Sri Lanka - Sender Trincomalee möglicherweise am Ende

Sender Trincomalee
Blick aus einer Antenne der Station Trincomalee zu den Gebäuden und den Kraftstofftanks der Dieselaggregate | © DW

Nachdem auf der einstigen Sendestation der Deutschen Welle in Sri Lanka seit 2023 schon nur noch ein Kurzwellensender nutzbar war, kamen die Ausstrahlungen um den 25. September durch einen weiteren Defekt ganz zum Erliegen. Es ist zweifelhaft, ob die Station noch einmal in Betrieb geht.

Bereits erledigt zu haben scheint es sich auch mit der Mittelwelle 1548 kHz, deren ursprünglichen Röhrensender noch die Deutsche Welle durch einen 400 kW starken Transistorsender französischer Bauart ersetzt hatte.

Zwar verzeichnen Unterlagen teils bis heute Sendeplätze für FEBA-Radio oder/und Adventist World Radio. Bei Empfangsbeobachtungen von Indien aus konnte jedoch schon seit Jahren nichts mehr gehört werden.

Ob die Kurzwellentechnik noch einmal repariert wird, ist zweifelhaft, weil es ab 27. Oktober ohnehin keine Kunden mehr gegeben hätte. Grund ist die bis heute unkommentiert gebliebene Abkündigung aller externen Kurzwellenkapazitäten durch Adventist World Radio, die zum Jahresende auch die Schließung der Sendestation Moosbrunn bei Wien nach sich zieht.

Mit der Sendestation bei Trincomalee, an der Nordostküste von Sri Lanka, hatte die Deutsche Welle ab 1982 ihr Sendernetz im Ausland komplettiert. Die Wahl des Standorts wurde kritisch diskutiert, denn der Bürgerkrieg zwang mehrfach dazu, die Ausstrahlungen einzustellen und die deutschen Mitarbeiter abzuziehen.

Für die Kurzwelle erhielt die Station drei Sender und Antennen zur Abdeckung des Bereichs vom Pazifikraum bis nach Afrika. Der zuerst installierte Sender war noch von alter Bauart; er wurde um 2000 zusammen mit der Mittelwellenanlage für den dauerhaften Betrieb durch eine Neubeschaffung ersetzt, blieb jedoch als Reserve erhalten.

Neben Eigenprogrammen strahlte die Deutsche Welle aus Trincomalee zuletzt auch Sendungen von Radio Nederland Wereldomroep ab. Die Einbeziehung der Mittelwelle im Jahre 2008 blieb jedoch eine Eintagsfliege, da die DW hier nur die absolute Randzeit von 4.30 bis 5.30 Uhr Ortszeit überlassen wollte.

Mit der Einstellung ihres deutschen Hörfunkprogramms beendete die DW am 30. Oktober 2011 den Betrieb der Sendestation. Das Objekt wurde der staatlichen Sri Lanka Broadcasting Corporation übertragen, für die es in Trincomalee schon 2010 einige Kurzwellen-Sendeplätze gegeben hatte.

Die SLBC beendete den von der Deutschen Welle praktizierten autarken Betrieb mit Dieselaggregaten, der auf Dauer nicht mehr tragbar war. Entlang der Zufahrtsstraße entstand 2013 eine Mittelspannungsleitung, um die Station erstmals an das Stromnetz anzuschließen.

Nach vier Monaten sporadischer Tests (bei denen die SLBC zumindest auf 1548 kHz auch noch einmal jene Schleife der Deutschen Welle hören ließ, die für Totalausfälle im Funkhaus oder auf den Übertragungsstrecken bestimmt war: „Unsere Programme sind zur Zeit nicht zu empfangen“) gab es ab dem 1. März 2012 den ersten neuen Kunden.

Es handelte sich um Family Radio, bis dahin der letzte Kurzwellenkunde des Sendernetzbetreibers von Kasachstan, der seine AM-Anlagen bei Tolkyn (siehe Brigadetagebuch) stillgelegt hat. Die Nutzung des Ersatzstandorts erledigte sich jedoch schnell wieder, da dieser Missionssender von seinem Gründer in den Abgrund gestürzt wurde.

March 25, 2012: AWR begins new relay via Trincomalee
Souvenir zum Sendestart | © AWR

Der Beginn der Sommersaison am 25. März 2012 brachte dann den Beginn der Ausstrahlungen von Adventist World Radio. Arrangiert hat sie ursprünglich die Media Broadcast, die ihre Zusammenarbeit mit der SLBC jedoch nach einem Jahr wieder beendete.

