EMOP - Foto des Tages - Der Feind und seine Menschen: Die Porträts aus der Sowjetunion

Lothar Wolleh: o.T., 1968/69, aus der Serie People of the Soviet Union, 1968/69, Silbergelatineabzug auf Barytpapier, 9 x 9 cm © Lothar Wolleh Estate, Berlin
Lothar Wolleh: o.T., 1968/69, aus der Serie People of the Soviet Union, 1968/69, Silbergelatineabzug auf Barytpapier, 9 x 9 cm | © Lothar Wolleh Estate, Berlin

Nach über fünfjähriger Zwangsarbeit in den Kohleminen des sowjetischen Arbeitslagers Workuta, kehrte Lothar Wolleh (1930–1979) im Januar 1956 als freier Mann zurück nach Berlin. Im Gepäck hatte er einige wenige Bilder, die heimlich während der Haft im Gulag entstanden waren.

Ausgerechnet an diesem unwirtlichen Ort nördlich des Polarkreises, nur wenige Kilometer von dem Lager Polarwolf entfernt, in dem Alexej Nawalny starb, erfuhr Wolleh Licht als „Lebenselixier“ und als Medium von Präsenz und Abwesenheit. Die Kamera als „Lichtfänger“ wurde für ihn ein Instrument, um das Unsichtbare sichtbar zu machen.

Während des Kalten Krieges, reiste Wolleh wieder in die Sowjetunion. Die Ausstellung zeigt die Fotos aus der Gefangenschaft und stellt sie Porträts von Menschen aus allen Teilen der Sowjetunion gegenüber. Sie erinnert daran, dass individuelle Menschlichkeit selbst in Zeiten größter Feindseligkeit lebendig bleibt und sichtbar gemacht werden muss, um das Trennende zu überwinden.

Lothar Wolleh Raum
Linienstr. 83A
10119 Berlin

bis zum 16.08.2025