Slowakei - Sendeanlage Rimavská Sobota wird abgerissen

Eine weitere der eindrucksvollen Antennenanlagen des Kurzwellenrundfunks verschwindet demnächst aus der Landschaft: Die bei Rimavská Sobota in der Slowakei.
Erste Kurzwellentechnik war hier 1956 in Betrieb gegangen. Um 1980 realisierten sowjetische Lieferanten eine Anlage mit vier jeweils 250 kW starken Sendern und leistungsfähigen Vorhangantennen.
Nach der Sezession der Slowakei setzte Radio Prag die Ausstrahlungen aus Rimavská Sobota zunächst fort, beendete sie dann aber aus Kostengründen. Im Jahre 2000 kam es noch einmal zur Wiederaufnahme in beschränktem Umfang.
Dieser folgte jedoch schon 2003 für die betreffenden, also nicht aus Litomyšl-Pohodlí abgestrahlten Programme der Umzug zu ganz anderen Standorten; so für eine Übertragung der deutschen Sendung am Abend zunächst ins südrussische Sendezentrum Tbilisskaja, das ebenfalls gerade demontiert wird.
Der nunmehr eigenständige slowakische Rundfunk in Bratislava seinerseits startete im März 1993 einen Auslandsdienst. Nach der Jahrtausendwende schwand die politische Bereitschaft für dessen Finanzierung. Das führte 2004 zur Offenlegung einiger damaliger Zahlen.
Demnach wurde nicht die in Rimavská Sobota belegte Sendezeit in Rechnung gestellt, sondern ein Pauschalbetrag von 13 Millionen Slowakischen Kronen (320.000 Euro) pro Jahr und Sender. Bei der Nutzung von zwei Sendern waren das etwa 60 Prozent des für die Auslandsprogramme vorgesehenen Budgets von insgesamt 54 Millionen Kronen (1,3 Mio. Euro).
Einem massiven Personalabbau und zeitweisen Unterbrechungen der Ausstrahlung folgte schließlich zum Ablauf des Jahres 2010 das Ende der Kurzwellenverbreitung. Wie Wolf Harranth nach einem Besuch in Bratislava betonte, war das auch dort nicht nur ein Rückzug aus der alten Technik:
» Das ist eine Bruchkante. Man kann sich ausrechnen, wer als nächstes von Bord gegangen wird. Also kommt keine überschäumende Silvesterstimmung auf in der Kantine. Man erinnert einander an die Wechselschicksale, an die Opfer, die Täter, die Mitläufer, die Wendehälse; die Aufzählung bleibt lückenhaft: nicht alle von denen sind heute weg vom Fenster. «
Hier zu begutachten ist, was nach den weiteren, anderenorts hinlänglich betrachteten Bruchkanten läuft. Wie sich zeigt, ist prinzipiell auch in den heutigen Strukturen Raum für solche Beiträge.

Von 2004 bis 2006 gab es in Rimavská Sobota auch Übertragungen von Programm aus einem noch näheren Funkhaus, nämlich Budapest.
Das war eine Übergangslösung zur Räumung der Kurzwellenstation in Székesfehérvár (Stuhlweißenburg). Deren Ausrüstungen wurden zum einzig beizubehaltenen Standort Jászberény umgesetzt.
Dies erwies sich als verlorene Investition, denn 2007 stellte Magyar Rádió seinen Auslandsdienst vollständig ein. Die Nacht-und-Nebel-Aktion, mit der das geschah (wohlgemerkt: als in Budapest eine von den Sozialisten angeführte Koalition regierte), beschrieb die Zeitung „Pester Lloyd“ als „geradezu unverschämt“.
2010 entfielen auch die letzten Kurzwellensendungen für Ungarn im Ausland. Inzwischen sind von der Sendestation bei Jászberény nur noch Reste anzutreffen. Einige ihrer Techniker begannen nach der Schließung noch eine Tätigkeit auf der inzwischen ebenfalls verschwundenen Sendeanlage Wertachtal (Bayern).

