USA: Durchgriff in den Auslandsrundfunk beginnt - Chefkorrespondent der VOA vom Dienst suspendiert

In den USA hat der Durchgriff in den Auslandsrundfunk auch ohne die formelle Einsetzung einer neuen Leitung begonnen. Erste sichtbare Zeichen sind die Suspendierung des Chefkorrespondenten der Voice of America und eine grundlegende Neuformulierung des Programmauftrags.
Begründet wurde die Suspendierung von Steven Herman mit dessen Social-Media-Aktivitäten. Sie könnten „die Wahrnehmung des Publikums von der Objektivität oder/und Glaubwürdigkeit der VOA und ihrer Berichterstattung beeinträchtigt“ haben.
Bei diesen Aktivitäten handelt es sich um Wiedergaben von Nachrichten, darunter zwangsläufig auch über Kritik an Trump. Wie weiter zu hören ist, sind bereits einschlägige Beiträge der VOA stark verändert oder ganz depubliziert worden.
Irritierend ist das Verhalten des erst im vergangenen Sommer angetretenen VOA-Direktors Michael Abramowitz. Die „New York Times“ schildert, was er seiner beunruhigten, sich Unterstützung erhoffenden Belegschaft beschied: Er halte nur noch bis zum Antritt der neuen Direktorin Lake den Betrieb aufrecht.
Doch das ist nach Darstellung von NPR nicht alles: Abramowitz hat auch aktiv dem Vorgehen gegen Steven Herman zugestimmt. Nur dadurch ist es überhaupt möglich, nachdem Herman 2020 erfolgreich gegen ein sehr ähnliches Disziplinarverfahren geklagt hatte, da es nicht von der VOA, sondern der übergeordneten US Agency for Global Media ausging.
Herman selbst nimmt zu dem jetzt laufenden Verfahren nicht öffentlich Stellung. Nach der Darstellung von NPR äußerte er im Kollegenkreis, mit seiner Entlassung zu rechnen.

Laut „New York Times“ wurde darüber hinaus die Leiterin des VOA-Büros im Weißen Haus, Patsy Widakuswara, ohne Angabe von Gründen versetzt.
Es handelt sich um ihre zweite Degradierung. Zu einer solchen kam es bereits in den letzten Tagen der ersten Trump-Regierung, nachdem Widakuswara es gewagt hatte, den damaligen Außenminister Pompeo bei einem Abschiedsbesuch anzusprechen.
Mike Pompeo selbst war dieser bizarre Besuch wichtig genug, um ihn in seinen vor zwei Jahren veröffentlichten Memoiren zu erwähnen. Inzwischen ist die Zeit darüber hinweggegangen und Pompeo in Ungnade gefallen.
Das manifestierte sich in einer Demütigung: Dem Entzug des Personenschutzes durch den Secret Service, wie ihn Trump auch gegen den einstigen Sicherheitsberater John Bolton verhängte.

Hinter den Entwicklungen vom Freitag dürfte die designierte VOA-Direktorin Kari Lake stecken. Sie und eine Autorin des Papiers „Project 2025“ wurden tags zuvor als „Berater“ eingesetzt.
Das war gleich verbunden mit der stillschweigenden Einführung eines neuen Programmauftrags. Dieser lautete bisher, wie momentan auch noch im Internetauftritt nachzulesen:
» Zur Unterstützung von Freiheit und Demokratie die Menschen in aller Welt informieren, engagieren und in Verbindung bringen. «
Daraus wurde jetzt:
» Die Politik der Trump-Regierung in aller Welt klar und effektiv präsentieren. «
Eine Stimme aus dem Haus nannte es „einschüchternd und entmutigend“, in welcher beiläufigen Weise diese grundlegende Änderung daherkommt.

Nochmals zur Sprache kommt bei diesen Vorgängen der Generaldirektor Michael Pack, der 2020/2021 nur für einige Monate im Amt war, da die erste Trump-Regierung sich kaum für den Auslandsrundfunk interessierte und die Demokraten die Bestätigung der Personalie im Senat lange verschleppen konnten.

Zuvor arbeitete Pack für das „Claremont Institute“, das als akademischer Arm des 6. Januar 2021 gilt. Dessen Vorstandsmitglied John Eastman gehörte zu den Sprechern der Kundgebung (ab 2:19:00), die in die Erstürmung des Kapitols mündete.
Eastman war Referent des reaktionären Richters Clarence Thomas, für den Pack sich seinerseits als Stichwortgeber betätigte. In seiner Amtszeit beauftragte Pack freihändig für 1,6 Millionen Dollar eine Großkanzlei, die ihm bei Säuberungsaktionen helfen sollte. Ein Partner dieser Kanzlei ist wiederum ein früherer Thomas-Referent.
Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 02.03.2025