Paetzold platziert - Indisches Essen
Berlin gilt unter Foodie international nicht gerade als Reiseziel für indische Küche. Da denkt man eher an London mit seiner historischen Nähe zum indischen Subkontinent aus der Zeit des Raj, der britischen Herrschaft über Indien. In Berlin ist diese Länderküche sehr oft vor allem ein Anlaufpunkt für einfaches & billiges Essen.
Johannes Paetzold hat zwei indische Restaurants besucht, die authentische indische Küche präsentieren. Zuerst der India Club. Hinter dem Adlon und deswegen auch mit etwas Berührungsangst ob der Preise. Das kostet auch etwas mehr, mit Hauptgerichten zwischen 20 und 30 Euro. Aber Küchenchef Manish Bahukhandi gilt auch als profilierter Vertreter der nordindischen "rustic cuisine". Gerichte wie Chicken Tikka Highway oder Prawn Koliwada, frittierte Garnelen in Curryblättern, sind im India Club eine Köstlichkeit, der Service kompetent und freundlich.
Etwas preiswerter und erst seit wenigen Tagen geöffnet das Restaurant Navi im Kreuzberger Graefe Kiez und schon Talk of the Town unter den Foodies. Das Navi imponiert sofort mit geschmacklich wunderschönem Ambiente. Die Decke bemalt wie Art Deco. Die Übergänge zwischen den Räumen in Rundbögen die Lampen in weiß wie Blumen in den Wolken. Kleine Vierer und Zweier-Tische, gut ausgeleuchtet, in angenehmen Abstand. Die Gemälde an den Wänden bringen indische und Berliner Kultur zusammen.
Hauptgerichte wie Tandoori Chicken Tikka oder das gegrillte Pulpo kosten zwischen 15 und 20 Euro. Das Fleisch dazu in bester Qualität von Kumpel & Keule aus der Markthalle 9. Der Tintenfisch gegrillt mit Koriander und Chilli Glasur. Als Sidedish steht "Olan" auf der Karte: Geröstete Baby Zucchini und Romanesco in Kokosnuss Sauce und Curryblatt Oil. Als Desserts ein süßer Joghurt mit Granola und gegrillter Pflaume. Und Lonavals Fudge mit Nuss-Streuseln und gewürzter Clotted Cream.
Das Navi wird geführt von drei Personen mit Roots in Indien. Einer ist Ritesh Taurani: "Unsere Idee für Navi war es, die reichhaltige aromatische Küche Indiens authentisch zu präsentieren. Aber gleichzeitig sehr modern. Von den Gerichten bis zur Einrichtung. Dieses Konzept wollen wir Berlin präsentieren. Wir haben gesehen, dass die Menschen hier indisches Essen lieben. Aber den wahren Geschmack Indiens nicht finden konnten. Und genau das - die Authentizität der Aromen - möchten wir gerne wir mit Navi nach Berlin bringen."
Ritesh kam vor 5 Jahren mit seiner Frau Heena Manglani aus Südafrika nach Berlin. Sie arbeitete als IT Ingenieurin, er in der Logistik. Sie wollten das Risiko wagen, eröffneten das erste Restaurant und überstanden die Pandemie. Jetzt klettern sie mit dem Navi noch eine Stufe höher und präsentieren "indisches Casual Fine Dining".
Ritesh Taurani: "Alle Gerichte auf der Karte kommen aus allen Regionen Indiens. Rasam ist zum Beispiel eine typische Suppe aus dem Süden Indiens. Garnelen sind überall eine beliebte Speise. Unser Koch hat ein Gericht kreiert aus der Mischung dieser Rasam Suppe und den Garnelen. Also das Gericht ist indisch. Die Aromen sind indisch. Aber sie kommen als eine neue moderne Variation auf den Teller."
Noch eine Empfehlung für das Navi – die Cocktails jeder einer indischen Stadt zugeordnet, wie Gulmarg. Heena Manglani erklärt den Mix: "Gulmarg ist eine Stadt im Norden Indiens. In Kashmir. Sehr kalt. Im Winter wird es hier 15 bis 20 Grad Minus kalt. Daher ist Gulmarg Asiens fünftbeliebtestes Ski-Gebiet. Äpfel in bester Qualität kommen aus Gulmarg. Also ist der Cocktail in Mix aus Cognac mit Apfel-Brandy, Gewürzen und Mandeln. Und damit ist das ein perfekter Drink für die Winterzeit."