Türkei - Umstrukturierung der Auslandsdienste von TRT

Sendestart von TRT World
Archivbild: Der offizielle Sendestart von TRT World | © Mark Lowen

Beim türkischen Rundfunk TRT ist eine Umstrukturierung der Auslandsdienste im Gang. Deutliche Folgen sind seit Neujahr zunächst bei den Hörfunksendungen in englischer Sprache zu beobachten.

Sie kommen ab sofort von der in Istanbul angesiedelten Redaktion des seit 2015 aufgebauten, auch über Astra 19,2° Ost verbreiteten TRT World. Folglich werden erhebliche Teile der Radiosendungen mit dem Ton von Fernsehproduktionen bestritten.

Der Hörfunkredaktion in Ankara war schon zum Start des Fernsehprogramms die Zuständigkeit für den Auftritt im Internet entzogen worden. Ihr verblieben einzig die linearen Radiosendungen. Nachdem sich auch das erledigt hat, wurde dem Team bedeutet, sich künftig mit Podcasts am englischsprachigen TRT-Angebot zu beteiligen.

Bislang unberührt blieben die Hörfunksendungen in deutscher Sprache. Auch diese Redaktion bespielt nur noch das Radio, nachdem seit 2019 ein neues Team in Berlin die Plattform TRT Deutsch betreibt, verbunden mit der Behauptung, TRT wende sich damit erstmals an ein deutschsprachiges Publikum. Tatsächlich geschieht das seit 1938.

Über diesen Kanal, der sich im TRT-Radioportal in verwirrender Weise ebenfalls als „TRT World“ präsentiert, laufen die einstündigen deutschen Sendungen um 13.30, 19.30, 1.00 und 9.00 Uhr. Wer das nicht abpassen will, kann diesen Service nutzen.

Nachdem auch bei Russisch und Arabisch in gleicher Weise verfahren wurde, folgte erst am 18. Dezember 2024 der Start des nächsten angeblich neuen Sprachdienstes: Farsi, also Iran-Persisch.

Neben der Standardaussage, gegen die „einseitige, westzentrierte Sicht internationaler Medien“ angehen zu wollen, nennt TRT noch einen weiteren Grund für die Schaffung dieser Digitalplattform: Nach dem Sturz von Assad komme es jetzt zur „Verschlechterung der Beziehungen zwischen Teheran und Ankara“.

Nicht mehr nachvollziehbar ist schließlich die Formulierung, man habe „den 9. digitalen Nachrichtenkanal und die 12. Sprachplattform“ geschaffen. Die Hörfunkredaktionen in Ankara sind seit langer Zeit deutlich breiter aufgestellt, auch wenn dort in den letzten Jahren bereits die Produktion von Beiträgen in Portugiesisch, Japanisch, Malaysisch, Haussa und Suaheli entfiel.

Stand vom 04.01.2025


Bis heute wird das TRT-Auslandsradio auch auf Kurzwelle ausgestrahlt. Das gilt allerdings nur noch für Teile des Programms, seit die Sendestation Ankara-Etimesgut 2009 den Betrieb eingestellt hat. Zwischen 2015 und 2017 wurden ihre Antennen weitgehend abgerissen.

Aktiv ist jetzt noch die 1992 mit fünf Sendern eröffnete Station Emirler, etwa 50 Kilometer südlich von Ankara. Sie hat seit Oktober 2019 eine ganz spezielle Aufgabe: Die Störung des heute als „Dengê Gel“ auftretenden kurdischen Radios.

Für den regulären, inzwischen von technischen Problemen geplagten Programmbetrieb ist bis zum 29. März 2025 folgender Ablauf vorgesehen:

