Projekt "Die Stadtsprache Hannovers" - Mythos Hannover - Nirgendwo in Deutschland wird reines Hochdeutsch gesprochen
Seit etwa 200 Jahren gibt es einen weitverbreiteten sprachlichen Mythos, der sich bis heute hält: In und um Hannover ist die deutsche Sprache am Dialekt-freisten mit dem "besten" Hochdeutsch. Doch ist das wirklich so? Ein Forschungsteam um den Sprachwissenschaftler Dr. François Conrad hat die Sprache der Hannoveraner*innen genauer untersucht. Wir sprechen mit ihm darüber.
Die Menschen in Niedersachsen und speziell in Hannover bilden sich ja schon seit ewig ein, sie - und nur sie - würden astreines Hochdeutsch sprechen. Damit macht die Landeshauptstadt sogar Werbung auf ihrer Internetseite. Nun untersucht ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2020 "Die Stadtsprache Hannovers" und siehe da: Auch in Hannover wird kein reines Hochdeutsch gesprochen. Eigentlich wird nirgendwo in Deutschland Hochdeutsch gesprochen. Denn in der Sprachwissenschaft gibt es keine eindeutige Antwort auf die Frage, was Hochdeutsch eigentlich ist. Viele Menschen sprechen Hochdeutsch, aber ein reines Hochdeutsch gibt es nicht. Jeder ist lokal oder regional geprägt.
Historisch gesehen wurde in Hannover Niederdeutsch, genauer gesagt ostfälisches Platt, gesprochen. Heute sprechen die meisten Menschen in der Region Hochdeutsch mit kleinen regionalen Einfärbungen. Diese Unterschiede sind besonders im Vergleich zu Süddeutschland bemerkbar.
Die Studie von Dr. François Conrad zeigt, dass die Sprache im Kopf, also wie Menschen über Sprache denken, in Hannover weiterhin als reines Hochdeutsch wahrgenommen wird. Doch tatsächlich wird nirgendwo in Deutschland reines Hochdeutsch gesprochen. Der Mythos bleibt weiter bestehen, auch wenn die Realität anders aussieht.