Zum Beginn des Jahres 2024 - Einschränkungen beim Kurzwellenbetrieb in Südkorea
Unter Verweis auf einen zunehmend abgängigen Zustand der Sendeanlagen hat die südkoreanische Rundfunkgesellschaft KBS zum 1. Januar 2024 einige Ausstrahlungen auf Kurzwelle gestrichen.
[Nachtrag: Damit sieht der Betriebsablauf für den Rest der bis zum 30. März 2024 laufenden Wintersaison so aus:
09.00-11.00 Uhr: 6155 kHz; Japanisch
09.00-12.00 Uhr: 9570 kHz; Korean., Engl.
09.00-13.30 Uhr: 9770 kHz; Engl., Vietnam., Chin.
10.00-11.00 Uhr: 15160 kHz; Koreanisch
12.00-13.00 Uhr: 11795 kHz; Spanisch
12.30-14.30 Uhr: 6095 kHz; Chinesisch
13.00-16.00 Uhr: 9570 kHz; Indones., Engl.
14.00-15.00 Uhr: 9645 kHz; Russisch
14.00-16.00 Uhr: 15575 kHz; Korean., Engl.
15.00-17.00 Uhr: 9630 kHz; Englisch
16.00-19.00 Uhr: 9515 kHz; Engl., Korean.
16.30-18.00 Uhr: 9640 kHz; Vietnam., Engl.
17.00-18.00 Uhr: 7275 kHz; Koreanisch
17.00-19.00 Uhr: 9740 kHz; Korean., Span.
23.00-24.00 Uhr: 11810 kHz; Englisch
00.00-01.00 Uhr: 7215 kHz; Chinesisch
01.00-05.00 Uhr: 11810 kHz; Korean., Japan.
02.00-03.00 Uhr: 11880 kHz; Spanisch
03.00-04.00 Uhr: 15575 kHz; Spanisch]
Stand vom 14.01.2024
Der Auslandshörfunk von KBS hatte gerade seinen 70. Geburtstag gefeiert. Bezug war der Sendestart der „Stimme des freien Korea“ am 15. August 1953, genau fünf Jahre nach dem Ende der japanischen Kolonialherrschaft.
1973 erhielt der Auslandsdienst den neuen Namen „Radio Korea“, dem zuletzt noch ein „International“ angehängt wurde. 1981 begann die Produktion von Sendungen in deutscher Sprache.
1996 startete eine starke Konkurrenz: Arirang, ein englischsprachiger, in Deutschland inzwischen über Astra 19,2° Ost und zahlreiche Kabelnetze verbreiteter Fernsehsender, der mittlerweile auch in die Hörfunkproduktion eingestiegen ist.
2003 zog KBS nach und schuf mit „KBS World“ ebenfalls ein solches Programm, allerdings mit bis heute eher bescheidener Verbreitung. Die so eingeführte Marke gilt inzwischen auch für die Radiosendungen.
Arirang tönte bereits, man sei „der Hauptbetreiber von Auslandsrundfunk der Republik Korea“. Dem stellt KBS entgegen, „der einzige mehrsprachige internationale Sender Koreas“ zu sein.
Leistungsfähige Sendetechnik erhielt das damalige Radio Korea mit der ab 1975 schrittweise aufgebauten Station Gimje. Als letzter Schritt wurde 2013 von einer heute nicht mehr aktiven Firma in Kroatien noch einmal ein Sender beschafft.
Inzwischen ist auch hier der Betrieb eingeschränkt. Nachdem bereits 2006 die Direktsendungen in das mehr als 8000 Kilometer entfernte Mitteleuropa entfielen, da sie nur sehr mäßigen Empfang liefern konnten, begann 2021 auch ein Rückbau der Kurzwellenverbreitung innerhalb von Asien.
Darüber hinaus verfügt die Station Gimje (auch in der Transliteration Kimjae bekannt) über einen 500 kW starken Sender für die Mittelwelle 1170 kHz. Er überträgt die Programme in Koreanisch, Japanisch, Chinesisch und Russisch.
