Auslandsrundfunk der USA - Alhurra mit Kurzwellensendung in den Sudan

Radio Sawa
Ein jetzt wohl historisches Bild: Radio Sawa | © MBN

Neben Radio Dabanga und der Deutschen Welle ist noch ein weiterer Programmveranstalter mit Kurzwellensendungen in den Sudan aktiv. Zu entnehmen ist das der Zeitschrift des British DX Club. Eine dort abgedruckte Meldung des Mitglieds Tony Rogers wird durch Empfangsbeobachtungen bestätigt.

Der Fernsehton des US-amerikanischen Alhurra läuft von 18.00 bis 18.57 Uhr MESZ auf 15445 kHz.

Die Ausstrahlung kommt aus Kuwait. Sie findet sich in Planungsdaten mit der Sprachangabe „Hochchinesisch“ und der zur tatsächlichen Bespielung der Frequenz passenden Abstrahlrichtung Südwesten (230°). Möglicherweise wurde hier ursprünglich für Radio Free Asia reservierte Sendekapazität abgezweigt.

In der Meldung des Clubs ist die Rede von einer Übertragung des Sudan-Programms von Radio Sawa. Von dessen 2022 beschlossener Einstellung wurde aber offenbar nicht wieder abgerückt. Zwar ist der Programmkanal nach wie vor aktiv. Zumindest bei Stichproben, auch während der Kurzwellenausstrahlung, war jedoch nur noch der Ton von Alhurra anzutreffen.

Die Bespielung einer Frequenz in Khartum ist bereits vor einiger Zeit der Voice of America überlassen worden. Parallel endete auch die UKW-Verbreitung im Nahen Osten. Weitere Sendegebiete hatte Radio Sawa schon zuvor aufgegeben.

VOA-Sender Rhodos
Archivbild: Sender 1260 kHz auf Rhodos | © Wolfgang Büschel

Radio Sawa war der Nachfolger des arabischen Radioprogramms der Voice of America. Dessen Herauslösung im Jahre 2002 folgte 2004 die Gründung von Alhurra und die Abschaffung der von der VOA geerbten Kurzwellenverbreitung. 2006 entfiel auch die Nutzung eines Mittelwellensenders auf Rhodos.

Für die alten Sender der VOA gab es verschiedene Nachfolger, so bei Abu Dhabi. Dieser Standort wurde bereits 2015 wieder aus der Mittelwellenverbreitung von Radio Sawa und 2019 auch aus den Sendungen in den Iran herausgenommen.

Grund dafür waren die ausgesprochen hohen, von der Abu Dhabi Media aufgerufenen Preise: 2018 kostete eine dortige Mittelwelle 2,4 Millionen Dollar, demgegenüber das gesamte in diesem Jahr noch aktiv gewesene UKW-Netz von Radio Sawa auch nur 7,7 Millionen Dollar.

Dschibuti, 1431 kHz
Mittelwellensender 1431 kHz in Dschibuti | © Thomcast

2019 endete auch die Nutzung des für Radio Sawa neu aufgebauten, 600 kW starken, auf 1431 kHz arbeitenden Senders in Dschibuti. Er wurde nicht stillgelegt, sondern zusammen mit den UKW-Frequenzen in Libyen und Mauretanien wiederum der VOA überlassen.

Interessanterweise – die Vermutung, es nicht mit einem selbst gewählten Verzicht zu tun zu haben, liegt nahe – findet dabei keine Übertragung der für Äthiopien bestimmten Sendungen statt. Bei der auf die Abend- und Nachtstunden beschränkten Einschaltung des Senders sind nur Programme in Englisch, Französisch und Somali zu hören.

Tatsächlich komplett beendet wurde 2019 die Mitnutzung der Sendeanlage des französischen Auslandsrundfunks auf Zypern. Das mündete hier nach wenigen Monaten in die völlige Stillsetzung.

Ersatz war zunächst noch die Frequenz 1548 kHz von den eigenen, besonders niedrige Betriebskosten aufweisenden Sendern in Kuwait. Am 31. Juli 2023 endete auch deren Bespielung und damit wohl das gesamte Hörfunkprogramm von Radio Sawa.

Die Grundsatzentscheidung zur Herauslösung der Programmarbeit für die arabische Welt aus der VOA war nicht unumstritten. Eine Rolle spielte dabei das Konzept, die neu geschaffenen Sender „Journalismus mit einer Mission“ betreiben zu lassen.

Diese Prämisse hatte Folgen für den Erfolg der Bemühungen, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen. Dazu äußerte sich 2007 der damalige Präsident der – wie sie organisatorisch heißen – Middle East Broadcasting Networks, Brian Conniff:

„Offen gesagt erklärten zahlreiche Leute, auf die zugegangen wurde, sie wollen nicht für Alhurra arbeiten. Sie wollen nicht für eine Organisation der Regierung arbeiten. Sie wollen nicht für etwas arbeiten, von dem sie meinen, es sei kein wirklicher Journalismus.“

Neben Alhurra bemühen sich noch zwei weitere Programmveranstalter mit dem Verbreitungsweg AM um den Sudan und haben nicht, wie die BBC und Al Arabiya, sofort wieder damit aufgehört, als es im vergangenen Herbst galt, die Ressourcen in den Nahen Osten umzulenken.

Einerseits gibt es, als einen der verbliebenen Reste des 2012 eingestellten Radio Nederland Wereldomroep, umfangreiche Programme einer niederländischen NGO, Free Press Unlimited. Für das Sommerhalbjahr 2024 sei erneut der Sendeablauf dieses Radio Dabanga dokumentiert:

06.30-07.00 Uhr: 7315, 11650 kHz
18.00-19.00 Uhr: 15550, 17555 kHz
19.00-19.30 Uhr: 11640, 15550 kHz

Senderstandorte sind auf 7315 und 17555 kHz sowie ab 19.00 Uhr auch auf 15550 kHz Frankreich, auf 11640 und 11650 kHz Madagaskar. Bis 19.00 Uhr kommt die Ausstrahlung auf 15550 kHz über die Kurzwellenanlage von Radio Vatikan.

Noch bis zum 26. Juni sendet außerdem jeweils am Mittwoch die Deutsche Welle in den Sudan.

Sollte es bei der Entscheidung bleiben, nach der Kurzwellenübertragung des Haussa-Programms auch diesen Restbetrieb – bis zum vergangenen Oktober liefen die Sendungen von Montag bis Freitag – einzustellen, dann beschränkt sich die Nutzung des Verbreitungswegs ab Juli auf die tägliche Stunde Äthiopien-Programm.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 09.06.2024