Schließung der Sendestation in Singapur - BBC reduziert Kurzwellenversorgung weiter
Mit dem, bezogen auf Weltzeit, Ablauf des 15. Juli 2023 hat die BBC ihre Sendestation in Singapur außer Betrieb genommen. Das nutzte sie als Gelegenheit für einen weiteren Rückbau der Kurzwellenversorgung, womit jetzt auch in Asien von noch verbliebenen Resten zu sprechen ist.
Bereits in den vergangenen Monaten waren die Programme in Arabisch, Farsi und Bengalisch entfallen. Beim englischsprachigen Angebot nahm der Wegfall der markanten Frequenz 3915 kHz (im unteren, nur für Asien vorgesehenen Teil des 75-Meterbandes) die völlige Schließung der Station Singapur vorweg.
Dem folgte ein Zusammenstreichen des erst 2017 eingeführten Angebots in Koreanisch. Statt eines täglichen dreistündigen Programms gibt es nur noch an Arbeitstagen vier Einzelsendungen von jeweils 30 Minuten.
Zum 16. Juli hatte nun auch die Burmesisch-Redaktion auf die Hälfte ihrer Sendezeit zu verzichten. Hier ist die Ausstrahlung am Morgen entfallen.
Beim englischen Hörfunk-Weltprogramm endete die Kurzwellenverbreitung im Nahen Osten (der bei der BBC damit insgesamt keine Zielregion für diesen Verbreitungsweg mehr ist) und in Ostasien.
Das begründete die BBC einzig mit der Schließung der Station in Singapur, was bei wohlwollender Betrachtung eine Halbwahrheit ist: Die Ansagen mit dieser Formulierung erschienen auch auf den aus Oman betriebenen Sendeplätzen.
In Südostasien wird das englische Programm jetzt noch für zwei Stunden am Morgen (Ortszeit) auf einer Frequenz verbreitet. Möglicherweise ist dem aber nur deshalb so, weil man die Sendezeit bei der Voice of America in den Philippinen zu diesem Termin, mitten in den halbjährlichen Planungsperioden, nicht abbestellen oder umwidmen kann.
In diesem Fall würden Ende Oktober auch diese Übertragungen entfallen. Davon nicht berührt (falls es dann nicht gleich zum nächsten Schnitt kommt) sind lediglich die Ausstrahlungen für Südasien, in erster Linie Indien.
Bis zum Herbst gibt es damit, geordnet nach Senderstandorten, noch die folgenden Kurzwellensendungen der BBC für Asien (die unberührt gebliebenen Übertragungen für Afrika sind hier nicht mit aufgeführt):
Radio Vatikan
02.30-04.00 Uhr: 7295 kHz; Afghanistan
Oman
02.00-03.00 Uhr: 5945 kHz Englisch
02.30-04.00 Uhr: 6195 kHz; Afghanistan
03.00-04.00 Uhr: 7325 kHz; Englisch
03.00-04.00 Uhr: 7445 kHz; Afghanistan
04.00-05.00 Uhr: 9410 und 12095 kHz; Afgh.
05.00-05.30 Uhr: 11870 kHz; Afghanistan
10.30-13.30 Uhr: 17810 und 21470 kHz; Afgh.
14.00-15.00 Uhr: 17790 kHz; Englisch
14.00-16.00 Uhr: 15310 kHz; Englisch
15.00-16.00 Uhr: 11685 kHz; Englisch
15.30-16.00 Uhr: 17515 kHz; Burmesisch
16.00-19.00 Uhr: 11995 kHz; Afghanistan
16.00-21.00 Uhr: 5970 kHz; Afghanistan
19.00-21.00 Uhr: 9550 kHz; Afghanistan
Abu Dhabi
05.00-05.30 Uhr: 13850 kHz; Afghanistan
Armenien
04.00-05.00 Uhr: 13850 kHz; Afghanistan
05.00-05.30 Uhr: 15310 kHz; Afghanistan
19.00-21.00 Uhr: 6195 kHz; Afghanistan
Usbekistan
02.00-03.00 Uhr: 7325 kHz; Englisch
03.00-04.00 Uhr: 9495 kHz; Englisch
10.00-11.00 Uhr: 15185 kHz; Digitalsignal
15.30-16.00 Uhr: 13630 kHz; Burmesisch
Tadschikistan
Mo-Fr 17.30-18.00 Uhr: 9390 kHz; Kor.
