Kurzwelle - US-Station WMLK mit neuer Frequenz

WMLK shortwave, radio voice of the Assemblies of Yahweh
Sendeantenne von WMLK | © Adam Elmquist, CC

Im 16-Meterband der Kurzwelle könnte abends eine Ausstrahlung religiöser Programme auffallen. Es handelt sich um die neue Frequenz der vielleicht seltsamsten unter den Rundfunkstationen mit Sendeleistungen von mehr als 100 kW.

Sofern es keine Abweichung von den Planungen gibt, arbeitet die Station WMLK jetzt zwischen 18.30 und 23.30 Uhr auf 17525 kHz. Für andere Zeiten sind die beiden ursprünglichen Frequenzen vorgesehen: 9275 kHz von 0.00 bis 5.00 Uhr und 15150 kHz von 13.00 bis 18.00 Uhr. Sonnabends bleibt der Sender ausgeschaltet.

Diese Frequenzplanung soll auch im bevorstehenden Sommerhalbjahr gelten; dies ohne Berücksichtigung der (in den USA ohnehin zu von Europa abweichenden Terminen geltenden) Sommerzeit, nach deren Beginn aus hiesiger Sicht also jeweils eine Stunde später.

Stand vom 09.03.2025



Archivtext von 2023:

WMLK ist das Werk eines Jacob O. Meyer, der 1966 die Religionsgemeinschaft Assemblies of Yahweh gegründet hatte. Deren Lehren könnte man als Mischung aus den christlichen und jüdischen Religionen umschreiben.

Die Sendeanlage fand ihren Platz bei der Ortschaft Bethel an der Autobahn von Harrisburg nach New York. Dort aufgebaut wurde eine nach Europa strahlende Vorhangantenne, womit das einzige Zielgebiet der Station festgelegt war. Der Betrieb begann 1985 mit einem auf die Kurzwelle umgebauten Mittelwellensender.

Eine Gelegenheitspartie für WMLK rührte aus dem 1998 vollzogenen Rückbauschritt bei der Kurzwellen-Infrastruktur in der Schweiz. Aus der seinerzeit geschlossenen Station Schwarzenburg übernahm Adventist World Radio drei Sender und weitere Anlagenteile.

Damit sollte eine neue Kurzwellenanlage in Italien aufgebaut werden. Im Jahre 2000 kam es auch noch zu einem „ersten Spatenstich“. Dann ließ AWR das Projekt jedoch fallen, da es letztlich günstiger war, die von verschiedenen Betreibern am Markt mittlerweile in fast beliebigem Umfang verfügbare Sendezeit anzumieten.

WMLK wurde nach eigenen Angaben von „einem Freund in der US-Regierung“ auf die anschließend zum Kauf angebotene Technik aufmerksam gemacht. Bei einer Besichtigung der in Italien eingelagerten Ausrüstungen fand einer der Sender das Gefallen der Verantwortlichen und wurde erworben. Bei diesem Spontankauf wurde die Aufgabe, einen solchen Sender mit 250 kW Leistung nach längerem Stillstand wieder in Betrieb zu nehmen, erheblich unterschätzt.

Zugleich nahmen die Schwierigkeiten mit dem vorhandenen „kleinen“ (50 kW) Sender immer weiter zu. 2005, kurz nach diesen Aufnahmen, kam der Sendebetrieb zunächst ganz zum Erliegen. Erst 2016 gelang es, den Sender aus Schwarzenburg in Betrieb zu nehmen und eine Leistung von bis zu 130 kW zu erreichen.

Nach einem Jahr war es schon wieder vorbei: Ein Brand zerstörte 2017 den Sender. Am Ende war WMLK damit aber nicht, denn die Versicherung regulierte den Schaden. Somit konnte beim einstigen Lieferanten des Schwarzenburg-Senders in der Schweiz ein völlig neuer Sender mit 300 kW Nennleistung bestellt werden.

Aus der angekündigten schnellen Lieferung wurde indes nichts, denn nun geriet das beauftragte Unternehmen seinerseits in Schwierigkeiten: Es gehörte Finanzinvestoren, die entschieden, die Firma ohne jede Rücksicht auf den Geschäftsbetrieb zu filetieren. Über mehrere Monate wurden keine Löhne mehr gezahlt.

Somit kam es erst 2020 zur Auslieferung des bestellten Senders. Dessen Einbau und Inbetriebnahme, von den Betreibern stolz in allen Details präsentiert, gestaltete sich dann noch einmal als langwierige Angelegenheit, die sich bis zum Juni 2022 hinzog.

Ganz einfach macht man es sich mit der Gestaltung des Programms: Es wird wohl komplett mit Aufzeichnungen von Jacob O. Meyer bestritten. Dafür bleibt nur noch der Griff ins Archiv, denn Meyer ist 2010 verstorben. WMLK folgt damit dem Konzept unter anderem von Overcomer Ministries, WTWW und dem Scottschen University Network: Sendende Gräber von Rundfunkpredigern.

