Niederländisches Projekt - Radio Dabanga sendet weiter für den Sudan
Während die BBC und die Deutsche Welle sich stillschweigend zurückziehen, ist einer der Reste des niederländischen Auslandsrundfunks weiter für den Sudan auf Sendung: Das in Hilversum oder/und Amsterdam produzierte Radio Dabanga.
Ursprünglich zielte der 2008 gegründete Sender auf Darfur. Später weitete er seine Aktivitäten auf das ganze Land aus und berichtet heute auch in englischer Sprache über die Katastrophe im Sudan.
Schon zu Zeiten von Omar al-Baschir machte Radio Dabanga sich viele Feinde, die es nicht bei Rhetorik beließen. 2015 sorgte die Baschir-Regierung für das Ende der Weiterverbreitung durch Arabsat.
In den letzten Jahren seiner schier endlosen (ab 1989) Regentschaft war es Baschir noch gelungen, zum international geschätzten Partner zu avancieren. Radio Dabanga bekam das 2017 durch eine Kürzung seiner Finanzierung zu spüren. Möglicherweise überlebte das Projekt nur durch den Sturz von Baschir, der die Geldquellen wieder lebhafter sprudeln ließ.
Die Berichte von Radio Dabanga über den Putsch von 2019 vermittelten von vornherein Skepsis. Nichts geändert hat sich an den Sicherheitsbedenken, wegen denen Radio Dabanga nicht offenlegt, von wo genau aus es aktiv ist.
Die Ausstrahlungen auf Kurzwelle organisiert das, was von der Technikabteilung des einstigen Radio Nederland Wereldomroep bis heute geblieben ist. Nach einer Erweiterung der Sendezeiten sieht das im Winterhalbjahr 2023/24 so aus (in Klammern der jeweilige Sendestandort):
05.30-06.00 Uhr: 7315 (R. Vatikan), 11650 (Madagaskar)
17.00-18.00 Uhr: 15550 (R. Vatikan), 17555 (Frankreich)
18.00-18.30 Uhr: 11640 (R. Vatikan), 11650 (dto.), 15550 (Frankr.)
18.30-19.00 Uhr: 11640 (Madag.), 11650 (Madag.), 15550 (Frankr.)
Mit der Sezession des Südsudan wurde 2012 aus Radio Dabanga das neue Radio Tamazuj herausgelöst und machte sich ebenfalls schnell unbeliebt: Seit 2017 ist dessen Internetpräsenz im Südsudan gesperrt.
Technisch sind beide Projekte weiterhin miteinander verknüpft. Für Radio Tamazuj sieht der Sendeablauf derzeit so aus:
04.00-05.30 Uhr: 7315 (R. Vatikan), 11650 (Madagaskar)
15.30-16.00 Uhr: 15550 (R. Vatikan), 21485 (Frankreich)
16.00-17.00 Uhr: 15150 (Madag.), 15550 (Madag.) 21485 (Frankr.)
Mit Radio Nederland Wereldomroep selbst ist es seit 2012 vorbei. Es wurde zwar nicht formell geschlossen, jedoch in eine massiv verkleinerte NGO umgewandelt, deren Medienprodukte ausdrücklich keinen Journalismus mehr betreiben.
„Das neue RNW“ brauchte nur noch das kleine Nebengebäude, in dem die hauseigene Journalistenschule untergebracht war. Das eigentliche Funkhaus nutzt nach einem umfangreichen, einer Entkernung zumindest nahegekommenen Umbau seit 2014 die Rundfunkgesellschaft AVROTROS.
2021 wurde auch das Nebengebäude geräumt. Die NGO brach damit die letzten Brücken zur Vergangenheit ab und wechselte nach Haarlem.
Die Einstellung der Hörfunksendungen von RNW bedeutete unweigerlich das „Aus“ für dessen Sendestation auf der Antilleninsel Bonaire. Sie verschwand 2013 von der Bildfläche. Noch brauchbare Teile, insbesondere die erst 2007 neu installierten Sender, wurden zur Einlagerung nach Madagaskar abtransportiert.
Die dortige Kurzwellenstation von RNW blieb erhalten, da für Afrika in der überschaubaren Zukunft weiter mit Möglichkeiten zum Absatz von Sendezeit gerechnet werden konnte.
2019 verbesserten sich die Aussichten dafür sogar noch: Der Sendernetzbetreiber von Südafrika nahm eine Kürzungsrunde der BBC zur Veranlassung, seine Kurzwellenstation bei Johannesburg zu schließen.
Inzwischen ist die Sendestation in Talata Volonondry bei Antananarivo die letzte auf der Südhalbkugel der Erde, auf der Kurzwellen-Sendezeit als technische Dienstleistung an interessierte Programmveranstalter verkauft wird. Sie operiert heute als Firma MGLOB.
Nicht mehr im Einsatz sind die ursprünglichen Sender aus dem Jahre 1971. An deren Stelle traten Geräte aus der Station Hörby.
Dort hatte der Kurzwellenbetrieb mit der Schließung des Auslandsdienstes von Sveriges Radio im Jahre 2010 sein Ende gefunden. Die beliebten deutschen Sendungen von Radio Schweden entfielen schon 2008, da der Redaktionsleiter wegen der fehlenden Zukunftsperspektive gekündigt hatte.
Aus Talata Volonondry kommt nun doch weiterhin eine Folge von Sendungen für jenes Land, dessen totalitäre Regierung, um einmal die Stimmung der Bevölkerung aufzugreifen: Auch deutsche Städte mit seinen „machtvollen Kundgebungen“ belästigt.
Produzent ist Erisat, ein Projekt von Exileritreern in Los Angeles. Dessen Hörfunkproduktionen laufen außer dienstags und donnerstags von 19.00 bis 19.30 Uhr auf 11680 kHz.
Ebenfalls 2021 gestartet, jedoch gegen Ende 2022 wieder verschwunden waren Sendungen von Maezer Semay, einem anscheinend regierungsnahen Sender eritreischer Kirchen. Dessen ergänzende Hörfunkaktivitäten sollen auf Tigray gezielt haben. Im dortigen Krieg spielte Eritrea eine Hauptrolle.
Wirtschaftliche Grundlage des Sendebetriebs in Talata Volonondry sind heute Buchungen von Adventist World Radio und der BBC. Deren Programmpläne wurden an dieser Stelle bereits angeführt. Trotzdem sei die Ausstrahlung im 11-Meterband noch einmal besonders erwähnt: Von 13.00 bis 13.30 Uhr auf 25900 kHz.
Weiterhin realisiert werden für das südliche Afrika bestimmte Übertragungen im Rahmen der Kooperationen, bei denen die beiden Partner sich umgekehrt an der Verbreitung von Radio Dabanga und Radio Tamazuj beteiligen.
Radio Vatikan sendet damit aus Talata Volonondry von 17.00 bis 18.00 Uhr auf 13830 kHz. Radio France Internationale nutzt den Standort für sein Suaheli-Programm: Von 5.30 bis 6.00 Uhr auf 11760 kHz und von 6.30 bis 7.00 Uhr auf 15215 kHz.
Schließlich gibt es noch einige ergänzende Sendungen von Trans World Radio: Für Indien von 15.00 bis 16.00 Uhr auf 17700 kHz, für Pakistan von 15.30 bis 16.00 Uhr auf 15440 kHz und für Westafrika von 15.55 bis 16.25 Uhr auf 9585 kHz.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 12.11.2023