Syrischer Rundfunk - Funkstille in Damaskus

Fast völlig in der Versenkung verschwunden ist die als ORTAS bekannte Rundfunkanstalt in Damaskus. Speziell beim Auslandsdienst, der auch in deutscher Sprache gesendet hatte, erscheint als zweifelhaft, ob es jemals zu einer Wiederaufnahme kommen wird.
Im Fernsehen waren bei Stichproben nur noch Schrifttafeln ohne Ton anzutreffen. Das liegt offenbar nicht an der etwas instabilen Internet-Übertragung; über Satellit ist das auch so zu beobachten.
Von zumindest gelegentlichen Programmbeiträgen wird bei Al Jazeera berichtet. Rein theoretisch wären Szenarien denkbar, in denen sie nur in der terrestrischen Ausstrahlung erscheinen.
Das Radio der ORTAS ist zumindest im Internet ebenfalls verstummt. Statt des ersten und zweiten Programms trifft man wiederum nur noch Stille an.
Ganz abgeschaltet ist die Internetübertragung des Auslandsdienstes. Die Aufzeichnungen, die von der Redaktion selbst veröffentlicht wurden, enden am 6. Dezember. Auf einer Drittseite findet sich die wohl allerletzte Sendung in deutscher Sprache vom Sonnabend, dem 7. Dezember 2024.

Eine Analyse der Lage nimmt direkten Bezug auf den Irak. Auch dort gab es seit den 60er Jahren einen Auslandsdienst mit täglicher Stunde Programm in deutscher Sprache.
Daran erinnert heute nichts mehr. Selbst auf die Großanlage mit 16 jeweils 500 kW starken Kurzwellensendern (also einer Kapazität, wie sie auch im Wertachtal bei Buchloe installiert war) deuten nur noch mutmaßliche Reste des Technikgebäudes.
Ebenfalls schon verschwunden ist die Kurzwellenanlage bei Damaskus, auch wenn es, insbesondere im russischen Programm, bis zuletzt imaginäre Frequenzansagen gab. Verschrottet sind ebenso die Masten des Mittelwellensenders bei Tartus, der sich bis 2020 auf 783 kHz teils bis nach Mitteleuropa bemerkbar gemacht hatte.
Aus Damaskus gesehen wurde noch ein Auftritt, von der BBC beschrieben als „Rebellen senden ihre Siegesnachricht aus einem Studio des Staatsfernsehens“.
Wie die Protagonisten so hinter dem Tisch standen, weckte unweigerlich Assoziationen. Eine davon ist der 22. Dezember 1989 in Bukarest, im Internet in zahlreichen Kopien unterschiedlichster Qualität zu betrachten. Darunter ist ein Fragment des Bandes, auf dem auch festgehalten ist, was sich in den zwei Minuten abgespielt hat, bevor das Studio 4 auf Sendung ging.
Der Selfie-Auftritt einer behelmten Reporterin von Al Jazeera rundete die Geschehnisse im Damaskuser Fernsehstudio ab. Eine Reaktion: Ob auch irgendwelche MAZen von Schwanensee herumlagen? (Zum Kontext siehe über eine inoffizielle Hintertür die gesamte Diskussion.)
Seit dem Rückzug des Fernsehsenders Doshd (der damit, Riga als neue Heimat zu sehen, einem Irrtum erlag) ist weithin bekannt, wie dieses Ballett erzwungenes Schweigen des Moskauer Fernsehens signalisiert. Dabei sorgte das jüngste Beispiel von 2022 für Nachstellungen, die wieder einmal nicht stimmen: Beim Putsch 1991 lief, so zumindest glaubwürdige Aussagen, diese Produktion.
Der Vollständigkeit halber sei noch kurz an spezielle Sendungen erinnert, die in den vergangenen beiden Jahrzehnten nach Syrien gerichtet wurden.
Ab 2002 sendete ein Syrian Human Rights Committee aus dem Gebiet der früheren Sowjetunion. Bemerkenswert war die Belegung bekannter Kurzwellenfrequenzen von Radio Damaskus, obwohl sie der Auslandsversorgung dienten und in größeren Teilen von Syrien kaum zu empfangen waren.
2004 folgten, ebenfalls nach kurzer Zeit wieder eingestellte, Ausstrahlungen von Radio Free Syria aus Jülich.

2017 wiederum für kurze Zeit über die Mittelwelle 1350 kHz in Armenien zu hören war ein Radio Alkul, das offenbar seit 2012 existiert und schon vor Jahren behauptete, in Aleppo auf UKW zu senden. Mehr ist dazu nicht bekannt.

Schon 2013 erschien auf dem heute nicht mehr existierenden, von Trans World Radio mitgenutzten französischen Mittelwellensender in Zypern ein Syria Al Amal, „Hoffnung für Syrien“. Erst Abhören durch einen Muttersprachler und schließlich auch eine Mitteilung von TWR brachten die Aufklärung, es mitnichten mit Sendungen von Aufständischen zu tun zu haben.
Vielmehr zeigte sich hier die Methode, die Verkündigung des christlichen Glaubens in verkappter Form zu präsentieren. Es handelte sich um ein gemeinsames Projekt mit IBRA-Radio, das schon vor Jahren wieder aufgegeben wurde, verbunden mit der umstandslosen Löschung der Internetadresse radiosama.net/hope-for-syria.

Schließlich gab es 2023 noch Ausstrahlungen über die Kurzwellensender in Abu Dhabi, die sich schon an der Grenze zum Kuriosum bewegten: Die ansonsten als Podcast präsentierten Agricultural Voices Syria, ein Landfunk der südenglischen (Sitz im Küstenort Brighton) Universität Sussex.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 15.12.2024