Im Original betrachtet werden kann hingegen die 1999 abgeschaltete Kurzwellentechnik in Diósd bei Budapest, denn im dortigen Stationsgebäude befindet sich inzwischen ein Museum.
Bis fast zuletzt gehörte zum Betriebsprogramm in Diósd (danach noch in Jászberény) die sonntägliche Frequenz 7220 kHz. Sie diente der Sendung „Gruß und Kuß“, die ab 1960 eine Brücke zwischen ausgesiedelten und im Land verbliebenen Ungarndeutschen schaffen und, so hieß es im Rückblick, unter schwierigen Bedingungen „etwas Wärme aus dem vertrauten Milieu schenken“ wollte.
Für die Kurzwellenstation Rimavská Sobota ihrerseits gelang es 1994, einen großen Auftrag der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu sichern. Er ging jedoch 2001 wieder verloren, als Sendezeit in Österreich billiger zu haben war.
In den ersten beiden Jahren war auch noch der Standort Velké Kostolany in die Ausstrahlungen von Adventist World Radio einbezogen. Wegen des immer weiter zurückgehenden Bedarfs wurde der – mit zwei Sendern stets bescheiden gebliebene – Kurzwellenbetrieb hier 1998 final eingestellt.
Inzwischen sind in Velké Kostolany alle Antennen beseitigt. An einer Nachnutzung des Senderhauses wird gearbeitet.
2007 konnte noch der Italian Radio Relay Service für Ausstrahlungen aus Rimavská Sobota gewonnen werden. Übertragen wurden anfangs auch Programme des Universellen Lebens (Hörfunkaktivitäten Ende 2017 eingestellt) und von Pan American Broadcasting (USA; war bis 2023 ein Kurzwellenkunde der Media Broadcast).
Letzter Klient war Radio Miraya, das Hörfunkprojekt der UN-Mission im Südsudan. Dessen Ausstrahlung aus Rimavská Sobota und damit der dortige Kurzwellenbetrieb insgesamt endete am 31. Mai 2011.
Danach ließ sich Radio Miraya von einem anderen Partner noch bis 2015 Kapazitäten verschiedener Betreiber vermitteln. Erste Station war bis 2012 die Ukraine. Auch dort war Radio Miraya der letzte Kunde überhaupt, machte also gleich noch in einem weiteren Land das Licht beim Kurzwellenrundfunk aus.
Anschließend gab es zwar bis zu konkreten technischen Planungen getriebene Bestrebungen, Radio Slowakei International ab 2014 noch einmal auf Kurzwelle auszustrahlen. Das scheiterte jedoch an der Finanzierung.
Nunmehr sollen die Antennen der Station Rimavská Sobota bis zum Juli abgerissen werden. Das begründet der slowakische Sendernetzbetreiber Towercom auch mit den sich häufenden, inzwischen selbst auf Google Maps präsentierten illegalen Besteigungen der Türme.
Bekannt ist dieses Problem bereits vom Sender Liblice, dessen Masten wohl ebenfalls bald verschwinden. Auch in Junglinster (Luxemberg) gab es gerade einen Vorfall, zu dem ein Beobachter lakonisch bemerkt: „Der Berg ruft!“
Die Beseitigung der Sendeanlagen bei Rimavská Sobota schließt ausdrücklich den kleinen Mittelwellenteil ein. Er gehörte zu den zahlreichen AM-Standorten in der Slowakei, die ihren Betrieb 2008 einstellten.
2017 kam es zu einer Reaktivierung, um die Verbreitung des Programms für die ungarische Minderheit (acht Prozent der Bevölkerung; entlang der Grenze zu Ungarn in der Mehrheit) zu verstärken. Aus unklaren Gründen geschah das auf keiner der zuvor aus Rimavská Sobota eingesetzten Frequenzen, sondern auf 1521 kHz.
Solche sehr hohen Mittelwellen sind für eine Tagversorgung über den Ausbreitungsmechanismus der Bodenwelle kaum noch geeignet. Hinzu kamen technische Schwierigkeiten, deren Behebung nicht mehr gelang. Das mündete Anfang 2022 in eine vorgezogene Abschaltung.

