Sendungen nach Eritrea - Radio Erena geht das Geld aus

Sender Noratus am Sewansee
Mondnacht über den Kurzwellenantennen am Sewansee in Armenien | © Alexei Tschalabjan, CC-BY-SA

Seit 2009 senden eritreische Journalisten aus dem Pariser Exil täglich in ihre Heimat. In den kommenden Monaten könnte das jedoch sein Ende finden.

AFP berichtet über Aussagen der Betreiber, laut denen die verfügbaren Mittel von privaten Spendern sowie Nichtregierungsorganisationen aus den USA und Europa nicht mehr ausreichen, um die Kosten zu decken. Von den einst sechs Mitarbeitern seien schon nur noch drei verblieben.

Durch die weltweite Lage mit immer weiteren Krisen sei es sehr schwierig geworden, neue Spender zu finden. Ohne frisches Geld verliere man 2025 fast die Hälfte des Etats. Das könne im Laufe der kommenden Monate zur Einstellung der Sendungen zwingen.

Die Situation in Eritrea ist durch starke Fluchtbewegungen und Vorfälle auch hierzulande bekannt: Nach der 1993 vollzogenen Loslösung von Äthiopien entstand ein totalitäres Regime, das in der „Rangliste der Pressefreiheit“ für 2024 erneut den letzten Platz belegt, noch hinter Nordkorea, Afghanistan und Syrien.

Eine größere Rolle bei exileritreischen Medien, so auch bei Radio Erena, spielen frühere Mitarbeiter des Informationsministeriums in Asmara. Dazu gehört der Gründer des Senders, der sich 2007 bei einer Dienstreise in Tokio abgesetzt hat.

Das geriet auch noch zu einer Flucht vor den japanischen Behörden, die eine Zusicherung abgegeben hatten, den Journalisten in jedem Fall nach Eritrea zurückzuschicken. Er wurde deshalb von „Reporter ohne Grenzen“ nach Paris herausgeschleust.

In einem anderen Fall führte der Weg in die Freiheit, hier auch für die Familie, über Saudi-Arabien. Dieser Journalist beschrieb in einem Buch seine Sicht, warum Staatspräsident Afewerki im Jahre 2001 die uneingeschränkte Macht ergreifen konnte.

Demnach handelt es sich, wie auch die Zusammenstöße in Deutschland zeigen, um eine Verstetigung des einstigen Guerillakampfes. Im Taumel ihres Sieges über die afrikanische Supermacht Äthiopien sah die eritreische Gesellschaft so lange über die sich abzeichnenden Fehlentwicklungen hinweg, bis es zu spät war.

Eine weitere Stimme bezeichnete es vor Jahren als unabsehbar, was bei einem plötzlichen Verschwinden des Alleinherrschers passieren würde. Diese Frage könnte bald auf die Tagesordnung kommen, denn Afewerki ist inzwischen 78 Jahre alt.

Radio Erena sendet täglich von 18.00 bis 19.00 Uhr MEZ auf 9585 kHz. Mit Hinblick auf die Kosten bleibt die Trägerleistung auf 100 kW beschränkt. Genutzt werden die Kurzwellensender in Armenien, für die es ansonsten mit der kurdischen Dengê Gel nur noch einen weiteren Kunden gibt.

Über mehr als ein Jahrzehnt kam die Ausstrahlung aus Bulgarien. Anscheinend endete 2023 die Zusammenarbeit des amerikanisch-britischen Technikdienstleisters von Radio Erena mit den Betreibern der Sendestation bei Sofia. Das führte zum Wechsel nach Armenien.

Neben Radio Erena sollte es, falls es hier nicht inzwischen zur Einstellung gekommen ist, noch eine andere Folge solcher Hörfunksendungen nach Eritrea geben: Die ergänzenden Übertragungen von Erisat, einem Fernsehsender aus Los Angeles.

Dienstleister sind in diesem Fall die Betreiber der früheren Kurzwellenstation von Radio Nederland Wereldomroep in Madagaskar, die auch ein Sudan-Projekt unterstützen. Für Erisat bekannter Sendeplatz ist außer dienstags und donnerstags von 19.30 bis 20.00 Uhr auf 11680 kHz.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 17.11.2024