Dokumentation - Architecton
Der russische, in Berlin lebende Regisseur Victor Kossakovsky wendet sich in seinen faszinierenden Dokumentarfilmen existenziellen Fragen zu und will damit immer Diskussionen anregen. In "Aquarela" ging es um das Wasser, in dem ergreifenden Film "Gunda" um unseren Umgang mit den Tieren. Seinen neuen Film "Architecton", ein bildgewaltiger (großartige Kamera: Ben Bernhard), filmsicher Essay, könnte man als den Abschluss einer Trilogie sehen.
Diesmal geht es um unsere Bauten, um die irdischen, steinernen Hinterlassenschaften der Menschheit. Im Mittelpunkt steht der bedeutende italienische Architekt Michele De Lucchi, der in seinem Garten eindrücklich über Vergänglichkeit und Nachhaltigkeit philosophiert, eine Grundlage für den ganzen Film.
Kossakovsky erkundet die Materialien, mit denen wir unsere Lebenswelt gestalten, Stein, Beton, zeigt die Ruinen von Baalbek bis hin zu den Trümmern des Erdbebens in der Türkei, Anfang 2023. Was bleibt von uns, antike Bauten und Betonschutt? Wie können wir die knapper werden Ressourcen nutzen für immer mehr Menschen, die ein Dach über dem Kopf brauchen? Wie wollen wir künftig bauen, was nichts anderes heißt als: Wie wollen wir leben? Mit diesen Fragen geht man aus diesem ebenso so schönen wie anregenden Film.
Knut Elstermann