Zwei andere von der Media Broadcast vermittelte Kunden verabschiedeten sich schon nach kurzer Zeit. Beim, jetzt ohne Einbeziehung der Deutschen Welle, nochmals den Standort nutzenden niederländischen Auslandsradio war dem so, weil es wenige Wochen später faktisch geschlossen wurde.

Im Falle des US-amerikanischen Radiopredigers Stair handelte es sich um eine seiner üblichen erratischen Entscheidungen. Stair belegte in Trincomalee nicht nur Sendezeit auf Kurzwelle, sondern auch auf 1548 kHz.

Folgekunde auf Mittelwelle war (hinter den auf der Frequenz in China aktiven Sendern auch noch in Japan zu erahnen) „Gospel for Asia“, ein Missionswerk, dessen 2019 eingestellte Rundfunksendungen auf Kurzwelle aus Nauen kamen.

Dafür gab es ab 2014 nochmals Ausstrahlungen der Deutschen Welle, deren einstiger Chefingenieur sich besonders für die Erhaltung der Sendeanlage eingesetzt hatte. Belegt wurden zwei Stunden mit dem Afghanistan-Programm sowie jeweils eine Stunde mit Amharisch und Suaheli.

Das fand 2017 sein Ende, als die SLBC ihre Freundschaft mit der Deutschen Welle überstrapazierte: Unter Verweis auf angeblich durch ein Gewitter verursachte Schäden waren alle Übertragungen externer Programmveranstalter unterbrochen, während die für Eigenprogramme vorgesehenen Sendeplätze unverändert aktiv blieben.

Die Annahme, man werde später natürlich wieder beauftragt, bestätigte sich einzig bei Adventist World Radio. Die SLBC zog daraus Lehren: Als 2018, wie es hieß, eine Senderöhre unbrauchbar wurde und kein Ersatz vorhanden war, verzichtete man lieber auf die eigenen Sendungen, als den letzten verbliebenen Kunden auch noch vor den Kopf zu stoßen.

2020 war die Rede von einem strategischen Einstieg des US-amerikanischen Unternehmens Encompass Digital Media, das mit dem früheren Sendernetzbetrieb des BBC World Service in der Hörfunkverbreitung aktiv ist. Davon hörte man jedoch nie wieder etwas.

Sender Ekala
Souvenir von der Station Ekala, abgebildet ein Sender aus der Kolonialzeit und aus Japan bzw. den USA beigestellte Technik

Der Übernahme des Standorts Trincomalee folgte 2013 die Schließung der Sendestation in Ekala bei Colombo. Ihr Gelände ist inzwischen zum Teil überbaut, insbesondere mit Auslieferungslagern. An die SLBC erinnern nur noch einige Ruinen.

Von seiner Gründung im Jahre 1971 bis 1988 hatte Adventist World Radio bereits von hier gesendet. Selbst das war noch nicht der Anfang: Von 1950 bis 1957 gab es Ausstrahlungen der Vorgänger von AWR.

Ein großer Mitnutzer der Station Ekala war die Voice of America, die in den 50er Jahren eigens Sendetechnik für ihre Zwecke beistellte. Das wiederholte sich 1992 mit dem japanischen Rundfunk NHK, dessen moderne Sender nach dem Rückzug der japanischen Seite mangels Ersatzteilen nicht weiter für eigene Zwecke betrieben werden konnten.

Sender Iranawila
Konnte von Radio Free Asia mitgenutzt werden und erschien deshalb auch in dessen Werbematerial

Die VOA hatte Ende der 90er Jahre ihre inzwischen völlig veralteten, mit jeweils 35 kW recht schwachen Sender in Ekala durch einen neuen Standort ersetzt. Diese Station bei Iranawila, an der Westküste 60 Kilometer nördlich von Colombo, war jedoch vom Unglück verfolgt.

In der Aufbauphase wurde die bereits installierte Technik durch einen Brand zerstört. Statt nochmaliger Neubeschaffungen griff man auf gebrauchte Sender aus geschlossenen Kurzwellenstationen in den USA (Bethany, Ohio) und in Portugal (Glória) zurück.

2013 fielen fünf Antennenvorhänge überraschend einem nicht sehr starken Sturm zum Opfer. Wie sich herausstellte, war die gesamte Anlage massiv korrodiert und nicht mehr zu retten. Der Versuch, das Problem den Rechtsnachfolgern des englischen Lieferanten anzulasten, scheiterte.

Ein Neuaufbau kam zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Betracht, obwohl die Station im Gegensatz zu den VOA-Sendern in Thailand und den Philippinen auch von Radio Free Asia genutzt werden konnte. Somit wurde der Standort 2016 aufgegeben. Die Sender aus Portugal fanden in den USA (Greenville, North Carolina) noch einmal einen neuen Einsatzort.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 20.10.2024