Auslandsrundfunk von Frankreich - Auch Monte Carlo Doualiya wieder auf Mittelwelle

Sender Kap Greco, Zypern
Jetzt ein historisches Foto: Der Mittelwellensender von Monte Carlo Doualiya in Zypern | © Michal Osmenda, CC-BY-SA

Nach den internationalen Sendern von Saudi-Arabien und Großbritannien (sowie beschränkt auf die Kurzwelle: Katar) greift jetzt auch France Médias Monde im Nahen Osten wieder auf den AM-Rundfunk zurück, und zwar vom 4. Dezember 2023 an für eine Stunde am Tag.

Das geschieht einmal mehr aus Zypern, allerdings nicht mehr von der eigenen Sendeanlage an der Südostspitze der Insel, denn deren Antennen wurden Ende 2021 abgerissen (bei Google Maps überschneiden sich derzeit quer über das Objekt die davor und danach aufgenommenen Bilder).

Vielmehr wird auch Monte Carlo Doualiya den von der BBC errichteten Sender auf 639 kHz nutzen. Reserviert ist dafür die Sendezeit von 17.00 bis 18.00 Uhr MEZ.

Gleich zwei Varianten dieser Meldung sprechen dazu von „gutem Einvernehmen“ zwischen der BBC und France Médias Monde.

Das könnte zu der Frage führen, ob ein solches auch mit dem saudischen Al Arabiya besteht, nachdem der frühere Direktor des BBC World Service, Jamie Angus, dessen Leitung übernommen hat. Denn schon seit Juli sendet Al Arabiya zwischen 20.00 und 22.00 Uhr auf der Frequenz 639 kHz, die damit nach einem halben Jahr reaktiviert wurde.

Ursprünglich sollte das den Sudan erreichen, wofür es zeitweise spezielle Hörfunkproduktionen gab. Mittlerweile, so jedenfalls bei verschiedenen Stichproben seit Oktober, läuft einfach der Ton des Fernsehprogramms, dessen Schwerpunkt jetzt bei der Lage im Gazastreifen liegt.

Nachdem der technische Dienstleister die Sendeanlage einmal aus der Einmottung zurückgeholt hatte, begann auch die BBC im November mit speziellen Gaza-Sendungen. Sie kommen von 6.00 bis 6.30 und von 16.00 bis 16.30 Uhr.

Das arabische Radioprogramm der BBC, für das die Mittelwelle 639 kHz bestimmt war, ist erst Anfang des Jahres entfallen. Zur bescheidenen Wiederaufnahme im heutigen Umfang kam es im Mai, zunächst auf Kurzwelle und ebenfalls für den Sudan.

Mit dem Umschwenken auf Gaza hat die BBC ihre eben noch mit anmutigen Worten gepriesene „Lifeline“ in den Sudan kurzerhand gekappt. Das erweist sich jetzt als eine Art Vorgriff auf den Rückzug der UNO, die sich abservieren ließ. Der Direktor einer norwegischen NGO kommentiert die Entwicklung:

„Eine ganze Zivilisation wurde in Stücke zerrissen, 24 Millionen Menschen brauchen Hilfe. Wenn das, was im Sudan geschieht, irgendwo anders als in Afrika passieren würde, wäre es ganz oben auf der politischen Agenda.“

Keinen Sendeplatz auf Mittelwelle, sondern nur auf Kurzwelle mietet Al Jazeera. Das hat einen handfesten Vorzug: Üblicherweise – es gibt keinen Grund, hier etwas anderes zu vermuten – ist Kurzwellen-Sendezeit auch bei ähnlicher Sendeleistung deutlich billiger.

Beworben werden stattdessen Gaza-Sendungen auf einer UKW-Frequenz. Was genau dahinter steckt, ist nicht in Erfahrung zu bringen.

Das ist bei Al Jazeera so üblich. Trotzdem scheint es die Redaktion zu erstaunen, nun auch umgekehrt keine Antworten auf ihre Fragen aus Deutschland zu bekommen.

Radio France Internationale, France 24, Monte Carlo Doualiya
Issy-les-Moulineaux bei Paris: Die Zentrale der France Médias Monde mit ihren drei Sendern

Die jüngste Entwicklung könnte die Frage aufwerfen, warum France Médias Monde ihr arabisches Radio als „Monte Carlo Doualiya“ präsentiert.

Es handelt sich tatsächlich um das einstige arabische Programm von Radio Monte Carlo. 1996 wurde es an Radio France Internationale verkauft, das bis dahin auf Arabisch nur zwei Stunden am Tag auf Kurzwelle gesendet hatte.

Zunächst führte RFI das Programm als „RMC Moyen Orient“ weiter. Erst 2007 erhielt es seinen heutigen Namen, der inzwischen meist zu „MC Doualiya“ oder gleich „MCD“ verkürzt wird. Parallel startete ein arabischer Kanal des Fernsehsenders France 24.

