Biopic/Drama - Cranko
Der legendäre Choreograf John Cranko, geboren 1927 in Südafrika, leitete von 1961 bis 1973 das Stuttgarter Ballett, und schuf epochemachende Inszenierungen wie "Romeo und Julia" und "Onegin". Ihm ging es um viel mehr als nur handwerkliche Perfektion, er führte seine Tänzerinnen und Tänzer zu tiefem Empfinden, zu einem echten Einfühlen in die Figuren und die Geschichten.
Regisseur Joachim A. Lang, von dem vor kurzem "Führer und Verführer" über Goebbels in die Kinos kam, schildert diesen Grenzen überschreitenden Meister John Cranko als kompromisslos Suchenden, oft Verzweifelten, hochsensiblen Künstler. Wie sehr Ballett und Leben bei ihm verschmolzen, wird im Film sehr schön deutlich, wenn Spielszenen nahtlos ins Tanzen übergehen.
Crankos Erbe ist in Stuttgart noch lebendig, so konnte das dortige Ensemble authentisch im Film mitwirken. Die Stuttgarter Tänzerin Elisa Badenes spielt sehr überzeugend Crankos Primadonna Marcia Haydée, die er damals gegen viele Widerstände durchsetzte, weil sie dem herkömmlichen Ideal nicht entsprach.
Der Film besticht nicht zuletzt durch das wunderbare Spiel von Sam Riley, der wie einst als Ian Curtis ("Control", 2007) zeigt wie eine große Kreativität der Verwundbarkeit, der Einsamkeit und der Sehnsucht abgerungen wurde.
Knut Elstermann