Aufmerksamkeit auch in Deutschland - Iran International sendet wieder aus London

Iran International
Das Erscheinungsbild vom neuen Standort | © Iran International

Der saudisch finanzierte Fernsehsender Iran International schaffte es gerade, von deutschen Medien zitiert zu werden. Nach einer Unterbrechung von sieben Monaten produziert er sein Programm wieder in London.

Seit Februar wurde zunächst nur noch aus Washington gesendet. Der Weggang war eine „Empfehlung“ von Scotland Yard, wo man sich nicht mehr in der Lage sah, die Sicherheit von Iran International und anderen Personen im Bereich des damals genutzten Gebäudekomplexes in Gunnersbury/Chiswick zu gewährleisten.

Die offiziell als Metropolitan Police bezeichnete Sicherheitsbehörde geriet damit unter erheblichen Rechtfertigungsdruck. Verwiesen wurde dort auf 15 vereitelte Entführungen oder Ermordungen durch iranische Agenten.

Man habe, so hieß es weiter, Iran International den Rückzug aus London nicht leichthin nahegelegt. Die Arbeitsbelastung durch die Abwehr von Bedrohungen aus dem Ausland habe sich aber in den letzten beiden Jahren vervierfacht.

Jetzt bezog Iran International einen neuen Sitz. Es handelt sich um einen „Hochsicherheitsstandort im Norden von London, mit stählernen Absperrungen und bewaffneten Sicherheitskräften“, so beschreibt es diese Meldung.

Iran International in London
Ein historisches Bild: Sendestudio am früheren Standort Chiswick | © PersianDutchNetwork, CC

Nichts mehr zu hören war seit April von der Frage, was sich für Iran International aus der Annäherung zwischen Saudi-Arabien und Teheran ergeben könnte.

Seinerzeit schrieb (jeweils nicht frei abrufbar) das „Wall Street Journal“ von einer Zusage seitens Riad, den Tonfall des Programms zu mäßigen. Bei „Foreign Affairs“ wurde daraus bereits das Ende der Unterstützung durch die saudischen Geldgeber.

Iran International: Baerbock, Heinze, Tabatasai
Erneut Thema im Sendeprogramm am 30.09.2023 | © Iran International

Die letzten Tage brachten Iran International mehrere Zitierungen durch deutsche Medien. Dabei ging es um einen Partner des Auswärtigen Amts, der zugleich für die Islamische Republik tätig gewesen sein soll.

Frei abrufbar sind Artikel der Welt und der Taz. Iran International selbst verarbeitete die Resonanz wieder zu einer Presseschau.

Afghanistan International
© radioeins/MM

2021 hatte Iran International noch einen Ableger gestartet: Das nur wenig wahrgenommene Afghanistan International. Dessen Satellitenverbreitung blieb bis heute bescheiden. Genutzt wird einzig der turkmenisch-monegassische Satellit auf 52° Ost.

Dennoch gibt es eine Besonderheit: Der Fernsehton wird auch auf die Kurzwelle 7600 kHz umgesetzt. Aus technischen Gründen geschieht das tags und nachts von unterschiedlichen Standorten, die nicht offiziell mitgeteilt werden. Nach inoffiziellen Informationen handelt es sich derzeit zwischen 4.00 und 18.00 Uhr um Usbekistan, dazwischen um Armenien.

Den Kurzwellenhörfunk nutzt auch der Hauptdienst, angeblich sogar mit einem gesonderten Radiokanal. Hört man dort einmal hinein, trifft man aber doch immer wieder auf den Fernsehton.

Bei Iran International bleibt der Sendestandort Usbekistan stets unverändert. Dafür wird die Frequenz zwischen Tag und Nacht umgeschaltet. Bei den konkreten Uhrzeiten könnte es, sowohl hier als auch bei der Standortumschaltung von Afghanistan International, zum 29. Oktober Änderungen geben.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 01.10.2023