Katholischer Sender in den USA - EWTN zumindest vorerst nicht mehr auf Kurzwelle
Zum Portfolio des katholischen Eternal Word Television Network in den USA gehörte ab den 90er Jahren das Kurzwellenradio. Seit Juni ist davon nichts mehr zu hören, was EWTN mit fehlenden Ersatzteilen begründet. Es kann nur abgewartet werden, ob die Sender noch einmal in Betrieb gehen.
Am regelmäßigsten lief in den letzten Jahren noch die für Lateinamerika bestimmte Übertragung eines spanischen Programms auf 12050 kHz (tagsüber Ortszeit) bzw. 5970 kHz.
Beim englischen Kanal gibt es schon seit 2018/2019 keine Ausstrahlung nach Europa und Asien (letztere fast über den Nordpol hinweg) mehr. Übrig war noch die Afrika-Frequenz 15610 kHz mit immer weniger Sendezeit, immer längeren Ausfällen (2022/2023 ein reichliches Jahr) und hörbarem Defekt der Modulatorstufe des Senders.
Stand vom 10.11.2024
EWTN ist das Kind der Klarisse Angelica, bürgerlich Rita Rizzo (1944–2016), die 1962 im Bundesstaat Alabama ein neues Kloster gründete und 1971 mit Bibelstunden ihre öffentlichen Auftritte begann. 1978 brachte ihr der Besuch bei einem Fernsehsender in Chicago die Idee, dieses Medium zu nutzen. Aus ersten Zulieferungen wurde 1981 das eigene Satelliten- und Kabelprogramm.
Mit einer Spende von 23 Millionen Dollar ermöglichte der niederländische Milliardär Piet Derksen († 1996) den Einstieg auch in den internationalen Hörfunk auf Kurzwelle. Aufgebaut und 1992 in Betrieb genommen wurden vier Sender mit einer Nennleistung von jeweils 500 kW, dazu acht Vorhangantennen.
Die Anlage erhielt die Kennung WEWN und fand ihren Platz bei der Ortschaft Vandiver, knapp 20 Kilometer entfernt von der EWTN-Zentrale. Diese befindet sich ihrerseits in Irondale, einem östlichen Vorort von Birmingham, der größten Stadt von Alabama. Die Sender werden zwar jährlich gesegnet, aber schon länger nur noch auf Verschleiß gefahren.
In der Phase des größten Ausbaus sendete EWTN auf Kurzwelle in 26 Sprachen. Dazu gehörte von Anfang an auch Deutsch, was mit teils extremen Sendeplätzen (so 1993 erst um Mitternacht) und bestenfalls mäßiger Empfangsqualität allerdings ein aussichtsloses Unterfangen war.
Deshalb wechselten die Bemühungen um das deutschsprachige Europa bereits ab 2000 vom Kurzwellenhörfunk ins Fernsehen. Das entwickelte sich 2011 zu einer Niederlassung in Deutschland, deren Programm seit 2016 mit einer nordrhein-westfälischen Lizenz sendet.
1993 begann Rizzo damit, sich offen gegen liberale Kräfte in der katholischen Kirche zu stellen.
Als erster Schachzug gelang es ihr, den US-Bischöfen den Betrieb eines eigenen Fernsehprogramms auszureden. Als diese sich nach der Schließung ihres CTNA bei EWTN einbringen wollten, beschied ihnen Rizzo kühl, der Sender gehöre ihr.
Für die seitdem eingeschlagene Richtung fanden nicht etwa kirchenferne Kreise, sondern eine katholische Stimme klare Worte: EWTN sei mittlerweile „das Fox News unter den Religionssendern“.
2019 pushte EWTN auf globaler Ebene die kirchenpolitisch reaktionären, von Realitätsverlust zeugenden Positionierungen zweier deutscher Protagonisten: Des früheren Papstes und des Kardinals Müller.
Zum katholischen Weltjugendtag 2023 mit „zahlreichen Gruppen, Personen und Botschaften, bei denen die Bezeichnung ‚konservativ‘ geschmeichelt wäre“ gab es die Beobachtung, ihnen hätte sich das deutsche EWTN-Programm „sehr intensiv“ gewidmet. Auch dieser Kanal wird von Irondale kontrolliert.
Vom heutigen Papst und dessen Umfeld wird EWTN nicht geschätzt. Dazu gibt es neben sachlich gehaltenen Stellungnahmen ein knalliges Zitat:
„Die sind ein Werk des Teufels. Das habe ich einigen von denen auch schon gesagt.“
Was 1995 beim Fernsehen gelang, sollte 2022 noch auf den Bereich Nachrichtenagentur ausgedehnt werden. Diesmal waren es die Bischöfe der USA selbst, die den Catholic News Service, das „Gegenstück“ zur deutschen KNA, schließen und auch dieses Feld EWTN überlassen wollten. Überraschend kam es aber doch zu einer Weiterführung.
Beitrag von Kai Ludwig