeplätze für Afghanistan, Burma und Afrika vorgesehen.
Weitere aktuelle Kurzwellenkunden in Abu Dhabi sind der Auslandsrundfunk der USA, IBRA-Radio und eine Arbeitsgruppe um Burma News International. Die Details dazu enthalten die einschlägigen Berichte.
Damit bleibt noch, die bis hierher nicht genannten Ausstrahlungen aufzuführen:
Radio Ergo
14.00-15.00 Uhr: 21595 kHz; Somali
Far East Broadcasting Company
04.00-04.30 Uhr: 9540 kHz; Urdu, Fr bis 5.00
04.30-05.00 Uhr: 9895 kHz; Dari
Do-So 20.00-20.30 Uhr: 6035 kHz; Tigray
Gaweylon Tibetan Radio
So-Do 14.00-14.30 Uhr: 15215 kHz
Trans World Radio
5.30-05.45 Uhr: 9655 kHz; Äthiopien
Do-So 15.00-15.15 Uhr: 17680 kHz; Äthiop.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 11.08.2024