Manfred-von-Richthofen-Straße - Die Straße der Besten

Straße der Besten - Manfred-von-Richthofen-Straße
Straße der Besten - Manfred-von-Richthofen-Straße | © radioeins/Warnow

Kaum einer kennt die Gegend um die Manfred-von-Richthofen-Straße wohl so gut wir der Regierende Bürgermeister von Berlin. Michael Müller ist nicht nur hier aufgewachsen, er ist auch immer noch hier zu Hause. Sein Vater hatte in der Straße einst eine Druckerei, die heute das Wahlkreisbüro des Regierenden beherbergt. Mehr über de besondere Verbindung der Müllers zum Fliegerviertel erfahren Sie hier...

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin

Der ranghöchste Berliner Politiker ist eine Kiezpflanze, wie sie in der Spitzenpolitik nur noch selten gedeihen. Im St.-Joseph-Krankenhaus geboren und - von einem kurzen Ausflug nach Lankwitz abgesehen – in Tempelhof aufgewachsen und bis heute zu Hause. Die Druckerei seines Vaters existiert noch immer in der Manfred-von-Richthofen-Str., nebenan im Bayernring hat die Mutter ihr Fußpflegestudio.

Michael Müller erlernt nicht nur wie sein Vater das Druckerhandwerk, er lässt sich von ihm auch für die Politik begeistern. Verteilt schon mit 14 Jahren Wahlkampfzettel der SPD, beobachtet, wie der Vater den Ortsverband leitet und lernt, wie Politik funktioniert. Und als der Vater kurz vor dem Mauerfall 1989 erfolglos fürs Abgeordnetenhaus kandidiert, übernimmt Michael Müller den väterlichen Sitz im Bezirksparlament. Gleichzeitig arbeitet er gemeinsam mit seinem Vater in dessen Druckerei. Dass er sie nicht, wie geplant, übernimmt, scheitert an den politischen Erfolgen von Müller junior: 1995 steigt er auf ins Berliner Abgeordnetenhaus. Und im Frühjahr 2001 steigt er aus der Druckerei aus.

Michael Müller
Michael Müller

Der junge Wowereit, ein Jurist aus einfachen Verhältnissen - beliebt, redegewandt und durchsetzungsfähig - war Müller Senior schon 1979 als politisches Talent in seiner Bezirksfraktion aufgefallen. Man freundete sich an. Wowereits Mutter Hertha hatte ihre fünf Kinder von drei Männern mit Putzjobs durchgebracht. Margrit Müller manikürte der schwerkranken, älteren Dame die Zehen.

Michael Müller, der weder Abitur noch Studium vorweisen kann, und Wowereit einte das Gefühl, sich gegen versnobte Bürgerkinder hochgearbeitet zu haben. Der Intro- und der Extrovertierte wurden enge Freunde.

2001 lässt sich Wowereit, damals der Fraktionsvorsitzende der Berliner SPD, mit den Stimmen von PDS und Grünen zum Regierenden Bürgermeister wählen und macht seinen Jugendfreund Müller zum neuen Fraktionsvorsitzenden. Doch nach zehn Jahren rot-roter Regierung in der Hauptstadt kehrt Wowereit 2011 zu der bei seinen Genossen ungeliebten Koalition mit der CDU zurück. Müller unterstützt ihn dabei vorbehaltlos. Und wird dafür stellvertretend für den damals noch unangreifbaren Wowereit von der Berliner SPD abgestraft: er verliert den Landesvorsitz, wird Stadtentwicklungssenator. Doch 2014 kündigt Wowereit seinen Rücktritt an und Müller wird gegen den Widerstand der beiden Genossen, die ihn gestürzt hatten - Landesvorsitzender Jan Stöß und Fraktionschef Raed Saleh – sein Nachfolger.

Er tritt ein schwieriges Erbe an. Berlin wird immer beliebter, Menschen aus aller Welt wollen die Stadt nicht nur besuchen, sondern auch hier leben. Ein Grund dafür, dass in keiner anderen deutschen Großstadt die Mieten schneller steigen. Aber auch eine Folge des massenhaften Verkaufs von landeseigenen Wohnungen, die Müller in den Nuller-Jahren mittrug.

