30. Jahrestag - Der 31. Dezember 1991
Eigentlich war nicht geplant, hier auf den weiteren runden Jahrestag einer Zäsur der deutschen Rundfunkgeschichte einzugehen. Ein von komplett außerhalb der Rundfunkszene gekommener Themenhinweis sorgt nun doch dafür. Außerdem ist auf Bildmaterial aufmerksam zu machen, das bisher nur ein harter Kern kannte.
Worum es hier geht, ist natürlich seit langem nachzulesen, etwa in
diesem ausführlichen Text.
Der Themenhinweis bezieht sich auf einen Beitrag, den gerade die Berliner Zeitung veröffentlicht hat:
Wie eine Frau gegen das Vergessen kämpft
Das Vergessen betrifft, diesem Text nach zu urteilen, auch einen besonderen Akt medienpolitischer Selbstbehauptung: Die kurzfristige Gründung des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg. Zwar hielten dessen Hörfunkkonzepte im einen Fall keine sechs Jahre und blieben im anderen gleich eine Fußnote der Rundfunkgeschichte.
Beim Fernsehen gelang es nach unbeholfenem Start (eine Reinigungskraft soll diese erste Sendung als „peinlich und provinziell“ kommentiert haben) hingegen, aus den berüchtigten DEFA-Baracken an jene Programmtraditionen anzuknüpfen, die nichts mit der DDR-Unterhaltungsmafia zu tun hatten.
Der Zeitungsbeitrag von 2021 hat eine Grundaussage:
„Die Menschen und ihre Konflikte. Das blieben Geschichten, die nur Betroffene kennen, über die sie aber kaum redeten. Dafür gebe es keinen Raum.“
Nachdem der Schwerpunkt dieser Rubrik im Ausland liegt, sei ergänzt: Das ist nicht nur hierzulande so, und mitunter wirkt es, als wäre mit dem 31. Dezember 1991 eine solche Art des Umgangs mit Rundfunk- und Fernsehhäusern auch international salonfähig geworden.
Breiter bekannt ist dazu das Vorgehen in Griechenland und Israel. In Moskau wiederum begann es 1991 mit der umstandslosen Schließung unter anderem des Kulturprogramms des Allunionsradios. 1997 folgte der Jelzin-Ukas zur Abschaltung auch des Leitprogramms, das sich dem noch drei Jahre lang widersetzte.
Das Bildmaterial (mit Ton natürlich) aus dem Jahre 1990 soll hier unkommentiert bleiben. Eine grundsätzliche Verortung ist aber vielleicht doch angebracht: Ab 17'04 eingebaut sind Aufnahmen aus den noch heute existierenden Räumen im alten Block A. Ansonsten zu sehen ist der 1965 in Betrieb genommene, 1994 aufgegebene Block E.
Noch einmal präsentiert sei hier außerdem die aktuelle Neubearbeitung zu einem der Programme, die über den Jahreswechsel 1991/1992 hinweg aufgeschaltet blieben. Mit enthalten ist der Blick ins Studio rund um jenen Moment, als die Mutter aller Zeitzeichen über den Sender ging.
(Die anderen dieser Programme waren der Berliner Rundfunk, der privatisiert und dabei unweigerlich eingedampft wurde, sowie der Deutschlandsender Kultur, vereinfachend als erweitertes Nachfolgeprogramm von Radio DDR 2 zu beschreiben.
Aus Deutschlandsender Kultur und RIAS Berlin wiederum ging zum 1. Januar 1994 Deutschlandradio Berlin hervor. Dazu sei hier nur die Frage formuliert, ob tatsächlich jemand glaubte, aus einem ausgeprägten Hochkulturprogramm und einem Generalisten ohne Reibungen ein stimmiges Fusionsprodukt machen zu können.)