Luxemburg - Sendestation Junglinster könnte abgerissen werden

Sender Junglinster
Junglinster: Stationsgebäude und einer der Langwellentürme; links Kreuzdipol der Kurzwelle 6090 kHz | © allispossible.org.uk, CC-NC

Einer der magischen Namen europäischer Rundfunkgeschichte ist Junglinster. Jetzt gibt es Bestrebungen, die dortige Sendestation aus der Landschaft verschwinden zu lassen.

Das Objekt ist unter Denkmalschutz gestellt worden. Dagegen läuft eine Beschwerde. Sollte dieser stattgegeben werden, ist mit einer Eliminierung der Station zu rechnen.

Zuletzt ging es hier noch um die Kurzwelle, ab 1973 mit der hohen Sendeleistung von 500 kW. Diese Anlage übertrug auf 6090 kHz Radio Luxemburg. Bis in die 80er Jahre war das Gute-Laune-Schlagerprogramm in der DDR vielerorts zu hören, sofort zu erkennen an dem Schwebungspfeifen, das der fünf Kilohertz tiefer laufende Sender des Bayerischen Rundfunks produzierte.

Von 1992 bis 1994 übertrug die Frequenz noch das französische RTL-Radio und ging dann außer Betrieb. Ab 2003 gab es einen Versuch, die AM-Sendekapazitäten in Luxemburg mit digitalen Ausstrahlungen neu zu beleben. Er scheiterte und wurde 2011 in aller Stille beendet.

Das deutschsprachige Programm seinerseits schrumpfte 2015 auf kleine UKW-Fenster. Ansonsten trat an dessen Stelle eine Adaption von 104.6 RTL aus Berlin, was Programmdirektor Arno Müller in der von ihm moderierten Morgensendung kommentierte:

» So toll und populär RTL-Radio über viele Jahre war, mit über zehn Millionen Zuhörern: in den letzten Jahren sind es doch ein paar weniger geworden. «

Die „paar weniger“ beliefen sich zuletzt auf 600.000 pro Arbeitstag, entsprechend einem Marktanteil von 0,8 Prozent. Dabei wurden immer wieder Zweifel an diesen Zahlen laut und in erheblichem Umfang unterlaufene Verwechslungen mit 104.6 RTL oder den ebenfalls unter „RTL“ präsentierten UKW-Programmen aus Dresden und Halle vermutet.

Sender Marnach
Archivbild: Deutschland-Antenne des Senders Marnach | © Legrande, CC

Im Westen Deutschlands war für Radio Luxemburg die tagsüber genutzte Mittelwelle 1440 kHz bekannt. Außer Betrieb ging diese Frequenz mit Ablauf des Jahres 2015. Die Sendeanlage bei Marnach wurde wenige Wochen später abgerissen.

Zuletzt lebte sie vom damaligen China Radio International, das sein deutschsprachiges Programm erst 2013 auf zehn Stunden am Tag erweitert hatte. Mit dem Wegfall der Luxemburger Mittelwelle verblieben zunächst noch zwei Stunden lange, direkt aus China auf Kurzwelle ausgestrahlte Blöcke.

Diese wurden 2019 auf zeitloses Archivmaterial beschränkt und 2021 ganz eingestellt. Übrig blieb eine Onlinepräsenz, die seit 2024 zum chinesischen Auslandsfernsehen CGTN eingemeindet ist.

Den Verlust des Senders Marnach beklagte Chefingenieur Eugène Muller mit der Erwähnung eines Aspekts, den Diskussionen des Themenkomplexes DAB üblicherweise meiden:

» Es werden nur noch die Gebiete innerhalb der Staatsgrenzen bedient. Weitreichender Overspill darüber hinaus wie auf Mittelwelle, Langwelle und teils auch UKW scheint zunehmend unerwünscht zu sein. «
Sender Beidweiler
Langwellenantenne Beidweiler; links weit hinten der alte Sender Junglinster | © Jwh, CC

Junglinster stand ursprünglich als Synonym für die luxemburgische Langwelle. Ab 1972 traf das allerdings nur noch bei Ersatzschaltungen zu.

Den Regelbetrieb übernahm seinerzeit eine neue Anlage beim wenige Kilometer entfernten Beidweiler. Deren Senderblöcke wurden 1994 und noch einmal 2011 ersetzt.

In der Nacht zum 3. Januar 2023 um 1.00 Uhr fand die RTL-Langwelle 234 kHz ihr Ende. Auf eine Verabschiedung wartete man vergeblich, obwohl sich der Moderator Georges Lang für die kurzfristig entschiedene Galgenfrist noch bei den Technikern bedankt hatte. Einfachste Erklärung dafür wäre eine schon im alten Jahr aufgezeichnete Sendung.

Merkwürdig geriet auch der Fernsehbeitrag zum Thema: Er zeigte nichts von der Anlage Beidweiler, sondern ausschließlich die Station Junglinster mit den Resten ihrer alten AM-Technik.

Die Kommunikation der Abschaltung im Vorfeld zeichnete sich dadurch aus, überhaupt stattzufinden, auch mit Ansagen in der Ausstrahlung. Das hatten Europe 1 und RMC drei Jahre zuvor ganz anders gehandhabt und ihre Langwellen kommentarlos stillgelegt.

Seit dem Wegfall des Senders Beidweiler fand die Langwelle schon wieder in zwei weiteren Ländern ihr Ende: In Dänemark und Island.

Als nächstes folgen dürfte Großbritannien. In Betrieb ist die dortige Frequenz 198 kHz nur noch wegen des sich allmählich zum Drama entwickelnden Themas der großen Zahl darüber gesteuerter Stromzähler.

 

Beitrag von Kai Ludwig mit Informationen von Thomas Rudolph; Stand vom 16.02.2025