Trotz Budgetkürzungen - Voice of America startet wöchentliche Fulani-Sendung
Obwohl die Voice of America gerade erhebliche Budgetkürzungen zu verkraften hat, startete sie am 30. August ein neues Projekt: Eine wöchentliche Sendung in Fulani, der Sprache des auch als Fulbe bekannten westafrikanischen, islamisch geprägten Volkes.
Die Sendungen mit dem Titel „Daande Fulbe“ sind ein Produkt der Französisch-Redaktion. Sie sollen von einem umfangreichen Digitalangebot begleitet werden, um auch junges Publikum zu erreichen.
Die Erstausstrahlung läuft jeweils am Freitag von 18.30 bis 19.00 Uhr MESZ, auch über die eigens hierfür auf der Sendestation in Botswana eingeschaltete Kurzwellenfrequenz 17630 kHz.
Über Mittelwelle können die neuen Produktionen nicht mehr kommen: Die Sendeanlage auf São Tomé, mit der die VOA Westafrika versorgt hatte, ist im Zuge der Budgetkürzungen stillgelegt worden.
Es bleibt Spekulation, diesen Schritt in einen Zusammenhang mit dem Militärabkommen zwischen São Tomé und Russland zu stellen, das seit April besteht. Die kurzfristige Kündigung des Standorts ging, so alle bekannten Darstellungen, von der US-amerikanischen Seite aus.
Über lange Zeit war Fulani für den säkularen internationalen Rundfunk kein Thema. Man überließ die Sprache den Missionssendern, für die das vom Islam geprägte, ursprünglich nomadisch lebende Volk naturgemäß eine Zielgruppe darstellte.
Aus dem Programmschema von Adventist World Radio sind die Fulani-Sendungen inzwischen verschwunden. Trans World Radio strahlt sie hingegen bis heute aus Benin auf Mittelwelle aus.
Als erster journalistischer Auslandssender nahm Radio France Internationale die Sprache 2019 ins Angebot. Zur Refinanzierung entfielen die selbst ausgestrahlten Sendungen in Englisch und Portugiesisch; hier verblieben nur gekürzte Zulieferungen an UKW-Partner.
Den ersten Aufschlag gemacht hatte einige Monate zuvor ein Redakteur der Deutschen Welle mit der Gründung von Koode Radio. Dessen Betrieb neben der Vollzeittätigkeit bei der DW ließ sich jedoch nur bis 2020 leisten.
Gegenüber einer nigerianischen Zeitung kritisierte der Initiator seinen Arbeitgeber dafür, kein Interesse am Aufbau eines Angebots in Fulani zu zeigen. Das eigene Projekt ziele darauf ab, „die wiederholten Zusammenstöße zwischen Viehhirten und Bauern sowie die Anwerbung von Fulani durch terroristische Organisationen auf ein Minimum zu reduzieren.“
In einem Beitrag der DW erläuterte der Redakteur Usman Shehu, wie er das meinte. Wesentlich deutlichere Worte zur Lage fand der ORF:
» Neben der Islamistenmiliz Boko Haram versetzen derzeit Kämpfer muslimischer Fulani-Hirten Nigeria in Angst und Schrecken. Laut dem Global Terrorism Index zählen sie zu den weltweit gefährlichsten Terrorgruppen. [...] Kirchenvertreter wie Bischof Joseph Bagobiri vom katholischen Hilfswerk Kirche in Not (KIN) sehen vor allem religiöse Motive hinter den Anschlägen. «
Auf das Thema stieß auch sofort, wer sich 2021 mit dem kurzlebigen Sendeprojekt eines in London lebenden Nigerianers beschäftigte. Dessen Internetauftritt widmete den Fulani-Anschlägen gleich einen ganzen Menüpunkt.
Die als Koiki/Ominira präsentierte Eintagsfliege fand 2023 noch einen Nachfolger. Dieser erneute Versuch, der nigerianischen Diaspora Kurzwellen-Sendezeit zu verkaufen, kam aber trotz vollmundiger Ankündigungen ebenfalls nicht über wenige Ausstrahlungen hinaus.
Beide Sendeprojekte suchten, für die Herauslösung eines eigenen Staates der Yoruba zu werben. Das ist insofern eine diffuse Forderung, als das Siedlungsgebiet dieser Ethnie sich nicht auf das Yorubaland beschränkt, wie es einst auf dem Gebiet des heutigen, 1914 als britische Kolonie gegründeten Nigeria existierte.
Von diesen früheren Ländern auch hierzulande recht bekannt ist Benin, dessen Lage noch die gleichnamige Stadt kennzeichnet. Den Landesnamen eignete sich 1975 das westlich von Nigeria liegende Dahomey an, um sich von der Ära der dort französischen Kolonialherrschaft abzusetzen.
Südöstlich des früheren Benin lag Biafra. Dort gibt es eine besonders aktive Sezessionsbewegung, die wiederum von London aus, häufig mit Piratenausstrahlung auf UKW in Port Harcourt, ein Radio Biafra betreibt. Den Verbreitungsweg Kurzwelle hat dieses Projekt 2017 aufgegeben.
An speziellen (gemeint ist: weder von traditionellen Auslandssendern noch von Missionsgesellschaften stammenden) Sendungen nach Nigeria verblieben danach bis 2022 noch zwei Wiederausstrahlungen aus dem Land selbst.
Das waren zum einen ergänzende Hörfunksendungen des Manara TV der salafistischen, aus Saudi-Arabien finanzierten Izala. Zum Start im Jahre 2015 machten Offizielle der nordwestlichen Bundesstaaten ihre Aufwartung. Der staatliche Rundfunk schickte einen Übertragungswagen, andere Medien befleißigten sich ebenfalls einer Hofberichterstattung.
Die Organisation wurde verschiedentlich dafür geschätzt, einer weiteren Ausbreitung der Boko Haram entgegenzuwirken. Diese Auffassung ist nicht unumstritten. Es gibt auch die Meinung, so geäußert bereits 2010, die Izala habe den Aufstieg der Terrorgruppierung überhaupt erst möglich gemacht.
Ausdrückliche Kritik gibt es auch am Sender der Izala, so in einem Text von 2018, der eine systematische Unterdrückung von Schiiten durch die damalige Buhari-Regierung anprangerte. Wie es darin hieß, sei Manara TV voll von antischiitischer Rhetorik.
Fast gleichzeitig mit Manara TV verschwand das von US-amerikanischen Geldgebern in Maiduguri (im Nordosten von Nigeria, also in der Hochburg der Boko Haram) gegründete Dandal Kura von der Kurzwelle. Neben den Sendern in Frankreich hatte es auch die Station Nauen genutzt.
Davon unberührt blieb Radio Ndarason, der 2017 geschaffene Ableger im Tschad. Vorgesehen sind Übernahmen auf Kurzwelle derzeit von der Atlantikinsel Ascension 7.00-8.00 Uhr auf 5960 kHz, 9.00-10.00 Uhr auf 15505 kHz und 20.00-21.00 Uhr auf 12050 kHz sowie aus England 8.00-9.00 Uhr auf 15505 kHz und 21.00-23.00 Uhr auf 12050 kHz.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 15.09.2024