US-Sender in Kuwait - Radio Farda auf 1548 kHz

Kuwait, Iran, Irak
© Sammlung University of Texas

Nachdem das US-amerikanische Alhurra sein Radio Sawa als analoges Hörfunkprodukt eingestellt hat, gibt es eine Nachnutzung von dessen letzter, aus einer eigenen Sendestation des Auslandsrundfunks der USA in Kuwait betriebener Mittelwelle. Auf 1548 kHz läuft jetzt Radio Farda, das Iran-Programm von Radio Free Europe / Radio Liberty.

Nach bisherigen Informationen beschränkt sich diese Übertragung auf die Abendstunden, obwohl die Frequenz nahe der Golfküste (zwar nur ein sehr kleiner Teil des Iran, aber doch mit einigen größeren Städten) auch tagsüber zu hören wäre.

Der Sender steht 35 Kilometer (Luftlinie) nordwestlich des Zentrums von Kuwait Stadt, an jenem Verkehrsweg, der seit 1991 als „Autobahn des Todes“ bekannt ist, nachdem hier ein Konvoi des sich zurückziehenden irakischen Militärs bombardiert wurde.

Angefangen hat es 1993 mit provisorischer, 50 kW starker Technik. Sie steht im Verdacht, auch die Signalquelle der inoffiziellen Sendungen gewesen zu sein, die von den USA bis 2003 auf verschiedenen Frequenzen oberhalb von 1500 kHz in den Irak gerichtet wurden.

1995 begann der Bau der heutigen, 600 kW starken Anlage für die Mittelwelle 1548 kHz. Sie erhielt eine aufwendige Antenne aus sieben Türmen, die auf verschiedene Abstrahlrichtungen umgeschaltet werden kann. Im Laufe der Übertragung von Radio Sawa waren das nacheinander Irak, Saudi-Arabien, Nahost im engeren Sinne und zuletzt wieder Irak.

Sendern Oberlaindern bei Holzkirchen (1593 kHz)
So sah die 2001 stillgelegte Mittelwellenanlage in Oberlaindern zuletzt aus: Ein einzelner Mast für die Frequenz 1593 kHz | © Dr. Hansjörg Biener

Die weitere Entwicklung steht in direkter Verbindung mit Bayern, und zwar der Sendestation von RFE/RL in Oberlaindern bei Holzkirchen, die einst mit Programmen für die Tschechoslowakei und Polen auf der Mittelwelle 720 kHz aktiv war.

Nachdem sich das erledigt hatte, sollte der Sender noch für Ausstrahlungen in das zerfallende Jugoslawien genutzt werden. 1994 übernahmen die USA dafür die Mittelwelle 1593 kHz vom Westdeutschen Rundfunk und überließen dem WDR im Gegenzug die bisherige Oberlaindern-Frequenz zur ganztägigen Nutzung.

Inzwischen gab es jedoch immer lautere Kritik an den Feldstärken in der Umgebung der Sendestation. Deren 1950 begonnener Aufbau hatte keinerlei Planrechtsverfahren durchlaufen, er wurde von den USA als sich selbst autorisierende Besatzungsmacht realisiert.

Schließlich kristallisierte sich auf US-amerikanischer Seite heraus, für den nur noch geringen Versorgungswert dieser Mittelwelle den immer größer werdenden politischen Schaden nicht weiter in Kauf nehmen zu wollen. Konsequenz war die Einstellung des Betriebs am 8. April 2001.

Dem folgte der 11. September 2001 und damit politischer Druck, die Rundfunkaktivitäten im Nahen Osten sowie in Afghanistan und Pakistan schnell zu erweitern. Der noch in Oberlaindern stehende Sender wurde folglich nach Kuwait umgesetzt und dort 2002 ohne Frequenzänderung, sprich auf 1593 kHz, wieder in Betrieb genommen.

