2015 stillgelegt - Ruanda: Pläne für die frühere Sendestation der Deutschen Welle

Deutsche Welle, Sendernetz
Sendernetz der Deutschen Welle bis 1990 | © DW

2015 hatte die Deutsche Welle den Betrieb ihrer Sendestation in Kigali eingestellt und die Antennen sowie die technischen Einrichtungen weitgehend demontiert. Seitdem liegt das Grundstück im Dornröschenschlaf. Jetzt gibt es Pläne zu dessen künftiger Nutzung.

Das Gelände soll als Waldsiedlung gestaltet werden. Das ist Teil eines größeren Projekts. Zu dessen Planungen im Bereich Wohnungsbau heißt es, mindestens 40 Prozent der zu errichtenden Wohneinheiten werden von bezahlbarer Art sein.

DW-Sender Kigali
Archivbild: Zwei Vorhangantennen der DW-Station Kigali

Die Station in Kigali war die erste und zugleich letzte Sendeanlage der Deutschen Welle im Ausland. Für Eigenprogramme war sie ab 1965 mit zunächst einem, ab 1968 dann zwei Sendern aktiv. Auch die Zuspielungen aus Köln liefen vor der Satellitenära über Kurzwelle, worauf sich der alte Begriff „Relaisstation“ bezieht.

Um 1990 kam es zu einem Ausbau. An die Stelle der ursprünglichen Ausrüstungen traten vier Sender mit jeweils 250 kW für eigene Zwecke und ein weiterer Sender mit 100 kW für Radio Ruanda, dessen Ausstrahlung auf Kurzwelle zu den Bedingungen für die Nutzung des Standorts gehörte.

1994 rückte die Sendestation in den Fokus der Berichterstattung deutscher Medien – allerdings nur, bis es gerade noch gelang, die elf deutschen Mitarbeiter und ihre Familien herauszuholen.

Ihrem Schicksal überließ man die mehr als 100, so der seit Afghanistan allgemein bekannte Begriff: Ortskräfte. Rund 80 von ihnen wurden getötet. Als die Mitarbeiter der DW zurückkehrten, um die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen, fanden sie zerstückelte Leichen ihrer Kollegen vor.

Einer dieser Deutschen hatte seine feste Freundin zurücklassen müssen. Auch nachdem ihr die Flucht gelang (sie ist nie wieder in ihre Heimat gereist), machte er sich weiter den Vorwurf, sie nicht rechtzeitig geheiratet zu haben. Die Ruanderin selbst meint dazu, die Fahrt zum Flughafen wäre wohl nicht geglückt, wenn sich nicht ausschließlich Europäer im Konvoi befunden hätten.

Die Station in Kigali arbeitete danach noch bis 2015. Zu ihrer Abschaltung führte das Auslaufen des Vertrags zwischen Deutscher Welle und Republik Ruanda, der einst auf 50 Jahre geschlossen wurde.

Ohne diesen Umstand wäre der Betrieb vielleicht noch einige Jahre fortgesetzt worden. Zuletzt gab es immer noch 28 Frequenzstunden am Tag; außer für die bis heute aus Frankreich auf Kurzwelle ausgestrahlte Amharisch-Sendung auch für Programme in Englisch, Französisch, Suaheli und Haussa.

Heute ist von den Sendeanlagen der Deutschen Welle im Ausland noch jene in Sri Lanka aktiv. Sie überträgt Programme von Adventist World Radio, dessen Start die DW einst selbst mit der Bereitstellung von Sendezeit in Portugal ermöglicht hatte.

Nach jüngsten Meldungen stehen allerdings die Sendungen von AWR aus Sri Lanka vor der Einstellung und damit die weitere Zukunft der einstigen DW-Station bei Trincomalee in Frage.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 29.09.2024