Mo-Fr 18.30-19.00 Uhr: 9390 kHz; Kor.
Mo-Fr 19.30-20.00 Uhr: 9390 kHz; Kor.
Philippinen
00.00-01.00 Uhr: 9440 kHz; Englisch
01.00-02.00 Uhr: 11825 kHz; Englisch
12.00-14.00 Uhr: 9410 kHz; Englisch
Mo-Fr 14.30-15.00 Uhr: 7530 kHz; Kor.
15.30-16.00 Uhr: 15325 kHz; Burmesisch
Mo-Fr 17.30-18.00 Uhr: 7355 kHz; Kor.
Mo-Fr 18.30-19.00 Uhr: 7355 kHz; Kor.
Mo-Fr 19.30-20.00 Uhr: 7355 kHz; Kor.
Nördliche Marianen
Mo-Fr 14.30-15.00 Uhr: 5875 kHz; Kor.
Mo-Fr 17.30-18.00 Uhr: 5875 kHz; Kor.
Mo-Fr 18.30-19.00 Uhr: 5875 kHz; Kor.
Mo-Fr 19.30-20.00 Uhr: 5875 kHz; Kor.
Die Präsenz der BBC mit eigenen Sendeanlagen in Südostasien begann 1951 nördlich der Straße von Johor, einige Kilometer landeinwärts in Tebrau. 1971 wurde die dort eingerichtete Sendestation maßgeblich ausgebaut und verstärkt.
Kurz danach war Malaysia jedoch nicht mehr bereit, die Lizenz der BBC noch weiter zu verlängern. Das zwang zu einem Umzug in das 1965 abgetrennte Singapur. Von 1977 bis 1979 wurden die Anlagen schrittweise umgesetzt. Am alten Standort sind inzwischen alle Spuren verwischt.
Seitdem befand sich die Sendestation in Kranji, ganz im Norden des Staatsgebiets von Singapur.
1987 ergänzte die BBC den Standort noch durch eine kleine Kurzwellenanlage (zwei Sender, vier Antennen) in Hongkong, obwohl deren Ende nach nur neun Jahren von vornherein feststand, da das Grundstück 1999 beräumt zurückzugeben war. Die Mittelwellenausstrahlung der BBC in Hongkong überlebte danach noch bis 2017.
Ersatz für den Standort Hongkong war eine neue Großstation in Thailand, unweit der Stadt Nakhon Sawan. Dadurch hatte Ende 2016 eine „Majestätsbeleidigung“ für die BBC einen besonders hohen Preis: Die zufälligerweise gerade nach 20 Jahren auslaufende Lizenz der Sendeanlage wurde nicht verlängert.
Da zu diesem Zeitpunkt der Rückbau des Kurzwellenhörfunks bereits in vollem Gang war, gab es keinen nochmaligen Ersatz. Für den Bedarf, der ihre noch verbliebenen eigenen Kapazitäten überstieg, mietete die BBC fortan Sendezeit bei externen Betreibern.
Auch eine Modernisierung der Station in Singapur unterblieb. Einzige Ausnahme war ein hierher umgesetzter Sender aus dem 2013 geschlossenen Kurzwellenkomplex in Skelton, bei Penrith im nördlichen England. Er war erst 2009 im Zuge der Hoffnungen auf eine Digitalisierung dieses Verbreitungswegs neu beschafft worden.
Ansonsten lief der Betrieb bis zuletzt mit den fünf Jahrzehnte alten, ursprünglich in Tebrau installierten Sendern. Im Gegensatz dazu hatte die Rundfunkgesellschaft von Singapur ihre unmittelbar benachbarte Kurzwellenstation erst 1992 neu ausgestattet.
Entsprechend machte die BBC ein Angebot, als diese Station 2008 geschlossen wurde. Das ging einher mit der völligen Einstellung von Radio Singapore International, das dafür bekannt war, anderenorts kaum beachtete Themen aufzugreifen.