Zugleich startete RFE/RL sein Radio Farda. Es lief über diesen Sender, bis neue Mittelwellenanlagen, welche die USA für sich von der staatlichen Rundfunkgesellschaft in Abu Dhabi bauen ließen, zur Verfügung standen.

Danach übertrug RFE/RL auf 1593 kHz noch sein Irak-Programm, das seit 2015 nicht mehr existiert. Im Vorgriff auf diese völlige Einstellung überließ RFE/RL die Frequenz bereits 2013 Alhurra, das sie mit einer anderen als der auf 1548 kHz verbreiteten Programmversion von Radio Sawa bespielte.

Inzwischen häuften sich die technischen Schwierigkeiten mit dem älteren, 150 kW starken Sender. So führten Ausfälle der Kühlung 2012 zur Zerstörung mehrerer Senderöhren. Dies mündete zwischen 2019 und 2021 – das hatte schon kein Beobachter mehr verfolgt – in die Stillsetzung.

Was nun Afghanistan und Pakistan betrifft, versuchte man nicht erst, auch diese weiter entfernten Zielgebiete von Kuwait aus auf Mittelwelle zu erreichen. Stattdessen kam es zur Einbeziehung des Standorts in den Kurzwellenbetrieb.

Kurzfristig errichtet und 2003 in Betrieb genommen wurden dafür vier Vorhangantennen. Zu deren Speisung holte man drei Sender aus den eingelagerten Ausrüstungen der 1996 geschlossenen Kurzwellenstation Glória in Portugal.

Kurzwellenantennen in Oberlaindern
Aus Sicht der Bürgerinitiativen: Zwei der 2003 stillgelegten Kurzwellenantennen und ein Wachturm in Oberlaindern

Parallel hatte die Einstellung des Mittelwellenbetriebs in Oberlaindern die Wogen nicht glätten können. Die zunächst weitergeführten Ausstrahlungen auf Kurzwelle, mit vier Sendern der bereits aus Glória bekannten, 250 kW starken US-amerikanischen Bauart, fanden ebenfalls keine Akzeptanz mehr.

Deshalb verzichteten die USA zum Ende des Jahres 2003 ganz auf den Standort. Einer der Sender kam 2005 nach Kuwait, wo sich das Zielgebiet des Kurzwellenbetriebs damit um China und den Iran erweiterte. Seitdem wird Radio Farda hier rund um die Uhr (abgesehen von zeitweisen Auslagerungen) auf der markanten Frequenz 5860 kHz übertragen.

2007 zog der Auslandsrundfunk der USA sich schließlich auch aus Ismaning zurück. Nach dem Wegfall der Mittelwelle 1197 kHz (2005) war hier noch Satellitentechnik verblieben, die ebenfalls nach Kuwait umgesetzt wurde.

Der Rückzug beschränkte sich nicht auf Deutschland. Auch die Sendeanlagen des Auslandsrundfunks der USA in Griechenland gingen 2006 außer Betrieb.

Das betraf unter anderem eine Mittelwellenstation auf Rhodos und dort nicht (wie in Oberlaindern) einen veralteten Röhrensender, sondern Blöcke in Transistortechnik für 600 kW Sendeleistung. Hier war die Idee, auch sie nach Kuwait umzusetzen, um die Ausstrahlung von Radio Farda zu verstärken.

Damit begann eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Das mit diesem Projekt beauftragte Unternehmen aus Kalifornien bezahlte erst Leistungen seiner Subauftragnehmer nicht und ließ die Baustelle dann ganz ruhen. Die eigentlich für 2008 geplante Fertigstellung zog sich deshalb bis 2010 hin.

Das spielte letztlich aber keine Rolle mehr. Die Anlage mit ihren drei Masten, deren Aufbau 5,2 Millionen Dollar kostete, ging nie in Betrieb, denn man hatte sich in eine frequenzpolitische Sackgasse manövriert.

