Bestätigt - Langwellenrundfunk in Island ist beendet

Sender Gufuskálar
Der Langwellensender 189 kHz

Seit dem 4. oder 5. September 2024 ist die letzte AM-Frequenz in Island, die Langwelle 189 kHz, nicht mehr aktiv. Wie schon zu vermuten war, handelt es sich um die ohnehin für dieses Jahr geplant gewesene Einstellung des Betriebs.

Zwar hieß es zunächst noch, der Sender sei „wegen technischer Probleme vorübergehend außer Betrieb“. Am 17. Oktober ist jedoch die finale Stillsetzung bestätigt worden. Von einem Technikausfall war dabei keine Rede mehr.

Wie schon auf den Langwellenkanälen 177/180/183, 216, 234, 243, 261, 270 und 279 kHz ist damit jetzt auch auf 189 kHz weltweit kein Sender mehr aktiv. In Europa war zuvor die leistungsschwache Anlage auf Sizilien 2005 abgeschaltet worden. Mit der Ausstrahlung aus Schweden ist es schon seit 1991 vorbei.

Stand vom 20.10.2024



Der Sender in Gufuskálar bei Helissandur, ganz im Westen von Island, war 1997 in Betrieb gegangen. Nachgenutzt wurde hier eine 412 Meter hohe Antenne des drei Jahre zuvor stillgelegten Navigationssystems Loran-C (100 kHz).

Mit der leistungsfähigen Langwellenanlage, die auch nicht mehr im problematischen Gleichwellenbetrieb auf 207 kHz arbeitete, konnte auf die ergänzenden Mittelwellensender bei Höfn an der Südostküste und bei Skjaldarvik im Norden der Insel verzichtet werden.

Sender Reykjavík-Vatnsendi
Funkanlagen in Reykjavík-Vatnsendi; links und rechts die jetzt verschwundenen Langwellenstrahler | © Stalfur/Mapillary, CC

Die Anlage Gufuskálar hatte den Standort Reykjavík-Vatnsendi (am südöstlichen Stadtrand) abgelöst. Die dortigen zwei Masten wurden 2021 abgerissen. Der 100 kW starke, in den 50er Jahren von der Firma Brown Boveri (Schweiz) gelieferte Sender ist in diesem Video zu sehen.

2016 gab es noch Versuchssendungen mit geringer Leistung auf der früheren Höfn-Frequenz 666 kHz. Damit sollte erprobt werden, ob die Mittelwelle eine Alternative zu den nicht nur teuren, sondern von immer mehr Autoradios auch nicht mehr zu empfangenden Langwellen sein könnte. Der Ansatz wurde jedoch nicht weiter verfolgt.

Stattdessen entschied die Rundfunkanstalt Ríkisútvarpið, das UKW-Netz auf alle ständig bewohnten Siedlungen, Hauptstraßen und touristischen Ziele auszubauen. Wer sich zu abgelegenen Orten begibt, an denen weiterhin kein UKW-Empfang möglich ist, wird in Abstimmung mit den Behörden fortan auf das Mitführen eines Satellitentelefons orientiert.

Sender Eiðar
Archivbild: Der 2023 abgerissene Sender Eiðar

Somit ging der für die Versorgung des Ostens von Island bestimmte Sender Eiðar bereits am 1. März 2023 außer Betrieb.

Bei der Abfolge, in welcher der Ausschaltung des Senders der Abbruch der Antenne folgte, stellte man einen wohl nicht mehr zu überbietenden Rekord auf: Dazwischen lagen offenbar nur Minuten. Wie eine Aufnahme zeigt, ließ man den Mast mit noch eingeschalteten (hier weißen) Hindernisfeuern umstürzen.

Über die Einstellung des Betriebs informierte Ríkisútvarpið mit sehr fadenscheiniger Begründung und erst zwei Tage zuvor, als der Sender bereits zu einer Hinweisschleife umgeschaltet war. Hinter den angeführten plötzlichen Bedenken bei der Flugsicherheit steckte vermutlich das Geld, das man für eine weitere Wartung des 218 Meter hohen Mastes hätte ausgeben müssen.

2001: Ríkisútvarpið auf 13865 kHz
Souvenir aus den Tagen, als Ríkisútvarpið terrestrisch auch noch in Südamerika zu hören war | © Sammlung Rudolf Grimm

Schon länger Geschichte ist der Kurzwellendienst von Ríkisútvarpið, den es als ständige Einrichtung ab den frühen 70er Jahren gab. Er nutzte die 10 kW starken Sender der inzwischen vollständig abgerissenen Station Rjúpnahæð, knapp zwei Kilometer entfernt vom alten Langwellenstandort.

Eine erste Einstellung führte 2001 zu einer unerwarteten Zahl an Beschwerden. Deshalb wurden die Kurzwellensendungen nach mehreren Monaten trotz Budgetzwängen noch einmal aufgenommen, 2007 dann aber endgültig abgeschaltet. Neu eingerichtet und als Ersatz präsentiert wurde seinerzeit eine unverschlüsselte Satellitenübertragung der beiden UKW-Programme.

 

Beitrag von Kai Ludwig