Harald Martenstein über - Das Statussymbol unter den Satzzeichen
Unser Kolumnist hatte eine Doppelpunkt- und eine Gedankenstrich-Phase. Ein Essay über das Semikolon hat ihn nun so begeistert, dass es ihm Hoffnung macht. Nur, auf was?
Als Harald Martenstein jung und fesch war, brachte er in einem Dreißigzeiler locker acht Doppelpunkte unter. Diese Doppelpunkte wurden, was ihn rückblickend wundert, beim Redigieren von den Redakteuren fast nie gestrichen. Vielleicht hegten sie die Hoffnung, dass sich mithilfe von Doppelpunkten junge Leser gewinnen lassen. Martenstein glaubt, seine Doppelpunkte sollten damals ausdrücken, dass fast jeder Satz mit dem nachfolgenden Satz inhaltlich irgendwie zu tun hat: So verhält es sich ja auch. Aber er glaubte, dass die Leser so etwas nicht von selbst kapieren und Hilfe brauchen. Nach dem Ende seiner Doppelpunktphase hat er stattdessen plötzlich extrem viele Gedankenstriche verwendet – kaum ein Satz kam ohne einen durch Gedankenstrich abgetrennten Nachklapp aus, manchmal reihte er sogar zwei Gedankenstrichkonstrukte aneinander – idiotisch, oder?