Anscheinend glaubte man, hier ähnlich vorgehen zu können wie bei der Einmietung auf der französischen Mittelwellenanlage in Zypern. Nach Verwicklungen mit Griechenland, dessen Frequenz 981 kHz zunächst auserkoren war, setzte man sich dort kurzerhand auf die direkt benachbarte Hauptfrequenz des Libanon.

Für das Projekt in Kuwait suchte und fand man mit 1386 kHz wieder eine in der Region nicht aktuell belegte Frequenz. Theoretische Planungen für deren Nutzung gab es allerdings trotzdem, und zwar – im Iran.

Die Idee war, bei der Internationalen Fernmeldeunion einen Betrieb mit geringer Leistung anzuzeigen und dann einfach die installierten 600 kW einzuschalten. Auf dieses Spiel wollte sich das Gastgeberland jedoch nicht einlassen.

Der Vorgang wanderte bis auf den Tisch der damaligen Außenministerin Clinton, die entschied, auf Alleingänge zu verzichten. Auch in diesem Fall sah man in Washington einen Schaden für die Reputation der USA heraufziehen, der den Nutzen der zusätzlichen Frequenz überstiegen hätte.

Sender Greenville "A"
Die 2006 abgeschaltete, inzwischen abgerissene Sendeanlage „A“ bei Greenville (North Carolina)

Davon unberührt blieb der weitere Ausbau der Kurzwellentechnik. 2010 kamen zwei zusätzliche Sender und eine drehbare Antenne kleiner Bauform hinzu. Das ermöglichte erstmals Ausstrahlungen in andere Richtungen als Nordosten. Somit gab es auch noch Sendungen nach Europa, bis RFE/RL sein russisches und weißrussisches Programm 2016 von der Kurzwelle nahm.

Sogar jetzt noch steht auf dem Wunschzettel eine Aufstockung auf bis zu zehn Sender und der Aufbau von Afrika-Antennen, um die sehr niedrigen Strompreise in Kuwait auszunutzen und teurere Übertragungen von anderen Standorten zu ersetzen. Ob es dazu kommt, ist eine Frage der verfügbaren Investmittel.

Zu dieser Idee gehören 16 abgestellte Container, die bei der Betrachtung von Satellitenbildern auffallen könnten. Sie enthalten noch brauchbares Antennenmaterial aus der 2006 abgeschalteten Sendestation „A“ bei Greenville in North Carolina (dem Schwesterstandort der weiterhin aktiven Anlage „B“), das sichergestellt wurde, bevor man den Rest in die Luft jagte.

Was bis hierher beschrieben wurde, kann man sich auch im Bewegtbild anschauen. Dieses Video zeigt den noch von der englischen Firma Marconi gelieferten Sender 1548 kHz, die aus Glória und Oberlaindern umgesetzte Kurzwellentechnik, den Mittelwellensender aus Oberlaindern und auch die Investruine mit den Geräten aus Rhodos:

Eine andere Produktion präsentiert außerdem das erste Provisorium von 1993 und vermittelt die extreme Emotionalisierung, mit der die Ausbauvorhaben ab 2001 intern aufgeladen wurden:

Abgesehen vom Kuba-Programm Radio Martí nutzen heute alle Sender des Auslandsrundfunks der USA die Kurzwellentechnik in Kuwait. Bis zum 28. Oktober 2023 sieht das so aus:

Voice of America
02.00-03.00 Uhr: 9895 kHz; Tibetisch
05.00-06.00 Uhr: 9840 kHz; Deewa
05.00-06.00 Uhr: 15130 kHz; Tibetisch
05.30-06.00 Uhr: 13680 kHz; Somali
Mo-Fr 06.30-07.00 Uhr: 11995 kHz; Kinyarw./Kirundi
07.00-08.00 Uhr: 15190 kHz; Tibetisch
15.00-19.00 Uhr: 13820 kHz; Deewa
16.00-17.00 Uhr: 9910 kHz; Tibetisch
16.30-19.30 Uhr: 11575 kHz; Ashna
19.00-20.00 Uhr: 15730 kHz; Somali
20.00-21.30 Uhr: 12070 kHz; Amhar., Tigrin.
21.30-22.30 Uhr: 9490 kHz; Französisch
22.30-23.00 Uhr: 12070 kHz; Haussa