Kap Greco, Zypern
Kap Greco mit den Sendeantennen 990 kHz (links) und 1233 kHz | © Dmitri Panow, CC-BY-SA

Grundlage des Starts von RMC Moyen Orient war ein 1970 geschlossener Vertrag mit dem staatlichen Rundfunk von Zypern. Dieser enthielt eine wesentliche Einschränkung: Es durften keine Programme in griechischer und türkischer Sprache ausgestrahlt werden.

Aufgebaut wurden ein 600 kW starker Sender (eine weitere Erhöhung der Leistung blieb eine Episode) und drei Masten. Damit verbreitete RMC ab 1973 ein teils in Französisch, teils in Arabisch präsentiertes Programm. Es avancierte in kurzer Zeit zum meistgehörten Sender der Region.

Später kam noch eine Reserveantenne mit vier Masten hinzu. Das machte die Sendestation am Kap Greco interessant für den Auslandsrundfunk der USA, dessen wiederholten Vorstößen, aus Ägypten auf Mittelwelle senden zu dürfen, stets eine Abfuhr erteilt wurde.

Somit trat die Regierung von Großbritannien in Aktion und betätigte sich als Vermittler zur französischen Seite. Auf diesem Wege vereinbart wurde, die Reserveantenne den USA zum Betrieb einer zweiten Frequenz mit ebenfalls 600 kW zu überlassen. Da die Anlage nicht dafür ausgelegt war, stellte das eine technische Herausforderung dar.

„Nine-Eleven“ führte zu massivem politischem Druck, die Anlage bis zu dessen erstem Jahrestag, also dem 11. September 2002, fertigzustellen. Alle Risiken dieser Verkürzung der Bauzeit auf 14 Monate wurden auf die Auftragnehmer abgewälzt.

In Betrieb ging der Sender zunächst auf 981 kHz. Diese Frequenz war international nur für eine Leistung von 100 kW koordiniert worden.

Anscheinend rechneten die Verantwortlichen mit einer Hinnahme der geschaffenen Tatsachen durch die betroffenen Staaten (namentlich Griechenland, wo ERT seinerzeit noch in Athen auf 981 kHz sendete). Doch dem war nicht so, weshalb man nach kurzer Zeit auf 990 kHz wechselte.

Das ist eigentlich die Mittelwellen-Hauptfrequenz des Libanon. Von Organen dieses vom Bürgerkrieg zerrütteten Staates war jedoch kein relevanter Widerspruch zu erwarten. Der dortige AM-Sendebetrieb ist ohnehin im Laufe der 90er Jahre zusammengebrochen.

2018 fiel in Washington eine Entscheidung, sich die jährlichen Ausstrahlungskosten von insgesamt 7,7 Millionen Dollar für die arabischen Hörfunksendungen zu sparen. Im Falle der Frequenz 990 kHz endete der Betrieb mit Ablauf des Juni 2019.

Damit wäre die Vorhaltung der Sendestation wieder von der französischen Seite allein zu tragen gewesen. Dort hatte man bereits 2009 kritisch hinterfragt, ob es noch weiter zu rechtfertigen ist, allein schon für die Pacht des Grundstücks jährlich drei Millionen Euro zu zahlen.

Zwar war noch 2017/2018 dafür Geld in die Hand genommen worden, die Umzäunung der Station auf martialischen Stand zu bringen. Trotzdem war mit dem Rückzug der USA ihr Schicksal besiegelt. Die Ausstrahlung von Monte Carlo Doualiya auf 1233 kHz endete am Silvesterabend 2019.

Davon mit betroffen war Trans World Radio, das sich seit 1960 der Dienste von Radio Monte Carlo bedient und 1974 die Mitnutzung auch des Senders auf Zypern vereinbaren konnte.

Ersatz fand sich in Armenien. Dort wurde für das arabische TWR-Programm inzwischen die Frequenz 1350 kHz exklusiv reserviert. Der weniger guten Empfangsqualität steht als Vorteil der günstigere Sendeplatz, derzeit von 19.00 bis 21.30 Uhr, gegenüber. Auf 1233 kHz bekam TWR stets nur Randzeiten.

Von der ursprünglichen Kooperation sind damit noch knapp 15 Stunden Sendezeit in Südfrankreich übrig – nicht pro Tag, sondern pro Woche. TWR überträgt auf 1467 kHz zwischen 22.45 und 24.00 Uhr ein Programm für Nordafrika, davor an Arbeitstagen ab 22.15 Uhr eine Sendung in polnischer Sprache.

Die gesamte Großsendeanlage Roumoules wird nur noch dafür vorgehalten, seit 2020 die Langwellenverbreitung von RMC entfallen ist. Diese Fortsetzung eines wohl völlig unwirtschaftlichen Betriebs zeigt, wie wichtig TWR das Sendegebiet Nordafrika ist.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 03.12.2023