Berlin hat nicht genügend Kitas und Schulen, keinen funktionierenden Nahverkehr, Drogen-, Klein- und Bandenkriminalität nehmen kontinuierlich zu  und das teure Chaos um den Großflughafen BER im brandenburgischen Sand ist eine Katastrophe, wie Müller selber sagt.

In Umfragen sackt Müller auf der Beliebtheitsskala immer mehr ab. Bei der nächsten Berliner Wahl 2021 könnte die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Popp ihn beerben.
Dann hat er vielleicht Zeit, sich um ein Problem vor seiner eigenen Haustür zu kümmern: Die Umbenennung der Manfred-von-Richthofen-Str. und der anderen Straßen im sogenannten Fliegerviertel. Schon nach Ende des Zweiten Weltkrieges sollten die Namen der von den Nazis glorifizierten Kriegshelden gegen die pazifistischer Schriftsteller ausgetauscht werden. Doch das sogenannte ‚Pazifistenviertel’ gibt es bis heute nicht. Vielleicht ist ja mit den neuen Bewohnern des Kiezes auch die Zeit für dieses alte Vorhaben gekommen.

Fritz Bräuning

Architekt und Gestalter der Siedlung am Tempelhofer Feld (Fliegersiedlung), wohnte 1924 bis 1944 in Manfred-von-Richthofen-Straße 77.

Gedenktafel für fritz Bräuning
Gedenktafel für fritz Bräuning | © radioeins/Mücke

Adolf Scheidt

(* 18. Mai 1870 in Hannover; † 31. Oktober 1947 in Frauenwald) war ein deutscher Politiker und hoher Beamter in Preußen, der eine wichtige Rolle beim Siedlungsbau spielte.

Adolf-Scheidt-Platz
Adolf-Scheidt-Platz

Scheidt studierte zunächst Rechtswissenschaften und war danach im Bereich der Baugenossenschaften aktiv. Von ihm stammt das 1913 veröffentlichte „Handbuch des Baugenossenschaftswesens“. Scheidt förderte wesentlich den Bau von genossenschaftlich oder als Eigenheimsiedlung organisierten Wohnanlagen. Im Unterschied zu den Innenstadtvierteln mit dichter „Mietskasernen-Bebauung“ bemühte er sich, auch bezahlbaren Wohnraum an den Rändern der preußischen Städte zu schaffen. Dies wird auch dadurch dokumentiert, dass in der 1924–31 auf dem Gelände des Tempelhofer Feldes in Berlin-Tempelhof gebauten Gartenstadt Neu-Tempelhof der zentrale Platz 1925 bereits zu seinen Lebzeiten nach ihm benannt wurde. Seit 1930 war Scheidt zudem Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Berlin. 1936 wurde er allerdings durch die nationalsozialistische Hochschulleitung suspendiert.

Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen

Der am 2. Mai 1892 im Breslauer Vorort Kleinburg geborene Adlige stieg mit gerade mal 20 Jahren im Ersten Weltkrieg zum erfolgreichsten Jagdflieger und Kriegshelden auf. Den bekannten Beinamen „Der Rote Baron“ erhielt von Richthofen, der einen Großteil seiner Einsätze in mehr oder weniger rot gestrichenen Flugzeugen flog, erst nach dem Krieg. Doch die Legende vom edelmütigen Helden ist eine falsche: Richthofen war besessen vom Töten, lechzte nach Anerkennung und Verehrung. Als die Niederlage der Deutschen nicht mehr abwendbar ist, fliegt Richthofen mit 25 Jahren seinen letzten Einsatz – viel zu tief – und provoziert damit seinen Abschuss. Er stirbt am 21. April 1918 bei Vaux-sur-Somme in Frankreich.

Sein Geschwader wird von dem damals noch völlig unbedeutenden Herrmann Göring übernommen, der sich später als enger Freund und legitimer Nachfolger des großen Kriegshelden darstellt, von dessen Ruf profitiert und auch deshalb bald zum zweiten Mann im Dritten Reich aufsteigt

Richthofen ist allgegenwärtig im faschistischen Deutschland, mit seinem Namen werden neuen Sympathisanten für den nächsten Krieg gewonnen.

Doch auch nach dem Ende der Nazis gilt Richthofen vielen immer noch als militärische Heldenfigur. Er wird bis heute alljährlich durch die NATO in der Bundeswehrkasernen Wittmund geehrt.

Snoopy V.S. The Red Baron -- The Royal Guardsman