Die Übernahme der modernen Technik scheiterte an der Eile, welche die Nachbarn bei der Abwicklung an den Tag legten. Zum Zeitpunkt der Anfrage waren die Sender, welche die BBC eigentlich für deutlich mehr als den Schrottpreis kaufen wollte, bereits zerstört.
Als Zerstörung bezeichnen könnte man auch, was derzeit insgesamt mit dem BBC World Service geschieht. Dessen Reichweite ist nach jüngsten Erhebungen gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent gefallen. Der Hörfunk hatte sogar den Verlust von 24 Prozent seines Publikums hinzunehmen.
Noch dramatischer fallen die auf alle Verbreitungswege bezogenen Rückgänge bei einigen Fremdsprachen aus: Burmesisch -45 Prozent, Paschtunisch und Dari (Afghanistan) -57 bzw. -64 Prozent, Nigeria-Pidgin -71 Prozent, Indonesisch -73 Prozent, Yoruba (wiederum Nigeria) -77 Prozent.
Seit der Privatisierung des Kurzwellennetzes der BBC (bei den Anlagen im Ausland beschränkte sich dieser Schritt auf deren Verwaltung) wurden die Sender in Singapur zusätzlich an andere Programmveranstalter vermarktet. Darunter befand sich bis 2012 auch die Deutsche Welle.
Mit NHK zog der letzte externe Kunde sich 2021 zurück. Danach gab es zwar noch technische Planungen für eine Ausstrahlung des Furusato-Projekts der japanischen Regierung, die jedoch nicht mehr umgesetzt wurden.
Wie bereits erwähnt, entfiel über die Jahre auch ein großer Teil der eigenen Ausstrahlungen der BBC. Nachdem die Auslastung der Station unter ein Fünftel der installierten Kapazität gefallen war, schwanden die Argumente dafür, das Gelände noch weiter belegt zu halten.
Die Anlage soll schon in Kürze abgerissen werden, da Grundstücke in Kranji inzwischen als Bauland begehrt sind. Dem hat auch eine Pferderennbahn ersatzlos zu weichen.
Eine Erinnerung aus den längst vergangenen Zeiten ganztägiger Ausstrahlungen des englischen Programms ist das „Singapur-Echo“. Das war ein Effekt auf 6195 kHz, einst (wie die ebenfalls in Asien und Afrika bis heute verwendeten 5875, 9410 und 12095 kHz) eine der Europa-Frequenzen der BBC.
Somit gab es auch einen großflächigen Betrieb aus Skelton, über einen der dortigen Sender der in Kranji bis zuletzt eingesetzten Bauart aus den 60er Jahren. Am späten Abend kam das zugleich aus Singapur abgestrahlte Signal oft stark genug in Europa an, um sich im Hintergrund bemerkbar zu machen.
Ergebnis war ein Echo im Abstand einer knappen Drittelsekunde. Es entstand ganz ohne jede verzögernde Digitaltechnik, allein durch die Zuspielung über einen Satelliten auf geostationärer Umlaufbahn (bekanntlich in einer Höhe von 36.000 Kilometer) zuzüglich der 10.000 Kilometer Kurzwellenstrecke zurück nach Europa.
Von alldem unberührt bleibt das Sendegeschehen in Malaysia. Zwar ist 2011 auch die „Stimme Malaysias“ sang- und klanglos eingestellt worden. Dennoch ist die Kurzwellenstation Kajang bei Kuala Lumpur weiterhin mit einem Inlandsprogramm aktiv.
Es handelt sich um das im Funkhaus Kuching produzierte Wai FM. Die Ausstrahlung ist zurück in das 1000 bis 2000 Kilometer entfernte Sarawak gerichtet und läuft deshalb im 25-Meterband, auf 11665 kHz. Nachts (Ortszeit; von 18.00 bis 24.00 Uhr MESZ) wird der Sender ausgeschaltet. Auch sonst arbeitet er inzwischen nicht mehr zuverlässig.
Seit dem vergangenen Herbst überhaupt nicht mehr gehört wurde die Zweitfrequenz 9835 kHz. Optimisten könnten hier dennoch mit der nochmaligen Ausstrahlung eines weiteren Programms aus Kuching, Sarawak FM, rechnen.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 30.07.2023