Abschaltung nicht nur der Mittelwelle - Bauer-Radios verschwinden auch von Satellit und aus dem Kabel
Diesmal bleibt es nicht bei der Mittelwelle: Die vom Hamburger Bauer-Verlag in Großbritannien betriebenen Hörfunkprogramme werden auch auf Satellit und in den Kabelnetzen abgeschaltet. Von den klassischen Rundfunktechniken behält man nur noch UKW, DAB und DVB-T.
Termin dafür ist der 13. Dezember. Bei den Mittelwellen soll aus praktischen Gründen des Technikereinsatzes bereits zwei Tage zuvor mit den Stillsetzungen begonnen werden.
Betroffen sind Absolute Radio mit seinen drei Ablegern, Hits Radio, Greatest Hits Radio, Kiss, Magic, Jazz FM und Planet Rock. Sie laufen auf 28,2° Ost zusammen mit Programmen weiterer Betreiber über einen Transponder, bei dem die Abdeckung von Mitteleuropa nicht, wie von der BBC bekannt, so weit wie möglich reduziert ist.
Künftig sind die Programme hierzulande nur noch mit gezielten Umgehungstechniken zu hören, da die Digitalplattform des Bauer-Hörfunks mit Geoblocking, also einer Sperre gegen Zugriffe aus dem Ausland, versehen ist.
Bei der Mittelwelle geht es, nachdem deren Nutzung durch Absolute Radio bereits beendet ist, noch um Sender mit Leistungen zwischen 0,2 und 3 kW, die Greatest Hits Radio auf 990, 1035, 1107, 1152, 1161, 1305, 1548 sowie 1584 kHz übertragen.
Außerdem betrifft dieses Thema das nordirische Downtown Radio. Es wird zwar nicht über Satellit und Kabel verbreitet, aber derzeit in Belfast noch auf 1026 kHz.
Stand vom 03.12.2023
Die knapp 2 kW starke Frequenz 1026 kHz kommt – daran hat sich seit dem Start von Downtown Radio im Jahre 1976 nichts geändert – von einem Sender am südöstlichen Stadtrand von Belfast.
Es handelt sich also nicht um eine Ausstrahlung vom Sender Lisnagarvey in Lisburn, südwestlich von Belfast. Dort war die Übertragung des Nordirland-Programms der BBC auf der 100 kW starken Frequenz 1341 kHz 2021 entfallen.
Nachdem der Standort in den Gleichwellennetzen auf 909 und 1089 kHz nur eine lokale Rolle spielt, ist er in Mitteleuropa jetzt noch auf 720 kHz zu hören. Hier läuft die Langwellenversion von BBC Radio 4 mit 10 kW, übertönt also weitgehend den ebenfalls auf dieser Frequenz betriebenen Stadtsender in London mit seinen 800 Watt.
Das wird allerdings nur noch bis Ende März so sein. Wie ein Insider durchblicken ließ, gehen diese Füllsender auf Mittelwelle (darunter in Nordirland auch Enniskillen mit 1 kW auf 774 kHz) in jedem Fall außer Betrieb, da sie nichts mit dem Rundsteuersignal zu tun haben, das auf der Langwelle 198 kHz mit übertragen wird.
Die Abschaltung des Mittelwellennetzes von Absolute Radio erweist sich somit als Auftakt des Jahres, in dem der Ausstieg aus dem AM-Rundfunk auch in Großbritannien richtig Fahrt aufnahm.
Dabei hatte Bauer die Lizenz dieses Netzes erst vor zwei Jahren bis 2031 verlängern lassen. Diese Art und Weise quittierte die Regulierungsbehörde Ofcom mit einem Bußgeld vom 25.000 Pfund.
Das hielt die Verantwortlichen nicht davon ab, es gleich noch einmal so zu machen: Erst im Februar hatte man einen Antrag eingereicht, der darauf abzielte, auf der Mittelwelle in Glasgow die lokalen Programmteile (sprich die Fiktion der weiteren Existenz von Radio Clyde) reduzieren zu dürfen.
Ab Mai ging es weiter mit der Abschaltung einer Reihe von Kleinsendern.
Nicht mit dabei war die BBC, sie hat seit 2021 noch keine weiteren Mittelwellen aufgegeben. Das erstaunt, da zu den laufenden Sparmaßnahmen der BBC ein inhaltlicher Kahlschlag bei ihren Lokalradios gehört.
Darüber hinaus gab es den nächsten Schritt beim Rückbau des Mittelwellennetzes von Talksport. Dieser soll noch zurück bis auf fünf Standorte fortgesetzt werden, bis Anfang 2026 die AM-Verbreitung von Talksport schließlich ganz entfällt.
Mit dem September endete die Belegung der Mittelwelle 1548 kHz in London. Außerhalb der Sendezeit des Balkan-Programms von Trans World Radio ist damit Greatest Hits Radio noch einmal in Mitteleuropa hörbar geworden (und sollte nicht mit dem bislang in London ausgestrahlten, ein sehr ähnliches Musikformat fahrendes „Gold“-Programm verwechselt werden).
Nach der Abschaltung auch der beiden Sender in Sheffield und Edinburgh wird es außerhalb der zwei Stunden TWR aus Grigoriopol überhaupt keine Ausstrahlungen auf 1548 kHz in Europa mehr geben.
Viel zu erwarten sein dürfte davon nicht, denn der bis Ende Juli für Radio Sawa, das Hörfunkprodukt des US-amerikanischen Alhurra, genutzte Sender in Kuwait überträgt jetzt Radio Farda, das Iran-Programm von Radio Free Europe / Radio Liberty.
Das geschieht zwar nur für sechs Stunden am Abend. Doch das reichte, um jene Störsender im Iran anzuziehen, wegen denen man 2019 die teure Anmietung von Sendezeit in Abu Dhabi eingestellt hatte.
Schon jetzt ist das unverkennbare iranische Störsignal, wie es in früheren Jahren auch auf Kurzwelle anzutreffen war, bis ins südliche Mitteleuropa gehört worden.
[Nachtrag: Folgt man weiteren Beobachtungen im November, könnte es allerdings um diese Störsendungen doch wieder ruhig geworden sein.]
Beitrag von Kai Ludwig