Fast alle Mitarbeiter entlassen - Alhurra nur noch mit Notprogramm

In den sich überschlagenden Berichten über die Bestrebungen, den Auslandsrundfunk der USA zu eliminieren, kam dessen arabisches Programm bisher kaum vor. Das ändert sich jetzt auf drastische Weise.
Der Präsident von Alhurra (organisatorisch: Middle East Broadcasting Networks), Jeffrey Gedmin, sprach am 10. April davon, den Betrieb bereits in der Karwoche einstellen zu müssen.
Dem folgte am 12. April die Entlassung von rund 90 Prozent der Belegschaft. Der verbleibende kleine Rest soll, so formulierte Gedmin, „ein digitales Licht brennen lassen“.
Erste Meldungen deuteten das bereits als Abschaltung des Fernsehprogramms. Zunächst war es noch zwischen 15.00 und 23.00 Uhr MESZ aktiv.
Wie Gedmin weiter schrieb, verweigere die bei der US Agency for Global Media eingesetzte „Chefberaterin“ Kari Lake jedes Gespräch. Das könne er nur als Indiz für eine Strategie deuten, seinen Sender durch das Sperren der Finanzierung gezielt auszuhungern.
Erhärtet wird das durch eine Mitteilung von Radio Free Europe / Radio Liberty zur dortigen Lage: Die USAGM stellt jetzt unannehmbare oder völlig unerfüllbare Bedingungen für eine Freigabe der Mittel. Offensichtlich ist das die Methode, mit der die einstweilige Anordnung eines Gerichts ausgehebelt wird.
Die „Chefberaterin“ selbst ist gerade zum State Department versetzt worden. Anscheinend soll sie, wie es bereits mit USAID praktiziert wurde, von dort aus die weitere Abwicklung des Auslandsrundfunks koordinieren.
Informationen gibt es auch zum Stand der Dinge bei den technischen Abteilungen der USAGM: De facto existieren sie schon nicht mehr, da inzwischen alle Mitarbeiter ausgeschieden sind. Die meisten von ihnen haben das unterbreitete Abfindungsangebot angenommen, da sie keine Chance mehr sahen, der Entlassung zu entgehen.
Das wirft die Frage auf, ob die zum 1. April vollzogenen Abschaltungen noch auf regulären Abkündigungen beruhen oder nicht eher auf einem Zusammenbruch der Kommunikation. Womöglich gab es in Luxemburg und Tadschikistan inzwischen Zweifel, ob man weiterhin für die USA erbrachte Leistungen jemals bezahlt bekommen würde.

Alhurra entstand, indem 2002 die Programmtätigkeit für die arabische Welt aus der Voice of America herausgelöst wurde. Prämisse war, in der neuen Struktur „Journalismus mit einer Mission“ zu betreiben.
Das hatte Folgen für die Bemühungen, geeignete Mitarbeiter zu finden. 2007 äußerte sich dazu der damalige Präsident des Senders, Brian Conniff:
» Offen gesagt erklärten zahlreiche Leute, auf die zugegangen wurde, sie wollen nicht für Alhurra arbeiten. Sie wollen nicht für eine Organisation der Regierung arbeiten. Sie wollen nicht für etwas arbeiten, von dem sie meinen, es sei kein wirklicher Journalismus. «

Noch vor dem 2004 vollbrachten Sendestart von Alhurra war das arabische Hörfunkprogramm der VOA in ein Radio Sawa umgewandelt worden. Dieses Produkt fand am 31. Juli 2023 sein Ende.
Im Zuge einer schrittweisen Einstellung begann bereits 2015 der Rückzug von den mit erheblichem Aufwand geschaffenen Mittelwellen- und UKW-Kapazitäten. Einen Teil davon übernahm die VOA, so auch einen Großsender in Dschibuti, dessen Stillsetzung sich jetzt – Stichwort: Zusammenbruch der Kommunikation – über Wochen hinzog.
Wer online nach der etablierten Marke suchte, fand weiterhin eine Übertragung des Fernsehtons vor. 2024 wurde damit eine Stunde am Tag auch noch einmal ein Kurzwellensender in Kuwait eingeschaltet. Wegen einer Budgetkürzung war es mit dieser Ausstrahlung in den Sudan aber schon nach wenigen Monaten wieder vorbei.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 13.04.2025