Antichrist identifiziert!
Aus der Medienarbeit von Galal Doss | © worldslastchance.com

Die Formulierung von der „vielleicht seltsamsten“ Rundfunkstation dieser Leistungsklasse wurde gewählt, weil WMLK hier in Konkurrenz zu einem aus Ägypten stammenden, mit einem Aufenthaltstitel für die USA ausgestatteten Milliardär steht.

Dieser Galal Doss gehörte bis 1999 der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, also dem Betreiber von Adventist World Radio, an. Nach seinem Austritt gründete er World’s Last Chance und erhielt dafür von der Finanzverwaltung die Anerkennung als steuerbefreite Religionsgemeinschaft.

Unvorbelastete Betrachter könnten sich spontan fragen, ob diese „bibelbasierte Gemeinschaft“ etwa eine Satire ist. Gleich als erstes ins Auge fällt die Referenz an das Käseglockenbild.

Dieser Holzstich wird (oder wurde mindestens bis vor wenigen Jahren) selbst von offiziellen Schulbüchern als Beleg für das vermeintliche mittelalterliche Weltbild einer Erdscheibe ins Feld geführt. Doch das ist ein Mythos. In Wirklichkeit sind die „Flacherdler“ ein sehr junges Youtube-Phänomen.

Ein Anliegen ist es Doss auch, sich an der katholischen Kirche abzuarbeiten. So wird Papst Franziskus schon einmal als „Antichrist“ bezeichnet. 2005 hieß es, Benedikt werde nur kurze Zeit amtieren und dann „vom Teufel in der Gestalt des wiederauferstandenen Johannes Paul II.“ abgelöst.

In seiner Heimat Ägypten fand Doss 2003 kritische Aufmerksamkeit. Auch 2013 erinnerte man sich noch einmal an ihn.

In der westlichen Welt bleibt Doss unterhalb jeglicher Wahrnehmungsschwellen. Es könnte deshalb schlicht überflüssig sein, bei seinen Medienprodukten einmal genauer hinzuschauen, ob in ihnen nicht auch der Antisemitismus kultiviert wird.

Somit mag es an dieser Stelle genügen, noch ein Fundstück zu zeigen, bei dem man von internalisiertem Antiamerikanismus sprechen könnte.

The United States, the “beast from the earth”
Aus einem 2018 veröffentlichten Video | © World’s Last Chance

Für seinen Einstieg in den Kurzwellenrundfunk bediente sich Doss eines Erfüllungsgehilfen: Des Radioaktivisten Allan Weiner, der sich bei Monticello im US-Bundesstaat Maine unter der Stationskennung WBCQ niedergelassen hat.

Von Doss darauf angesprochen, was man für eine Kurzwellenanlage mit 500 kW alles brauche, zählte ihm Weiner die erforderlichen Investitionen in siebenstelliger Höhe auf. Fernsehreportern zeigte Weiner seine Verblüffung darüber, wie regungslos der Milliardär alles abnickte.

In der Nähe von Weiners bestehender Sendestation aufgebaut wurde 2019 eine Kurzwellenantenne jener Bauart, wie sie seit 1997 in vier Exemplaren auch bei Nauen steht. Der Sender wurde von einer US-amerikanischen Firma bezogen.

Lieferant der Antenne war das bereits genannte Unternehmen aus der Schweiz. Dessen Zerschlagung traf mitten in die Inbetriebnahme der neuen Anlage.

Eigentlich können Antennen dieser Bauart flexibel im Bereich vom 49- bis 13-Meterband betrieben werden. Nachdem zunächst jede Unterstützung des Lieferanten verloren war, gelang es den Technikern vor Ort jedoch nur, die Anlage fest für die Frequenz 9330 kHz einzurichten. Dabei ist es bis heute geblieben.

[Nachtrag vom 09.03.2025: Inzwischen ist der Sendeablauf stark vereinfacht. Verblieben sind nur noch die Abstrahlrichtungen Nordamerika, Europa und Brasilien sowie die Sprachen Englisch und Portugiesisch. Alle anderen Produktionen, darunter auch Deutsch, wurden aus der Kurzwellenausstrahlung herausgenommen.]

Wer die Großsendeanlage und die sehr bescheidenen, von Weiner mit eigenem Programm auf 5130, 6160 und 7490 kHz eingesetzten Sender betrachten will, kann das im X-Feed des Betreibers tun und sich dort auch über dessen politische Ansichten informieren.

Eigentlich wollte Galal Doss seine Kurzwellenaktivitäten noch ausdehnen, und zwar auf die ursprünglich von Christian Science errichtete Sendestation in South Carolina. Sie steht seit 2021 still. Der Ersatz dafür ist, wenn auch nur mit sehr bescheidener Verbreitung, World Harvest TV.

Die Übernahme dieser Sendeanlage fand jedoch keine Genehmigung. Dabei ersparte sich die Regulierungsbehörde FCC einen offiziellen Bescheid, indem sie auf Zeit spielte, bis die ihr bekannte Bindefrist eines Vorvertrags verstrichen war.

 

Autor: Kai Ludwig