Mali, Nigeria, Benin - Der Restbetrieb des AM-Rundfunks in Westafrika

Westafrika mit Benin
© UTexas

Nicht mehr viel übrig ist vom AM-Rundfunk auch in Westafrika. Am präsentesten sind in Mitteleuropa noch Sendungen aus Bamako.

Bezogen auf Mitteleuropäische Sommerzeit (im Winterhalbjahr ergeben sich für alle Angaben auf dieser Seite jeweils eine Stunde frühere Zeiten) sendet Radio Mali, sofern das nicht technische Schwierigkeiten vereiteln, von 7.55 bis 9.58 und von 20.00 bis etwa 2.00 Uhr auf 5995 kHz, dazwischen auf 9635 kHz.

Diese Kurzwellenverbreitung, in der Vergangenheit auch auf noch weiteren Frequenzen (Erinnerungen wecken könnte insbesondere die Zahl 4835), ist das Produkt einer Zusammenarbeit mit China, die 1987 begann.

Seinerzeit expandierte das damalige Radio Peking auf Sendestandorte in Übersee und wählte in Afrika dafür Mali. Die von der chinesischen Seite aufgebaute, zwischenzeitlich modernisierte Technik überträgt auch jetzt noch die heute überwiegend als „CGTN Radio“ präsentierten Programme.

Die tägliche Sendezeit beschränkt sich allerdings inzwischen auf neun Stunden. Ausstrahlungen nach Amerika und Europa (letztere einst insbesondere mit Serbokroatisch) gibt es nicht mehr.

Der praktisch nie veränderte Ablauf des Restbetriebs sieht so aus:

15.10-15.57 Uhr: 13685, 17880 kHz; Französisch
16.00-17.57 Uhr: 13685, 17630 kHz; Englisch
18.00-18.57 Uhr: 15125, 17880 kHz; Arabisch
19.00-19.57 Uhr: 13645, 15125 kHz; Suaheli
20.00-20.27 Uhr: 11640, 13645 kHz; Haussa
20.30-21.27 Uhr: 11640, 13685 kHz; Arabisch
21.30-23.27 Uhr: 11640, 13630 kHz; Portug., Engl.
23.30-00.27 Uhr: 11975, 13630 kHz; Französisch

Kurzwellensender Abuja
Die ursprünglich drehbare, zuletzt auf 7255 kHz genutzte Antenne | © Voice of Nigeria

Nichts mehr zu hören ist seit August 2023 von der Voice of Nigeria. Offenbar kam es erneut zu einem Defekt, dessen Reparatur die Möglichkeiten der Techniker vor Ort übersteigt.

Bekannt sind solche anhaltenden Ausfälle sowohl vom alten Standort Ikorodu bei Lagos, nach dessen Inbetriebnahme (1977) es zeitweise sogar Sendungen in deutscher Sprache gab, als auch vom neuen Standort Lugbe bei Abuja, der bis 2009 aus dem rein politischen Grund des Umzugs der nigerianischen Hauptstadt entstand.

Auf die Abnahme und damit Bezahlung seiner Leistungen hatte der Lieferant drei Jahre warten müssen. Dennoch reisten nach dem ersten Zusammenbruch wieder Mitarbeiter an, um die Anlage zu reparieren, soweit noch möglich (die drehbare Antenne ließ sich nicht mehr gangbar machen und ein Sender war bereits als Ersatzteilspender ausgeschlachtet).

Wer will, mag als offen betrachten, ob das noch einmal geschieht oder es diesmal vorbei ist. Ansonsten gibt es für den Empfang von Rundfunksendern aus Nigeria im Prinzip noch eine Option, die sich in den meisten anderen westafrikanischen Ländern ebenfalls schon erledigt hat: Die Mittelwelle.

Zumindest vorerst gilt das aber wohl nicht mehr für die vor allem in Betracht kommende, da von keinen Sendern in Europa mehr belegte Frequenz 594 kHz. Sie gehört der Regionalstation Kaduna, deren Betrieb wegen Geldmangel weitgehend zum Erliegen gekommen ist.

