1539 kHz - Mittelwelle Manresa abgeschaltet

Manresa
Manresa mit zwei Bauwerken der Gotik: Basilika Santa Maria und Brücke Pont Vell | © Jorge Franganillo, CC

Die Unklarheiten um das Mitglied der Sociedad Española de Radiodifusión (SER) in Manresa, 40 Kilometer nordwestlich von Barcelona, sind ausgeräumt: Seit Juni gibt es keine Ausstrahlung auf der Mittelwelle 1539 kHz mehr, wobei es sich jedoch nicht um eine völlige Schließung handelt.

Jüngste Angaben sprechen nur noch von einer Rückgabe der Mittelwellenfrequenz. Das Programm von Radio Manresa wird ansonsten weiter angeboten.

Das dürfte eine Ausstrahlung auf UKW einschließen, ob nun mit einer neuen Lösung oder weiter von der eigenen Sendestation am südöstlichen Stadtrand. An deren Mast ist oben die UKW-Antenne montiert, darunter eine Strahlerreuse für den 5 kW starken Mittelwellensender.

Von der Mittelwelle 1539 kHz verschwunden ist die SER damit nicht. Noch immer aktiv ist hier ein anderer, ebenfalls etwa 5 kW starker Sender in Elche bei Alicante.

Die Erfahrungen werden zeigen, ob das schwächere Signal dieses rund 400 Kilometer weiter von Mitteleuropa entfernten Senders die Frequenz auch allein dominiert oder sich andere Ausstrahlungen, etwa aus Abu Dhabi, fortan deutlicher bemerkbar machen.

918 AM, Radio Inter
Standbild aus dem letzten, inzwischen gelöschten Youtube-Video (21.03.2022) | © Radio Inter

Nach den ursprünglichen, unklaren Meldungen war eine völlige Schließung von Radio Manresa denkbar, denn genau das geschah vor zwei Jahren mit dem unabhängigen Radio Inter in Madrid.

Dort war zunächst nur von einer Abschaltung der Mittelwelle die Rede. Wenige Tage später verschwand Radio Inter jedoch sang- und klanglos. Neben den Resten des eigenen Internetauftritts kann auch noch der letzte Eintrag im damaligen Twitter betrachtet werden.

Damit ist heute im Internet mehr von Radio Inter übrig als von der Sendeanlage seiner Mittelwelle 918 kHz: Schon Ende 2023 war sie komplett eliminiert.

Folgt man dortigem Branchenklatsch, dann ist generell mit keinen Investitionen in die Mittelwellen-Infrastruktur in Spanien mehr zu rechnen. Somit könnte der spanische AM-Rundfunk enden, indem dessen Sendetechnik nach und nach zusammenbricht – ein Szenario, mit dem dortige Beobachter auch für die USA rechnen.

Sender Majadahonda
Die Sendeantenne 585 kHz in Majadahonda bei Madrid | © Riozujar, CC

Keine Rede von einem Ende der Mittelwelle ist bislang beim öffentlich-rechtlichen RTVE. Zu Einschränkungen kam es allerdings auch schon hier, und zwar einer Reduzierung der Sendeleistungen bei den Großsendern.

Nachdem einige Zeit durchweg mit 300 kW gearbeitet wurde, gab es 2022 eine weitere Absenkung, diesmal mit einer Differenzierung zwischen den ursprünglichen Leistungen und neu auch zwischen Tag und Nacht.

Die einst mit 600 kW betriebenen Frequenzen Madrid 585 kHz, Sevilla 684 kHz und Barcelona 738 kHz laufen jetzt noch tagsüber mit 150 kW und abends/nachts mit 100 kW. Aus den 300 kW der Mittelwellen Teneriffa 621 kHz, La Coruña 639 kHz und Murcia 855 kHz wurden 100 kW tagsüber und 75 kW abends/nachts.

Darüber hinaus ist RTVE bis heute auf Kurzwelle aktiv, wenn auch nur noch mit Einschränkungen, darunter der völlige Verzicht auf eine Besetzung der Sendestation mit Technikern. Die dadurch verhältnismäßig häufigen Ausfälle werden in Kauf genommen.

Vorgesehen ist, an Arbeitstagen von 17.00 bis 1.00 Uhr nach Afrika und Nahost sowie von 20.00 bis 4.00 Uhr nach Nord- und Südamerika zu senden. Am Wochenende werden alle vier Frequenzen zusammen von 16.00 bis 24.00 Uhr eingeschaltet.

Diese Frequenzen ändern sich zwischen Sommer- und Winterhalbjahr. Derzeit sind es 15390 kHz (Abstrahlrichtung Afrika), 15520 kHz (Nahost), 17715 kHz (Südamerika) und 17855 kHz (Nordamerika).

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 21.07.2024