Komödie/Drama - A Real Pain
In seiner zweiten, sehr gelungenen Regiearbeit schickt der amerikanische Schauspieler Jesse Eisenberg zwei ungleiche Cousins auf eine große Reise.
David, den er selbst spielt, ist ein kontrollierter junger Familienvater, Benji dagegen ist impulsiv und chaotisch, mit sich selbst nicht recht im Reinen. Kieran Culkin, gerade mit einem Golden Globe ausgezeichnet, spielt ihn mit liebenswerter, entwaffnender Naivität. Die beiden standen sich mal sehr nahe, das Vermächtnis der gestorbenen, jüdischen Großmutter führt sie wieder zusammen.
Die Holocaust-Überlebende wollte, dass die Männer das einstige Haus der Familie in Polen besuchen, darum schließen sie sich einer “Jewish-Heritage-Tour" an. Benji mischt die Gruppe mit seiner unangepassten Direktheit gründlich auf, stellt provozierend ehrliche Fragen, unterwirft sich nicht den vorgeschriebenen Normen. Das ist sowohl peinlich, als auch sehr komisch. Er nervt alle und wird dennoch auch von allen gemocht, denn jeder spürt seine Sensibilität und Aufrichtigkeit.
Der mit leichter Hand gemachte Film zielt dabei nicht nur auf die Konventionen des Tourismus, sondern noch tiefer auf die erstarrten Erinnerungsrituale überhaupt. Auf erstaunlich heitere Weise stellt er die eingeübte Routine infrage. Er weist uns einen Weg zum wahren Schmerz der Opfer, den Benji verstehen will, zum “Real Pain”, der im feierlichen Gedenken oft zu Verschwinden droht.
Kritiker: Knut Elstermann