Griechenland - ERT soll Grundstück der Kurzwellenstation verlieren

ERT-Sender Vathy, 2011
Mit dieser Geselligkeit ist es vorbei: Einfahrt der Sendestation Vathy im Sommer 2011 | © google.de/maps

Zehn Monate nach der Einstellung des Sendebetriebs ist wieder einmal von der Kurzwellenstation des griechischen Rundfunks ERT zu hören: Ein soeben eingebrachter Gesetzentwurf zielt darauf ab, unter anderem auch dieses Objekt in staatliches Eigentum zu überführen und ERT so den Erlös aus der Verwertung des Grundstücks vorzuenthalten.

Wie weiter gemeldet wird, ist die Station seit der Abschaltung sich selbst überlassen und ihre Ausplünderung in vollem Gang.

Der Sendebetrieb hatte hier am 15. Juni 2022 um 19.05 Uhr sein Ende gefunden. Dem ging eine kontroverse Diskussion voraus, in der ERT erklärte, es lasse sich keine Nutzung des Dienstes mehr nachweisen. Gemeldet hätten sich nur noch Hobbyisten, die in ihren Zuschriften um Bestätigungskarten baten.

Mit Bezug auf Irland bemerkte ein Polemiker gerade, Anhänger des AM-Rundfunks würden Geld wohl für ein theoretisches Konzept halten.

Dem ist schwer zu widersprechen, wenn man sah, was Techniker von ERT in der Auseinandersetzung um den Kurzwellendienst forderten. Sie begnügten sich nicht etwa mit der letzten Ausprägung, bei der jährlich 80.000 Euro für Strom und 20.000 Euro für Ersatzteile aufzuwenden waren.

Aufgemacht wurde auch die Rechnung, die beiden ursprünglichen Sender der Station Avlida/Vathy wieder in Betrieb zu nehmen: 120.000 Euro für einzubauende Ersatzteile und weitere 20.000 Euro für die erforderliche Wartung der ebenfalls nicht mehr genutzten Antennen.

Damit immer noch nicht genug: Die Modulatorstufe des zuletzt noch auf 9420 kHz betriebenen Senders sollte doch so, wie es bei der englischen Langwellenstation Droitwich geschah, auf Transistortechnik umgebaut werden. 200.000 Euro.

Dieser Sender stammte aus der 1996 geschlossenen Station Glória in Portugal. Einen Teil der dortigen Ausrüstungen erhielt ERT als Gegenleistung für die Verlängerung der griechischen Sendelizenz der Voice of America. Darüber hinaus konnte ERT die VOA-Sender mitnutzen.

2006 gaben die USA ihre Sender in Griechenland auf. Die Kurzwellenantennen und Mittelwellenmasten in Kavala bei Xanthi sind inzwischen verschwunden. Schon vor einem Jahrzehnt aufgebrochen wurden die jetzt ihrerseits ausgeräumten Gebäude. Dabei kam es zur Freisetzung polychlorierter Biphenyle (PCB), die nach der Abschaltung nicht aus der Anlage entfernt wurden.

Auch vom Sender Thessaloniki-Perea (ein Bild von 2011) ist nicht mehr viel übrig, seit die Mittelwellenverbreitung von ERT 3, der Filiale in Thessaloniki, aus Budgetgründen 2012 entfiel. In Deutschland war sie über Jahrzehnte als Störer des Senders Wilsdruff bekannt.

Wie am Funkhaus Thessaloniki noch lange zu lesen war, konnte das Programm aber auch hierzulande laut und klar gehört werden. Dafür sorgten in Perea die alten, nach dem Aufbau der Station Kavala ebenfalls schon ERT überlassenen Kurzwellensender der VOA.

2001 gingen die Ersatzteile für diese Sender aus den frühen 50er Jahren zur Neige. Danach wurde der Kurzwellendienst von ERT 3 noch ein knappes Jahrzehnt aus der Station Vathy aufrechterhalten.

I Foni tis Elladas: 9420, 9935, 11645 kHz
Auch 2022 noch mit erwähnt: Die beiden anderen, schon seit Jahren nicht mehr betriebenen Frequenzen | © ert.gr

Der Abschaltung auch des letzten Kurzwellensenders gingen Kürzungen im Programm der Stimme Griechenlands voraus: Seit November 2021 scheint es keine Beiträge in Fremdsprachen mehr zu geben.

Das waren zuletzt noch Nachrichten, vor allem in den Sprachen der Nachbarländer. Schon zuvor verschwand nach Jahrzehnten das deutsche Angebot, spätestens mit der über zwei Jahre hinweg vergeblich versuchten (davon der Sendeton) Eliminierung von ERT.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 22.04.2023