Benin mit Parakou und Nigeria
© UTexas

Ausstrahlungen auf Mittelwelle gibt es auch noch in Benin. Dabei geht es nicht um das 1897 zerschlagene, durch die „Benin-Bronzen“ bekannte Königreich, dessen Lage im heutigen Nigeria noch an der gleichnamigen Stadt abzulesen ist.

Gemeint ist vielmehr das westliche Nachbarland. Ursprünglich hieß es Dahomey und zog, um seine Unabhängigkeit zu dokumentieren, 1975 den vakanten Ländernamen an sich. Dort wiederum geht es auch nicht mehr um Radio Benin, das seit Jahren nur noch auf UKW sendet.

Die Mittelwellen in Benin (eine Idee, auch die Kurzwellenfrequenz im 60-Meterband zu reaktivieren, wurde dann doch nicht umgesetzt) nutzt stattdessen heute Trans World Radio zur Ansprache eines Sendegebiets, das sich an die aus Frankreich kommenden Ausstrahlungen nach Nordafrika anschließt.

Auf die alten Anlagen von Radio Benin greift TWR nicht wieder zurück, sondern errichtete 2008 bei Parakou eine neue Station. Nach dem Ende auch der letzten Mittelwellensendungen von Radio Benin kam hier 2020 noch eine zweite Frequenz hinzu.

Auf der ursprünglichen 1566 kHz konzentriert TWR damit jetzt Programme für die früheren französischen Kolonien. Eingeschaltet wird der Sender ungefähr von 6.30 bis 7.20 und von 20.55 bis 0.15 Uhr.

Die zusätzliche 1476 kHz überträgt ein auf Nigeria, ausdrücklich auch auf Muslime, zielendes Programm. Sendezeiten sind von 5.20 bis 7.50 Uhr (sonntags nur 6.47 bis 7.17 Uhr) und von 19.25 bis 21.44 Uhr.

Schon seit 1990 vorbei ist es mit der Sendestation der Voice of America in Liberia. Sie fiel dem Bürgerkrieg zum Opfer und wurde durch den neu erschlossenen Standort São Tomé ersetzt.

Bekannt war Liberia außerdem für die Rundfunkaktivitäten eines seit 1893 bestehenden, heute als SIM USA auftretenden Missionswerks. Poetische Deutungen des Namens dieses Radio ELWA sind jüngeren Datums; ursprünglich war das schlicht die Kombination aus Landeskenner für Liberia und Abkürzung für Westafrika.

Radio ELWA
Anlagen von Radio ELWA vor 1990

In den 60er Jahren schuf Radio ELWA ein umfangreiches internationales Programm. Es fand 1990 ebenfalls ein gewaltsames Ende.

Beim Wiederaufbau beschränkte man sich zunächst auf UKW und ab 1993 auch einen Kleinsender für die Kurzwelle. 1996 und erneut 2011 wurde Radio ELWA wieder attackiert, jedoch auch danach jeweils wieder aufgebaut.

Die letzte Meldung über den Kurzwellen-Kleinsender – so etwas gab/gibt es auch noch bei weiteren Missionsstationen in Afrika – betraf eine Umstellung von der traditionellen ELWA-Frequenz 4760 kHz auf 6050 kHz.

In den letzten Jahren war von dieser Ausstrahlung keine Rede mehr. So oder so war sie, im Gegensatz zu den internationalen Sendungen bis 1990, in Europa kaum zu hören.

Guinea
Quelle: Sammlung University of Texas

In den anderen zu Westafrika gezählten Ländern ist der AM-Rundfunk teils schon längere Zeit beendet. So wurde in Burkina Faso noch kurz nach der Jahrtausendwende ein neuer Kurzwellensender installiert, nach wenigen Jahren aber stillgelegt.

Guinea, das seinen Auslandshörfunk bereits 1988 eingestellt hat, überraschte 2016 mit der nochmaligen Aktivierung einer Kurzwellenfrequenz, die in Europa und Nordamerika teils spektakulär guten Empfang lieferte. Nach fünf Jahren war es damit aber wieder vorbei.

Inzwischen ist das Radio aus Conakry hier zu haben, allerdings mit erheblichen technischen Mängeln.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 23.06.2024