Radio Free Europe / Radio Liberty
Rund um die Uhr: 5860 kHz; Radio Farda
05.00-14.30 Uhr: 9370 kHz; Radio Farda
06.00-15.00 Uhr: 12130 kHz; Mashaal
06.30-15.30 Uhr: 15090 kHz; Azadi
09.00-12.00 Uhr: 15365 kHz; Mashaal
09.00-14.00 Uhr: 15750 kHz; Mashaal
13.00-16.00 Uhr: 7435 kHz; Radio Farda
17.00-18.00 Uhr: 9525 kHz; Turkmenisch
18.30-22.00 Uhr: 9370 kHz; Radio Farda

Radio Free Asia
00.00-01.00 Uhr: 7505, 9380, 9655...9920 kHz; Ti.
01.00-02.00 Uhr: 5950, 7355...7520 kHz; Ti.
01.00-02.00 Uhr: 9535, 9720 kHz; Chinesisch
03.00-04.00 Uhr: 9410 kHz; Tibetisch
03.00-04.00 Uhr: 9780, 11640, 11995...12025 kHz; Ui.
03.00-05.00 Uhr: 11850 kHz; Tibetisch
04.00-05.00 Uhr: 9380, 11820...11925 kHz; Ti.
05.00-06.00 Uhr: 11985 kHz; Chinesisch
06.00-07.00 Uhr: 13750 kHz; Chinesisch
07.00-09.00 Uhr: 17800 kHz; Chinesisch
08.00-09.00 Uhr: 17670...17750 kHz; Tibetisch
12.00-13.00 Uhr: 13860 kHz; Tibetisch
14.00-15.00 Uhr: 11540 kHz; Tibetisch
15.00-16.00 Uhr: 11570 kHz; Tibetisch
17.00-18.00 Uhr: 9940 kHz; Chinesisch
18.00-19.00 Uhr: 9325...9480 kHz; Uigurisch
19.00-23.00 Uhr: 9360 kHz; Chinesisch
20.00-21.00 Uhr: 11760 kHz; Chinesisch
23.00-24.00 Uhr: 7435 kHz; Tibetisch
23.00-24.00 Uhr: 9685 kHz; Chinesisch

Hinter den in einigen Fällen für das tibetische und uigurische Programm von RFA angegebenen Bereichen verbergen sich tägliche Frequenzwechsel, die eine Störung der Sendungen durch China erschweren sollen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme hält sich in Grenzen, zumal es sich auch dabei um einen definierten Ablauf handelt.

Fast alle über die Kurzwellensender in Kuwait abgestrahlten Programme kommen zugleich auf weiteren Frequenzen von anderen Standorten. Bei Radio Farda sind das derzeit Deutschland, Großbritannien und Thailand.

Radio Farda
Archivbild von 2017 | © BBG / Radio Farda

Eine Besonderheit gibt es bei der Satellitenverbreitung von Radio Farda: Um es auf Fernsehgeräten gut auffindbar zu machen, wird es mit Bild gesendet. Das sollte nicht verwechselt werden mit dem nach langer Verzögerung doch noch von der VOA gestarteten Fernsehprogramm für den Iran.

Die Übersicht der Ausstrahlungen aus Kuwait zeigt noch weitere spezielle, von VOA und RFE/RL verwendete Programmnamen. Bei Ashna und Azadi handelt es sich um die abwechselnd in Paschtunisch und Dari gestalteten Sendefolgen für Afghanistan.

Deewa und Mashaal sind auf das Siedlungsgebiet der Paschtunen in Pakistan zielende Programme. Es bleibt unklar, was sie jetzt noch bezwecken sollen, nachdem sich der Programmauftrag, das Rückzugsgebiet der Taliban anzusprechen, in Nichts aufgelöst hat.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 20.08.2023