Drama - Die Saat des heiligen Feigenbaums
Von dem bekannten iranischen Regisseur Mohammad Rasoulof, der wegen einer gegen ihn verhängten, drastischen Strafe aus seiner Heimat fliehen musste, stammt "Die Saat des heiligen Feigenbaums". In dieser Familiengeschichte gestaltet Rasoulof im engsten privaten Raum ein ganzes Panorama der heutigen iranischen Gesellschaft mit ihrer schreienden Ungerechtigkeit und gesellschaftlichen Konflikten.
Iman (Misagh Zareh), Vater zweier Töchter (hervorragend: Mahsa Rostami und Setareh Maleki) wird zum Untersuchungsrichter befördert und erhofft sich mehr Wohlstand für die Familie. Doch er wird im neuen Amt immer tiefer in die Verbrechen des Regimes hineingezogen, während die Mädchen auf Seite der Protestierenden stehen. Der Riss geht durch die Familie, das wie ein Kammerspiel inszeniert wurde.
Klaustrophobisch erscheint die Abschottung von der Wirklichkeit, das Verdrängen der Untaten, eine anschauliche Studie des Mitläufertums und des Opportunismus. Dabei ist der glänzend gespielte Film alles andere als ein trockenes Statement. Er nimmt immer mehr den Charakter eines überaus spannenden, politischen Thrillers an, in dem sich jede der Figuren entscheiden muss.
Knut Elstermann