Sci-Fi - Jupiter
Nach seinem Kurzfilm drehte Benjamin Pfohl dieses starke Debüt, das in einer Familiengeschichte die allgemeine Ratlosigkeit und Erlösungssehnsucht unserer Zeit verdichtet.
Die heranwachsende, gemobbte Lea (in ihrer Unsicherheit und Einsamkeit überragend: Mariella Aumann) lebt mit ihrem kleinen angstgestörten Bruder und unerfüllten Eltern (ebenfalls eindrucksvoll: Laura Tonke und Andreas Döhler) in dem Glauben, vom Jupiter abzustammen und mit einem Kometen auch wieder zurückkehren zu können.
Befeuert werden sie dabei von ihrem Sektenchef, dem Ulrich Matthes eine unheimliche, manipulative Kraft gibt. Nun wissen wir inzwischen, dass keine Idee zu verrückt ist, um nicht geglaubt zu werden, doch der Film macht es sich nicht leicht mit dieser Erkenntnis.
In kurzen Rückblenden gestaltet er das Drama dieser kleinen Familie, ihre Ausweglosigkeit und Verzweiflung, aber auch die schmerzhafte Emanzipation der Tochter. Mit großer Ernsthaftigkeit und Konzentration erzählt Pfohl davon, was Menschen dazu bringt, wider die Vernunft zu handeln, ohne dass er sich dabei über ihre irregeleitete Hoffnung und ihr Leiden erhebt. Ein sehr aktueller Film, der weit über diese Familiengeschichte in das Wesen der um sich greifenden Irrationalität trifft.
Kritiker: Knut Elstermann