Den ersten deutlichen Rückbauschritt beim AM-Rundfunk in der Slowakei gab es 2003. Seinerzeit endete der Betrieb des Senders Velké Zálužie bei Nitra, der erst 1988 die Frequenz 1098 kHz aus Velké Kostolany übernommen hatte.
Es blieb hier bei einem Provisorium mit einem Senderblock von 750 kW (in den letzten Jahren mit 260 kW betrieben). Der Einbau des zweiten Blocks, der die Station auf die geplante Leistung von 1500 kW gebracht hätte, kam nicht mehr zur Ausführung.
Ab 2009 wollte der slowakische Rundfunk eigentlich ganz auf die Mittelwelle verzichten. Die Sendungen in den meisten Minderheitensprachen, darunter Deutsch, wanderten auf abendliche Sendeplätze in der Regionalkette Regina. Den harten Abschaltimpuls nach dem Tagesprogramm nahm man dafür in Kauf.
Für das großflächige, als Rádio Patria präsentierte ungarische Programm entnahm man vier Frequenzen aus der UKW-Kette von Rádio Devín und weitere drei aus dem Netz von Rádio FM.
Das erwies sich jedoch als untragbar, da die so aufgerissenen Versorgungslücken in der Realität doch größer waren als in den von Wunschdenken geprägten Planungen. Auch für Rádio Patria blieb diese Lösung unbefriedigend, da sie etwa Bratislava und Trnava komplett außen vor ließ.
Nach wenigen Wochen gab es deshalb doch noch einmal eine Mittelwellen-Minimallösung, zunächst mit den beiden Frequenzen 702 und 1098 kHz. Sie blieben im Einsatz, bis der slowakische AM-Rundfunk am Silvesterabend 2022 endgültig eingestellt wurde.
Aus abrechnungstechnischen Gründen waren die Sender nun rund um die Uhr aktiv. Abends und nachts übertrugen sie Rádio Devín und avancierten noch zu den letzten europäischen Mittelwellen mit klassischer Musik, als der AM-Betrieb des italienischen Rundfunks Rai mit dem ähnlichen Sonderfall Triest entfiel.

Die Frequenz 1098 kHz kam seit 2003 vom kleineren der gleich zwei Sender bei Nitra, der wenige Kilometer von Velké Zálužie entfernten Station Jarok. Die Sendeleistung betrug zunächst 50 kW, wurde dann auf 10 kW abgesenkt und parallel zur vorübergehenden Reaktivierung des Standorts Rimavská Sobota noch einmal auf 25 kW angehoben.
Heute zeigt sich auch Jarok als Ziel des „Klettersports“. Vom Sender Velké Zálužie sind nur noch Ruinen übrig und dienen als Kriegsspielplatz.

Die ostslowakische Frequenz 702 kHz wiederum kam einst vom Sender Haniska bei Prešov. Er wurde aber ebenfalls in der letzten Betriebsphase nicht mehr genutzt und ist inzwischen vollständig eliminiert.
Stattdessen zum Einsatz gelangte jene Anlage in Čižatice bei Košice, die bis 2008 auf 927 kHz lief. Inzwischen ist von ihr noch ein Mast übrig, während ein offenes Zufahrtstor andeutet, was aus den Gebäuden geworden sein mag.
Hier befand sich auch die ursprüngliche Sendetechnik der Frequenz 1521 kHz, bestimmt für das in der gesamten ČSSR verbreitete Hvězda-Programm. Dabei sollten drei Sender á 200 kW mit einer speziellen Koppeleinheit zu einer Gesamtleistung von 600 kW kombiniert werden. Folgt man Andeutungen tschechischer Quellen, hat das so aber nie richtig funktioniert.
Durch die Auflösung des Föderalstaates erledigte sich diese Aufgabe. Auf 1521 kHz sendete anschließend noch von kleineren slowakischen Standorten die BBC. Sie wechselte jedoch schon nach kurzer Zeit auf UKW, weshalb diese Mittelwellenverbreitung weitgehend vergessen ist.
Mit Velké Zálužie und Čižatice ist die Aufzählung der unvollendet gebliebenen ČSSR-Großsender noch nicht abgeschlossen. Ein weiteres Projekt betraf die Frequenz 1287 kHz, auf der einst fremdsprachiges Programm für das In- und Ausland lief; dies ab 1988 auch aus Velké Kostolany, auch noch nach 1992 im alten Gleichwellenverbund für Radio Free Europe / Radio Liberty.
Diese Frequenz sollte in Kurojedy, bei Bor an der Autobahn von Prag nach Nürnberg, einen weiteren, 1500 kW starken Sender erhalten, um auch tagsüber effektiv nach Bayern einzustrahlen. Seine Errichtung wurde noch 1989 in der Rohbauphase abgebrochen. Die Baustelle blieb danach sehr lange sich selbst überlassen, ist inzwischen aber doch beräumt.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 13.04.2025