Paetzold platziert - Unterwegs in Hamburg
Johannes Paetzold war auf Foodie-Entdeckungs-Tour in Hamburg. Dort wurde er lukullisch und gastronomisch fündig beim Food-Lab, einer spannenden Geschäftsidee für Hobbyköche und Start-Ups. Er besuchte eine modern eFusionküche. Und machte auf der Suche nach dem Regionalklassiker "Labskaus" noch eine ziemlich "schiefe" Entdeckung.
Das Food-Lab wurde gegründet von Christin Siegemund. Die Hamburgerin kommt aus der Werbebranche, genau das passte perfekt zu ihrer Leidenschaft für gutes Essen: "Unser Geschäftsmodell ist Vermietung. Das heißt, wir vermieten tatsächlich alles, was nicht niet- noch nagelfest ist. Wir vermieten im Co-Working-Bereich Schreibtische, es gibt Memberships, die kann man bei uns buchen. Wir haben ein Café, das ich selber betreibe. Dann vermieten wir das Pop-up-Restaurant und die Miet-Küchen unten hinter dem Restaurant. Und das kann man alles auf Tagesbasis oder Monatsbasis oder wie auch immer man das möchte mieten. Wir veranstalten auch viele Events, ungefähr 50 Events im Jahr, von Weihnachtsfeiern über Sommerfeste, Produkt-Launches, Influencer-Events."
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Für jeden, der sich in der Gastronomie ausprobieren will, der ein Konzept hat, aber noch keine Räumlichkeiten, wem ein eigenes Restaurant noch zu gewagt ist, den bietet das Food Lab von Christin Siegemund eine ideale Plattform und passendes Sprungbrett. Das Foodlab in dieser Form sucht weltweit seinesgleichen. Davon kann man sich auf der Website überzeugen oder direkt bei einem Besuch vor Ort, die Location ist wunderschön gelegen in der Hafencity, wo Hamburg gerade nochmal neu gebaut wird um diese Lagergebäude aus dem 19. Jahrhundert mit Blick auf Elbphilharmonie und den Hafen - malerisch.
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Dann hatte Johannes Paetzold gehört von dem Restaurant "Akan Afrofusion". Das hat sein großes Interesse geweckt, denn wie andere Länderküchen boten westafrikanische Restaurants bislang eine regionale Kuriositäten Küche, die für die eigene Community vor sich hin küchelte. Nun hört man aus Frankreich, wo der französische Sterne-Koch Mory Sacko mit Wurzeln in Mali und Senegal das Pariser Publikum verzaubert. Und von Fatmata Binta aus der Sierra Leone, die als bekannteste Köchin Afrikas bejubelt wird für ihre moderne Nomadenküche. Auch das Akan ist übrigens als Pop Up aus dem Food Lab geboren, man findet es ebenso in der Hafencity, nicht weit vom Food-Lab entfernt. Akan empfängt seine Gäste in einem großzügig gestaltetem Raum, mit kreativen abstrakten Deckenverzierungen, bewusst werden hier afrikanische Klischees vermieden. Am Abend des Besuches, einem Samstag, ist das Akan gut besucht, die Tische werden im Lauf des abends dazu mehrfach besetzt. Im Angebot Afroburger und Fufu Trüffel Gnocchi mit Erdnuss Kokosnuss Soße. Die Fufu Rolle ist im Grunde genommen ein Wrap mit Gemüse und Jollof Reis. Das mundete unserem Foodie, alles war frisch zubereitet in der offenen Küche, aber die große Fusion-Sensation blieb aus. Es sind Hamburger Gerichte mit einem Touch Westafrika. Wer mit Jugendlichen oder Kindern nach Hamburg reist für einen Besuch zum Beispiel im Miniaturwunderland in der Speicherstadt um die Ecke, der kommt hier auf seine Kosten. Foodies mit Anspruch werden hier jedoch nicht die Revolution der afrikanischen Küche erleben.
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Und dann besuchte Johannes Paetzold die Oberhafenkantine, ebenso in der Hafencity gelegen mit Blick auf Hafen und Spiegel-Verlagsgebäude. Das kleine Haus fällt dem Besucher wörtlich fast entgegen. Es steht schief, nach vorne gekippt. Es wurde übrigens in Berlin nachgebaut, auch an der Spree gibt es inzwischen also eine Oberhafenkantine, aber nicht in Schieflage, die sieht man nur beim Original. Die Hamburger Oberhafenkantine hat eine große Tradition, schon die Mutter von Fernsehkoch Tim Mälzer hat sie einmal betrieben. Wenn es in der Kantine also Suppe gibt, dann wird der Teller nicht randvoll gefüllt, denn den Kipppunkt des Hauses lässt das nicht zu. Der Turm von Pisa hat in Hamburg also ein Pendant im Kleinen. Die Oberhafenkantine ist Kult und Anlaufpunkt, für den man besser reservieren sollte. Eine der Hauptattraktionen bringt Kellner Timmy an den Tisch: "Labskaus wurde damals von den Seefahrern erfunden, da die ja alle keine Zähne hatten. Und weil sie kein Obst auf dem Schiff hatten, gab es über das Labskaus Gericht Proteine und Vitamine. Gut gegen Skorbut. Im Labskaus sind Kartoffel, Matjes, Rollmops, rote Beete und Rinderfilets drin. Und natürlich in der Oberhafenkantine die Gewürze, die sind geheim, die kann ich Ihnen nicht verraten. Aber es würde sich lohnen, wenn sie mal in Hamburg vorbeikommen."
Dem stimmt Johannes Paetzold aus vollem Herzen zu und freut sich schon auf seinen nächsten Besuch in Hamburg und der Oberhafenkantine. Gleich die nächste Anlaufstelle für Foodies hat ihm dazu Christin Siegemund schon verraten, das jüngst eröffnete Chriss Restaurant: "Das so genannte Criss Studio wird von zwei Männern betrieben. Der eine ist Jamaikaner, der andere ist Pole, und die haben ihre biographischen Wurzeln auch kulinarisch zusammengebracht. Polnisch-jamaikanische Fusion, sehr außergewöhnlich. Zwölf einzelne Gerichte bekommt man im Menue. Unfassbar kreativzubereitet, ein Essen mit allen Sinnen. Als Begrüßungs-Cocktail gibt es zum Beispiel einen Aperitif, für den man zuerst eine Kirschblüten Fragrance aufs Handgelenk gesprüht bekommt, erst riecht man, dann trinkt man."