Exiliranische Medien - Zwei Jahrzehnte (früheres) Radio Zamaneh

2006: Radio Zamaneh, 6245 kHz, Hotbird 13 E
Radiozamaneh.com am 18.09.2006 | © Archiv Kai Ludwig

IJNet.org lenkt den Blick auf die Plattform Zamaneh, die vor knapp zwei Jahrzehnten in den Niederlanden als Radiosender entstand. Grundlage war eine Entscheidung des Parlaments, umfangreichere Mittel für Projekte exiliranischer Medien bereitzustellen.

Aufgebaut wurde Zamaneh über jene NGO-Schiene, von deren Hörfunkprojekten bis heute das für den Sudan sendende Radio Dabanga existiert. Mit der Sezession des Südsudan ist dort noch ein gesondertes Radio Tamazuj herausgelöst worden, dessen Sendezeit gerade auf eine Stunde am Tag schrumpfte.

Ab September 2006 sendete Radio Zamaneh rund um die Uhr über die Hotbird-Satelliten (in einem seinerzeit von der belgischen Fernmeldegesellschaft Belgacom betriebenen Multiplex) sowie bis zu sechs Stunden am Tag über die Kurzwellenanlagen in der Ukraine.

Die Kurzwelle gab man schon nach einigen Monaten wieder auf. In dem Beitrag von IJNet.org heißt es dazu, man habe „mehr und mehr Frequenzen“ einsetzen müssen, weil der Iran die Übertragungen störte. Ein Betrieb von mehr als einem Sender (dieser, wie es hieß, mit 300 kW Leistung) ist allerdings nicht beobachtet worden.

2009 kam es zum Streit, als das Außenministerium in Den Haag den iranischen Botschafter einbestellte, um gegen die Niederschlagung der damaligen Demonstrationen in Teheran zu protestieren. Dabei erklärte der Botschafter seinerseits, die staatliche Finanzierung von Radio Zamaneh sei eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Iran.

Schließlich entfielen auch die Sendungen über Satellit. Mit der Beschränkung auf die Digitalplattform Radiozamaneh.com sei man, so zitiert der aktuelle Beitrag, aus dem publizistischen Wettbewerb der tagesaktuellen Berichterstattung ausgestiegen und beschränke sich jetzt auf Hintergrundbeiträge.

Eine ständige Aufgabe sei es, soeben aus dem Iran ausgereiste neue Mitwirkende zu gewinnen. Diese brauche man nicht nur zum Verständnis der aktuellen Geschehnisse; selbst das von der iranischen Diaspora gesprochene Farsi unterscheide sich inzwischen stark vom Sprachgebrauch im Land selbst.

Sieben Prozent der Mittel von Radio Zamaneh kommen derzeit aus extern angebotenen Übersetzungsleistungen sowie dem Verkauf von Werbeplätzen an Nichtregierungsorganisationen und Nachrichtenanbieter. Angestrebt wird eine Erhöhung des Anteils dieser alternativen Geldquellen auf 20 Prozent.

Mit dem schnellen Verzicht auf den Kurzwellenhörfunk setzte Zamaneh einen Trend, dem die Deutsche Welle bald folgte. Seit 2023 hat nun auch die Iran-Redaktion der BBC auf dieses Medium zu verzichten – nicht unbedingt freiwillig, sondern der finanziellen Lage des Hauses geschuldet.

Im April 2024 verschwand schließlich auch das mit saudischem Geld arbeitende Iran International von der Kurzwelle; sowohl mit seinem primären Angebot als auch dem Afghanistan-Ableger.

Hier handelte es sich von vornherein um eine reine Ergänzung zum Fernsehen, die in der Regel auch nur aus dessen Ton bestand. Entsprechend begnügte man sich mit einer kostengünstigen Ausstrahlung über jeweils einen der auf 100 kW Leistung beschränkten Sender in Usbekistan und Armenien.

Am Karfreitag 2024 gab es in London einen Angriff auf einen Mitarbeiter von Iran International. Parallel begannen katholische Stimmen eine noch wesentlich weiter gehende Diskussion: In Teilen der britischen Metropole sei die Religionsfreiheit inzwischen grundsätzlich gefährdet.

Radio Ranginkaman
Archivbild: Werbung für die inzwischen entfallene Sendung auf Kurzwelle | © Radio Ranginkaman

Vorbei ist es seit 2024 auch mit der Kurzwellensendung von Radio Ranginkaman aus Los Angeles. Es gab sie über immerhin elf Jahre.

Darüber hinaus war die Westküstenmetropole ein bekannter Produktionsstandort von allerlei halbseidenen Sendungen, die für einen Regimewechsel im Iran trommelten. Seit Ende 2022 scheint sich das ebenfalls erledigt zu haben.

Abgesehen von einzelnen Sendungen der Auslandsradios von Tadschikistan, Indien, Türkei, Kuwait, China sowie Japan ist es in erster Linie der Auslandsrundfunk der USA, der noch versucht, auf Kurzwelle ein Publikum im Iran zu erreichen.

Nach einer unvermuteten Budgetkürzung ist auch dabei seit 2024 der Sendereinsatz beschränkt. Derzeit läuft die Übertragung aus Kuwait rund um die Uhr auf 5860 kHz, außerdem von 3.30 bis 9.30 Uhr auf 7590 kHz und daran anschließend bis 15.30 Uhr auf 9990 kHz. In Biblis (Hessen) wird noch die Frequenz 12005 kHz von 7.30 bis 21.30 Uhr eingeschaltet.

Von Kontinuität kann dabei kaum gesprochen werden. Das Iran-Programm der Voice of America erlebte im Laufe der Jahre drei Einstellungen. Den Aktivitätsperioden von 1942 bis 1945, von 1949 bis 1960 und von 1964 bis 1966 folgte erst mit der Islamischen Revolution eine ununterbrochene Tätigkeit.

2002 kam der Politik auch noch die Idee, den Auftrag für Hörfunksendungen in den Iran an Radio Free Europe / Radio Liberty zu geben, das auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern war. So entstand das heutige Radio Farda.

Völlig ins Hintertreffen geriet dabei der Aufbau eines Fernsehprogramms. Diese nicht mit von RFE/RL übernommenen Bemühungen brachten erst 2018 und damit viel zu spät den Sendestart von VOA 365.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 12.01.2025