234 kHz - Langwellenbetrieb in Luxemburg vor der Einstellung

Sender Beidweiler
Langwellenantenne Beidweiler; links weit hinten der alte Sender Junglinster | © Jwh, CC

Bekanntlich findet mit Ablauf des 31. Dezember 2022 der AM-Rundfunk in Luxemburg sein Ende. Dazu gibt es inzwischen Aussagen über den weiteren Umgang mit den jetzt noch genutzten bzw. vorhandenen Sendeanlagen.

Sender Marnach
Deutschland-Antenne des Senders Marnach | © Legrande, CC
Sender Marnach
Ein weiterer Blick auf den 2016 verschwundenen Sender Marnach; rechts die Zweimastantenne für Sendungen nach Großbritannien

Nach aktuellen Presseinformationen sind zum jetzigen Zeitpunkt keine konkreten Planungen oder Antragstellungen für einen Abbruch der Sendeanlage Beidweiler bekannt.

Wie der Bericht gleich anmerkt, hat das nicht unbedingt etwas zu besagen: Beim Mittelwellensender Marnach waren die Masten wenige Wochen nach der Abschaltung umstandslos verschwunden.

Dieser Sender hatte seinen Betrieb auf 1440 kHz mit Ablauf des Jahres 2015 eingestellt. Als letztes zu hören war, abgesehen von der als „Rausschmeißer“ noch einmal eingespielten Nationalhymne, das Deutschland-Programm von China Radio International, bei dem es erst 2013 einen Ausbau auf zehn Stunden pro Tag gegeben hatte.

Der Verlust des Senders Marnach erwies sich hier als Anfang vom Ende. Nachdem ab 2016 zunächst noch zweistündige Sendeblöcke auf Kurzwelle liefen, wurde das Programm 2019 auf zeitloses Archivmaterial beschränkt und 2021 ganz eingestellt. Mittlerweile sieht es nach einer Eingliederung von China Radio International in das Auslandsfernsehen CGTN aus.

Zum Verlust der Mittelwelle formulierte Chefingenieur Eugène Muller seinerzeit eine prononcierte Meinung. Sie benennt aus heutiger Sicht, auf welche Weise die offiziell gedachten Nachfolger der alten Techniken von „der Rundfunkordnung“ gleich von vornherein obsolet gemacht werden:

» Es werden nur noch die Gebiete innerhalb der Staatsgrenzen bedient. Weitreichender Overspill darüber hinaus wie auf Mittelwelle, Langwelle und teils auch UKW scheint zunehmend unerwünscht zu sein. «
Sender Junglinster
Junglinster: Zwei der drei Langwellentürme, dazwischen der kleine Kreuzdipol für die Kurzwelle 6090 kHz | © allispossible.org.uk, CC-NC

Für dieses „Wildern“ stand in Luxemburg über viele Jahre die Sendestation Junglinster. Das blieb auch so, als der Langwellenbetrieb 1972 ins wenige Kilometer entfernte Beidweiler umzog.

Dort entstanden drei Masten von jeweils 290 Meter Höhe. Die ursprünglichen Sender wurden 1994 ersetzt und 2011 nochmals eine neue Senderanlage eingebaut. Diese arbeitet auf 234 kHz jetzt noch tagsüber mit 750 kW, abends/nachts mit 375 kW.

Mit dem Entfall des ständigen Langwellenbetriebs erhielt die alte Station Junglinster dafür etwas anderes: Eine 500 kW starke Senderanlage für die Kurzwelle 6090 kHz.

Übertragen wurde hier Radio Luxemburg. Die Kurzwellenausstrahlung dieses Gute-Laune-Schlagerprogramms erfreute sich in der DDR bis in die 80er Jahre größerer Beliebtheit. Als schlichter Störer wahrgenommen wurde dabei der Bayerische Rundfunk, der mit seinem auf 6085 kHz laufenden Sender ein Schwebungspfeifen erzeugte.

Zum Ende des Jahres 1991 war es mit dem gerade in RTL-Radio umbenannten Programm auf Kurzwelle vorbei. Für weitere drei Jahre lief auf der Frequenz als Parallelbetrieb zur Langwelle noch das französische RTL-Programm aus Paris.

Nach fast einem Jahrzehnt ging die Kurzwellenanlage in Junglinster 2003 noch einmal in Betrieb. Dafür sorgten ambitionierte Bestrebungen, die alten Zeiten mit digitalen Ausstrahlungen wieder aufleben zu lassen. Der Versuch scheiterte und wurde 2011 in aller Stille beendet.

Trotzdem blieb die Sendestation in Junglinster bis heute erhalten und kann nun auch nicht mehr ohne weiteres eliminiert werden: Seit wenigen Monaten steht sie auf der Denkmalliste.

Nicht unter Denkmalschutz stand hingegen das einstige Radio Luxemburg. Es wurde 2015 eingestellt und, auch auf den UKW-Sendern in Luxemburg, durch eine Adaption von 104.6 RTL aus Berlin ersetzt.

Programmdirektor Arno Müller sprach in der von ihm moderierten Morgensendung dazu Klartext:

„So toll und populär RTL-Radio über viele Jahre war, mit über zehn Millionen Zuhörern: in den letzten Jahren sind es doch ein paar weniger geworden.“


Dies habe „viele verschiedene Gründe“, über die er „jetzt gar nicht lange sprechen und nachdenken“ wolle.

Die „paar weniger“ beliefen sich zuletzt auf 600.000 pro Arbeitstag, entsprechend einem Marktanteil von 0,8 Prozent. Dabei wurden immer wieder Zweifel an diesen Zahlen laut und in erheblichem Umfang unterlaufene Verwechslungen mit 104.6 RTL oder den ebenfalls unter „RTL“ laufenden UKW-Programmen aus Dresden und Halle vermutet.

Offenheit praktiziert RTL jetzt auch bei der Einstellung des Langwellenbetriebs. Im Gegensatz zu RMC und Europe 1, die ihre Langwellensender 2020 bzw. zum Jahresende 2019 kommentarlos abschalten ließen, wird der Schritt hier aktiv kommuniziert, auch mit Ansagen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 28.12.2022