Die Frequenzwahl war bei Radio Korea noch nie sonderlich geschickt. So wurde in den 90er Jahren versucht, auf dem jetzt für das japanische Programm genutzten Sendeplatz am hiesigen Vormittag eine Wiederholung der deutschen Sendung vom Vortag anzubieten.
Ein Empfang der Frequenz im 41-Meterband war in Europa zu dieser Zeit, während der gesamte Weg aus Korea im Tageslicht lag, von vornherein unmöglich. Trotzdem hatte diese Ausstrahlung zwei Stammhörer – und zwar in Japan.
Den Durchbruch für die Hörbarkeit in Europa brachte 1993 eine gegenseitige Überlassung von Sendezeit mit der BBC. Diese Vereinbarung fand 2011 mit dem drastischen Rückbau des Kurzwellenhörfunks auf Seiten der BBC ihr Ende.
Seitdem laufen die Ausstrahlungen, jetzt über die letzte in England noch aktive Kurzwellenstation bei Birmingham, als bezahlte Dienstleistung. 2015 verwendete KBS zu deren Weiterführung bereits das Attribut „vorerst“.
Doch auch im Winterhalbjahr 2023/24 findet sich das deutsche Programm weiter auf seinem seit drei Jahrzehnten unverändert gebliebenen Sendeplatz. Insgesamt sieht die Nutzung des Standorts jetzt so aus:
08.00-09.00 Uhr: 9870 kHz; Koreanisch
19.00-20.00 Uhr: 6040 kHz; Russisch
21.00-22.00 Uhr: 3955 kHz; Deutsch
21.00-22.00 Uhr: 6090 kHz; Arabisch
22.00-23.00 Uhr: 3955 kHz; Französisch
Anderenorts gibt es noch zwei weitere Ausstrahlungen: In Frankreich mit der Senderichtung Afrika für das französische Programm von 21.00 bis 22.00 Uhr auf 5950 kHz, bei der Voice of America in den USA für Spanisch von 2.00 bis 3.00 Uhr auf 11880 kHz.
Nicht täuschen lassen sollte man sich von dem Anschein, in Südkorea habe die Mittelwelle bis heute ihre Bedeutung behalten. Das ist nur noch eine Fassade, die auf „Wunsch“ der Behörden aufrechterhalten wird und inzwischen dennoch sichtlich bröckelt.
Auch KBS hat sich bereits Teile seines längst vergessenen Mittelwellennetzes vom Hals schaffen können. Nicht zur Disposition stehen lediglich die nach Nordkorea gerichteten Ausstrahlungen.
Im Vordergrund steht hier der Sender 972 kHz. Mit seinen 1500 kW ist er auf der mittlerweile weitgehend freien Frequenz gelegentlich bis nach Mitteleuropa zu hören.
Zu diesem Sender gibt es eine Aussage, die andeutet, wie man sich das in Seoul in dem ersehnten, dabei potentiell katastrophalen Szenario eigentlich mit der Freizügigkeit denkt: Die Mittelwelle 972 kHz soll „auch nach der Wiedervereinigung zur Bildung der nordkoreanischen Bevölkerung in Betrieb bleiben“.
Mitunter ebenfalls bis nach Mitteleuropa bemerkbar macht sich auf 1566 kHz die Ausstrahlung der Far East Broadcasting Company, einem evangelikalen Veranstalter aus den USA.
Dieser Sender steht auf der Insel Jeju (Cheju) und ist seit 1973 in Betrieb. Mit seinen 250 kW war er für einige Jahre die stärkste Mittelwelle von Südkorea, bis ihn die anschließend errichteten KBS-Großsender übertrafen.
Die FEBC ist wiederum ein internationaler Medienbetrieb. Entsprechend ist die Sendeanlage mit einer auf verschiedene Zielrichtungen umschaltbaren Antenne ausgestattet. Größere Teile der Sendezeit belegen Produktionen in chinesischer, japanischer und russischer Sprache.
Beitrag von Kai Ludwig