Paetzold platziert - Trends und Hypes beim Essen
Die Gastro-Szene lebt und belebt sich immer wieder mit verrückten Trends und Hypes. Foodies auf der Suche nach dem nächsten Gaumenkick lieben das. Manch Feinschmecker hält die neusten kulinarischen Kreationen hingegen für Quatsch. Johannes Paetzold stellt ein paar der Hypes vor.
Trends bereichern immer wieder die Foodie- und Gastro-Szene. Jakobsmuscheln waren für die gehobene Gastronomie so ein Trend, den man dann überall auf der Karte fand. Hypes hingegen sind keine "Geschmacksverstärker", sondern hier explodieren förmlich die sozialen Medien. Und in Folge das Angebot. Tic Toc ist das Medium dafür. Ein Beispiel: Spaghetti Hot-Dog. Ein Hobbykoch nimmt dafür im Video ein Hot Dog Würstchen, spickt es von der Seite mit harten Spaghetti, legt es in eine mit kochendem Wasser bedeckte tiefe Pfanne. Wenn die Spaghetti weich sind, dreht er die Spaghetti um das Würstchen, fertig ist der Spaghetti Hot Dog.
Ein Hype, der auch vor allem in den sozialen Medien wie ein Kugelblitz umherfegte, waren Produkte bedeckt mit Blattgold. Man erinnere sich vielleicht an den Fußballer Franck Ribery, der sich vom Restaurantbetreiber Saltbae in Istanbul sein Steak in Blattgold einhüllen ließ, Kosten 1200 Euro. Das sagt mehr über den Charakter des Fußballers aus als über die Fleischqualität. Guide Michelin 3-Sterne radioeins Koch Marco Müller mit klarer Einschätzung: "Ich hab früher immer mal gesagt, haste keine Ahnung von Kochen, mach Blattgold drauf. Haste keine Ahnung von Essen, dann bestell Dir was, wo Blattgold drauf ist. Blattgold hat Null Sinn in Gerichten. Und man muss auch nicht erzählen, dass Blattgold ein Mineral ist, es sind einfach nur verschwendete Ressourcen."
Null Geschmack. Und trotzdem bekommt man bis heute Blattgoldflocken in Schaumwein. Vielleicht werden teure Produkte wie Austern von einigen geschlürft und Kaviar verspeist, einfach, weil es so rar und teuer ist. Für diese Vermutung spricht auch die Erfahrung von Resul Yasar, Verkäufer im Delikatessen-Geschäft Frischeparadies Lindenberg: "Kurz vor Weihnachten wird immer wie wild weißer Trüffel gekauft. Sehr begehrt, da kostet das Kilo um die 1000 Euro. Preiswerter wäre natürlich schwarzer Trüffel oder Perigord Trüffel. Normalsterbliche und -verdienende gehen dran vorbei, aber wer es sich finanziell leisten kann, der verwöhnt sich und die Familie damit zu Weihnachten."
Die Verknappung von Angebot gegenüber Nachfrage hilft dem Hype natürlich auch zum Erreichen der so genannten kritischen Masse. So ist Omakase der japanische Ausdruck für ein Restaurant, wo allein der Küchenchef bestimmt, was der Gast auf den Teller bekommt. Das Otsukasushi ist so ein Omakase Restaurant am Nordbahnhof. Mit Plätzen in einstelliger Zahl. Wartezeit für eine Reservierung – bis zu sechs Monate!
Der aktuelle Trend – Dubai Schokolade. Erfunden von einem cleveren Schokoladier in Dubai. Inzwischen ein weltweiter Hype. Man liest von Supermarktketten, die den Verkauf von Dubai Schokolade inzwischen wegen der großen nachfrage begenzen. Auch bei Hasat Nuts am Olivaerplatz stehen die Kunden nachmittags Schlange. Was macht die Schokolade so begehrt, verrät Verkäuferin Arzu Arai: "Also Dubai Schokolade ist fast schon gesund. Sie ist nur zur Hälfte aus Schokolade. Ein großer Anteil ist die Pistazien-Creme, dazu Teigfäden und Tahini."
Hasat Nuts produzieren ihre Pistaziencreme in eigener Manufaktur in Berlin. Die Qualität ist top. Gleichwohl ist es eine den türkischen Baklava verwandte Süßigkeits Bombe - die beim Zubeißen schön knackt - aber dann auch den Mund mit einer arabischen Süße ausschäumt. Wem es schmeckt - der muss dafür auch tief in die Tasche greifen – eine Tafel Dubai Schokolade kostet 17,50 Euro.