Aus der Perspektive der Köche und Gastronomen ein weiteres hartes Jahr. Stellvertretend seien zwei Restaurants genannt aus der gehobenen Küche. Das Restaurant Kochu Karu mit seiner südkoreanisch-spanischen Fusion Küche im Prenzlauer Berg hat vor wenigen Tagen nach 13 Jahren geschlossen. Ebenso das Restaurant Volt in Kreuzberg, das macht ebenfalls nach 14 Jahren am Ende des Jahres dicht. Den Druck von 19 Prozent Mehrwertsteuer, von veränderten Verhallten der Gäste spüren alle. Aber es gibt auch Restaurants, wo es gut lief. Küchendirektor Michael Kempf vom Restaurant Facil: "2024 war eine spannende Herausforderung, mittags sind wir das einzige Sternerestaurant, das an allen Wochentagen geöffnet hat, das lief sensationell. Abends hast du gemerkt vom Gästeverhalten eben, dass viele Gäste weniger Wein getrunken haben -aus vielen verschiedenen Gründen. Ansonsten sind wir mit dem Jahr eigentlich ganz zufrieden."

Einzelne Trends möchte Johannes Paetzold für 2024 gar nicht hervorheben. Denn Berlin bietet alles von indisch bis peruanisch, von vegetarisch bis fleischlich. Aber es gibt natürlich Hypes. Über die Dubai Schokolade gefüllt mit Pistaziencreme wurde viel berichtet. Inzwischen gibt es die in Pizzavariante, als Dubai Currywurst und vielen anderen Varianten. Da wundert sich auch der Experte Michael Kempf: "Dubai Schokolade. Ein toller Marketing Gag. Super für die Leute, die es brauchen. Ich brauche etwas nicht. Ich war sehr überrascht, wie lang die Schlange neulich in einem entsprechenden Store war. Ich bin morgens vorbeigefahren, um 8 Uhr, eine 100 Meter lange Schlange. Und dann dachte, ich den Leuten muss es doch gar nicht so schlecht gehen, wenn die für eine Dubai Schublade, die glaube ich 20 Euro gekostet, morgens um acht schon stundenlang Schlange stehen."

Der Blick nach vorne ins Foodiejahr 2025 besagt, Entwicklungen der vergangenen Jahre werden weitergehen. Vegetarische und vor allem vegane Speisen als neues Soul Food liegen stärker denn je im Trend der Zeit. In diese Richtung prophezeit auch Michael Kempf: "Also Thema Gemüse merkst du in allen Küchen ist auf dem Vormarsch. Viele Kollegen ziehen da auch nach, wo es früher nur Fleisch und Fisch gab. Das ist einfach auch zeitgemäß finde ich." Genau - der Augenmerk auf Fisch und Fleisch auf dem Teller als das zentrale Produkt, daneben die sprichwörtliche Sättigungsbeilage, das ändert sich immer. Vom Qiu Restaurant, neben dem 2-Sterne Restaurant Facil auch unter Leitung von Michael Kempf, berichtet Johannes von einem köstlichen Gang mit gerösteten wilden Pilze mit Estragon-Aromen. Da vermisst man nichts fleischliches.

Zum kulinarischen Leben gehört ja nicht nur das Essen, sondern auch der Beruf als Koch und Köchin. Wo man immer hört: harte Arbeitszeiten, keine Feiertage, Bezahlung nicht so toll und jede Menge Überstunden. Natürlich wird da auch überall über den Fachkräftemangel geklagt. Ist dieser Beruf noch zu empfehlen? Michael Kempf hat über 60 Azubis und Azubinen in seiner Zeit ausgebildet. Und kann diesen Beruf, wo Kunst und Handwerk, wo Arbeit mit dem Gast und am Produkt zusammenkommen, nur empfehlen: "Zur Kochausbildung kann ich nur raten, gerne auch bei mir. Aber zur Zeit habe ich keine Stelle mehr frei. Bei uns wir schreiben alle Überstunden auf. Das ist wirklich ganz anders als vor 10 - 15 Jahren. Und rumgeschrien wird auch nicht mehr. Ich halte mich für einen sehr liberalen Küchendirektor. In der Kochlehre hat sich wirklich viel geändert. Ich habe acht tolle Auszubildende, absolute Perlen, und für die lohnt sich jeden Tag der Kampf."