Einst internationaler Missionssender in Ecuador - Was von Radio HCJB blieb

Reach Beyond, Sendeanlage Kununurra
Die Sendestation bei Kununurra | © Reach Beyond

Eine Größe im internationalen Rundfunk war HCJB, der 1931 von US-amerikanischen Missionaren in Ecuador geschaffene Missionssender. Nach einer vor zwei Jahrzehnten in den USA getroffenen Entscheidung, die internationalen Programme so nicht fortzusetzen, gibt es heute verschiedene Nachfolgeprojekte.

Anfang des Endes der Direktsendungen aus Ecuador war eine Entscheidung der Regierung, mit der Eröffnung des neuen Flughafens von Quito die Beseitigung der zehn Kilometer entfernt stehenden Kurzwellen-Sendeanlage von HCJB zu verlangen.

Es gab noch erste Überlegungen dafür, eine neue Sendestation im Tiefland bei Guayaquil aufzubauen. Letztlich entschied die Missionsleitung in den USA jedoch, es dabei bewenden zu lassen und die Kurzwellenprogramme aus Ecuador aufzugeben.

Die Sendeanlage in Pifo bei Quito wurde bis 2008 schrittweise stillgelegt und demontiert. Teile ihrer Technik verwendete die US-Mission, die sich 2014 in Reach Beyond umbenannt hat, für ein neues Projekt: Eine für Asien arbeitende Station bei Kununurra, im Norden von Australien.

Die Station Kununurra überträgt auch Programme eines Partners: Der Stimme der Märtyrer, wiederum ein US-amerikanisches Missionswerk. Verzeichnet sind derzeit Ausstrahlungen von Freitag bis Montag, jeweils von 11.30 bis 12.00 Uhr auf 9580 kHz.

Insgesamt sollen in der noch laufenden, mit der Sommerzeit in Europa am 26. Oktober endenden Planungsperiode folgende Frequenzen eingeschaltet werden; in Klammern das jeweilige Zielgebiet:

00.30-01.00 Uhr: 17650 kHz (Japan)
11.30-12.00 Uhr: 9580 kHz (Korea)
Sa, So 13.00-13.30 Uhr: 15460 kHz (Japan)
13.30-14.00 Uhr: 11905 kHz (Burma)
14.00-14.30 Uhr: 11875 kHz (Burma)
14.00-14.30 Uhr: 12010 kHz (Bhutan)
14.00-16.00 Uhr: 15460 kHz (Indien)
14.30-16.00 Uhr: 11900 kHz (Indien)
16.00-16.30 Uhr: 11870 kHz (Indien)
17.00-17.30 Uhr: 11825 kHz (Burma)

Sender Shepparton
Archivbild von 2004: Die Sendestation Shepparton

Die Station bei Kununurra ist die letzte leistungsfähige Anlage des Kurzwellenrundfunks in Australien, seit die Australian Broadcasting Corporation den Verbreitungsweg 2017 verlassen hat. Eine nochmalige Aktivierung der zuletzt noch genutzten Sendestation Shepparton bei Melbourne ist inzwischen auch theoretisch nicht mehr möglich.

Schon seit 2010 Geschichte ist die stärkste Kurzwellenstation Australiens, bei Darwin an der Nordküste. Zwei ihrer Sender hat Trans World Radio auf seine Station nach Guam übernommen. Als 2023 deren Antennen große Sturmschäden erlitten, gab es einige Ersatzschaltungen aus Kununurra.

Noch weit verheerender hatte es Weihnachten 1974 Darwin getroffen. Als Ersatz wurde zunächst ein Provisorium geschaffen und blieb auch, nachdem die Station bei Darwin wieder in Betrieb war, noch bis 1996 im Einsatz.

Die Wahl fiel auf die gerade von der NASA aufgegebene Erdfunkstelle bei Carnarvon an der Westküste, wo bereits alle Voraussetzungen für den Aufbau der Sender bestanden. Reste des nachgenutzten Gebäudes und der Kurzwellenantennen sind bis heute zu sehen.

Radio HCJB
Hier entstanden die deutschen HCJB-Sendungen

Die 1953 gestarteten deutschen Sendungen von HCJB zielten ursprünglich auf Deutschstämmige im amerikanischen Doppelkontinent. Ab den 60er Jahren erkannte und ergriff man auch die Chance, als „Stimme der Anden“ eine Anhängerschaft in Mitteleuropa zu finden.

Der Wegfall der Direktausstrahlung war für die aus Deutschland stammenden Mitwirkenden kein Grund, dieses Publikum aufzugeben. Dabei konnte man es im Studio in einer Hinsicht sogar ruhiger angehen lassen: Mit dem Ende aller anderen internationalen Programme hatte sich die einst strenge Zuteilung von Produktionszeiten erledigt.

Abgänge aus gesundheitlichen Gründen erzwangen 2016 schließlich doch die Einstellung. Der letzte Redakteur Horst Rosiak ist inzwischen ebenfalls nach Deutschland zurückgekehrt und heute für das Missionswerk DMG tätig.

Zunächst nicht mehr aufzufinden ist ein weiteres Projekt der deutschen Mitarbeiter: Das „Indianerradio“, die Weiterführung der Sendungen in indigenen Sprachen. Dafür hatte man noch einen Sender aus der Station Pifo herausgeholt und, als er sich nicht mehr halten ließ, durch einen Kleinsender mit 1000 Watt ersetzt.

Nach längerer Unterbrechung ist die angestammte, mittlerweile als letzte ecuadorianische Kurzwelle überhaupt verbliebene Frequenz 6050 kHz jetzt wieder aktiv. Berichtet wird allerdings nur noch von Übertragungen des UKW-Programms.

Am langjährigen Standort von HCJB in Quito arbeitet heute unter anderem eine Musikschule. Für die Produktion des verbliebenen UKW-Hörfunkprogramms wurde inzwischen ein neues Gebäude errichtet.

Eine Nachfolge gibt es auch für die einstigen HCJB-Sendungen im deutschen Programm von World Radio Network: Ein kompletter Radiokanal, jetzt bestückt mit anderweitigen, in Deutschland entstehenden Produktionen.

Die Schaffung dieses Kanals veranschaulicht die Gründe, aus denen das deutsche WRN-Programm vor einem Jahrzehnt verschwand: Es war damals auch nicht teurer, statt der dortigen Sendeplätze gleich eine komplette Übertragung auf Astra 19,2° Ost zu bestellen.

Darüber hinaus wird mit Kleinsendern in Ostfriesland bis heute auf drei Frequenzen (3995, 5920, 7365 kHz) die Kurzwelle bespielt. Ziel ist, insbesondere kirchenferne Ostdeutsche zu erreichen, unter denen das Kurzwellenhobby als besonders verbreitet gilt. Inwieweit das Aussicht auf Erfolg hat, steht auf einem anderen Blatt.

Diese Kleinsender sind eine bescheidene Weiterführung der zeitweisen Ausstrahlung deutschsprachiger HCJB-Programme über die Kurzwellenanlagen der Media Broadcast. Es gab sie in der Phase des Rückbaus der Sendestation Pifo, in wechselnden Ausprägungen sowohl für Mitteleuropa als auch zurück nach Südamerika.

Bis heute verblieben ist eine Sendung, die zumindest vor Jahren für Beiträge in tschetschenischer Sprache bekannt war und sich ansonsten an ein russischsprachiges Publikum wendet. Sie läuft jeweils am Sonnabend; bis zum 26. Oktober von 17.30 bis 18.30 Uhr auf 11700 kHz, danach eine Stunde früher und voraussichtlich auf einer niedrigeren Frequenz.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 15.09.2024