00.00-01.00 Uhr: 5960 kHz; Englisch
02.00-04.00 Uhr: 6000 kHz; Türkisch
02.00-04.00 Uhr: 7265, 7280 kHz; Span.
04.00-05.00 Uhr: 7240 kHz; Uigurisch
05.00-06.00 Uhr: 6125, 7285 kHz; Engl.
05.00-08.00 Uhr: 9650 kHz; Türkisch
06.00-07.00 Uhr: 17530 kHz; Musik
06.00-08.00 Uhr: 11660 kHz; Türkisch
07.00-08.00 Uhr: 15235 kHz; Musik
08.00-09.00 Uhr: 17780 kHz; Musik
08.00-15.00 Uhr: 15350 kHz; Türkisch
09.00-10.00 Uhr: 11710 kHz; Aserbaid.
10.00-10.30 Uhr: 9840 kHz; Georgisch
10.00-10.30 Uhr: 17770 kHz; Turkmen.
10.30-12.00 Uhr: 11795 kHz; Farsi
11.00-12.00 Uhr: 11955 kHz; Arabisch
12.00-12.30 Uhr: 15360 kHz; Tatarisch
12.00-13.00 Uhr: 17715 kHz; Französ.
12.30-13.00 Uhr: 13655 kHz; Usbekisch
13.00-13.30 Uhr: 7245 kHz; Bulgarisch
13.00-14.00 Uhr: 17775 kHz; Chinesisch
13.30-14.00 Uhr: 11970 kHz; Italienisch
13.30-14.30 Uhr: 15270 kHz; Deutsch
14.00-15.00 Uhr: 15390 kHz; Urdu
14.30-15.30 Uhr: 13635 kHz; Englisch
15.00-16.00 Uhr: 9410 kHz; Russisch
15.00-18.00 Uhr: 11815 kHz; Türkisch
15.30-16.00 Uhr: 9505 kHz; Kasachisch
16.00-17.00 Uhr: 5985, 17650 kHz; Arab.
17.00-18.00 Uhr: 9490 kHz; Farsi
17.00-18.30 Uhr: 9595 kHz; Paschtun.
18.00-23.00 Uhr: 5980 kHz; Türkisch
18.30-19.30 Uhr: 9495 kHz; Spanisch
18.30-19.30 Uhr: 9660 kHz; Englisch
19.30-20.30 Uhr: 5945 kHz; Deutsch
19.30-23.00 Uhr: 6120 kHz; Türkisch
19.30-20.30 Uhr: 9865 kHz; Französ.
20.30-21.30 Uhr: 6050 kHz; Englisch
21.30-22.30 Uhr: 9625 kHz; Französ.
22.30-23.30 Uhr: 9610 kHz; Englisch

Bei den umfangreichen Übertragungen in türkischer Sprache handelt es sich um ein spezielles Auslandsprogramm, das über längere Zeit bis 2020 ebenfalls über Astra lief: Türkiyenin Sesi Radyosu.

Eben dieses Programm wurde im Februar 2023 kurzzeitig auch von Radio Vatikan ausgestrahlt. Empfangsbeobachtungen auf der Frequenz im 49-Meterband zeigten keinerlei Grund für die daran geäußerten Zweifel.

Es schien sich konkret um einen der 100 kW starken Sender aus der 2007 stillgelegten Kurzwellenstation des italienischen Rundfunks Rai zu handeln, mit denen Radio Vatikan sehr alte Technik ersetzen konnte. Seit dem Wegfall der Europaversorgung werden diese Sender nur noch in Ausnahmefällen eingeschaltet.

Die Übernahme erfolgte im Rahmen eines Katastrophenradio-Konzepts, das inzwischen nur noch Radio Vatikan am Leben hält. Wie unreflektiert dabei vorgegangen wird, zeigte die Wahl des Auslandsprogramms, das natürlich keine laufenden Informationen zur Lage enthielt.

Dabei hatte TRT unmittelbar nach dem schweren Erdbeben vom 6. Februar 2023 schon selbst gehandelt und brachte für das tatsächlich relevante Radyo 1, dessen Verbreitung auf Lang- und Mittelwelle ansonsten seit 2008 eingestellt ist, den Sender Mersin (Standort Kazanli) zum Einsatz.

Er gehört zu jenen Mittelwellenanlagen, die TRT für alle Fälle weiter vorhält. Um die Betriebsbereitschaft zu garantieren, werden sie regelmäßig am Vormittag für kurze Zeit eingeschaltet.

Ab 2012 kam über diesen Sender ein abendliches, im Studio Mersin produziertes Programm in arabischer Sprache. An dessen Stelle traten dann aus Ankara abgewickelte Sendungen, die schließlich 2019 entfielen, wohl im Zusammenhang mit dem Ausbau des Fernsehangebots.

Aufsehen erregte anschließend der Satellitenkanal, über den dieser spezielle Arabischdienst den Mittelwellensendern zugespielt wurde: Für einige Zeit lief hier noch die Musikschleife, mit der TRT die Dengê Gel stört.

 

Beitrag von Kai Ludwig