Mit speziellem Afrika-Programm - Stand der Dinge beim Kurzwellenradio in Algerien

Ifrikya FM – la voix Africaine – FM Tamanrasset et en ondes courtes
© ifrikyafm.com

Auch Algerien gehört zu den Ländern, die bis heute Auslandsradio auf Kurzwelle betreiben. Dabei läuft seit Mai 2023 ein spezielles Programm für Afrika.

Dieses Ifrikya FM soll nicht „organisch“ zu Radio Algerien gehören. Viel dürfte der Abgrenzungsversuch nicht zu besagen haben. Schon dieses und dieses Video zum Sendestart wurden offensichtlich in bestehenden Räumlichkeiten gedreht.

Unklar bleiben Angaben, nach denen das Programm in Tamanrasset, der Migrationsdrehscheibe ganz im Süden von Algerien, nicht nur auf UKW ausgestrahlt, sondern auch dort produziert wird. In Tamanrasset gibt es jedenfalls ein neues Funkhaus, in dem seit 2014 ein rund um die Uhr laufendes Hörfunk-Regionalprogramm sowie Fernsehbeiträge entstehen.

Algerien
© Sammlung University of Texas

Definitiv nicht wieder aus dem Raum Algier, wo der Kurzwellenbetrieb um die Jahrtausendwende endete, sondern von zwei Standorten 500 Kilometer landeinwärts kommen die internationalen Ausstrahlungen von Ifrikya FM.

Bekannt sind die AM-Stationen bei Béchar und bei Ouargla für jeweils 2000 kW starke Langwellenanlagen, die auf 153 kHz nach Tindouf bzw. auf 198 kHz nach Süden strahlten. Erstere soll auch aktuell in Betrieb sein. Durch die Mitbelegung der Frequenz aus Rumänien bleibt das weg von Mitteleuropa gerichtete Signal hierzulande unhörbar.

Bereits 2015 beauftragt wurde der Aufbau zusätzlicher Kurzwellentechnik an beiden Standorten. Vor Jahren verließ der Lieferant die Baustellen, da seine Leistungen nicht mehr bezahlt wurden. Die algerische Seite nahm die von ihr nie abgenommenen Anlagen schließlich 2022 eigenmächtig in Betrieb.

In den Langwellen-Senderhäusern steht jetzt jeweils ein neuer, 300 kW starker Kurzwellensender. Dazu gibt es jeweils ein Antennenpaar für die hohen und niedrigen Frequenzbänder; auf der Station bei Béchar ausgelegt für die Versorgung des Bereichs von Libyen bis zum Tschad, während Westafrika (das ist auf Kurzwelle tatsächlich so herum sinnvoll) aus Ouargla bedient wird.

Derzeit wird bei den algerischen Kurzwellen eine tägliche Sendepause von 14.00 bis 20.00 Uhr MEZ beobachtet. Die Ausstrahlung aus Béchar läuft von 20.00 bis 2.00 Uhr auf 13640 kHz, daran anschließend bis 4.00 Uhr auf 13690 kHz, bis 8.00 Uhr auf 9500 kHz und von 8.00 bis 14.00 Uhr auf 17600 kHz.

Der unter größeren technischen Problemen leidende Sender in Ouargla läuft (wenn überhaupt) von 20.00 bis 2.00 Uhr auf 13790 kHz, daran anschließend bis 8.00 Uhr auf 9700 kHz und von 8.00 bis 14.00 Uhr auf 15160 kHz.

Von 2006 bis 2022 bestritt Radio Algerien seine Kurzwellenausstrahlung hinein nach Afrika über die Sendeanlagen in Frankreich.

Hier gibt es eine interessante Parallele: In den beiden Jahrzehnten vor dem Sturz Gaddafis betrieb Libyen ebenfalls eine „Stimme von Afrika“, für die wiederum über Jahre Sendezeit in Frankreich angemietet und dann doch noch einmal eigene Kurzwellentechnik neu aufgebaut wurde. Seit 2011 ist das alles natürlich vorbei.

Kurzwellentürme in Algier
Reste einer der früheren Kurzwellenanlagen von Algier | © Habib Kaki, CC

Während die Kurzwellenanlagen an der algerischen Küste längst demontiert sind, gibt es hier mit inzwischen modernisierter Technik weiterhin Ausstrahlungen auf Lang- und Mittelwelle.

Mit hoher Leistung betrieben werden insbesondere für die Chaine 3 in französischer Sprache die Langwelle 252 kHz aus Tipaza, für das in mehreren Sprachen gestaltete Radio Algerien International die Mittelwellen 531 kHz aus Ain Beida (im Osten des Landes) und 891 kHz aus Algier sowie für das Jugendprogramm Jil FM die Mittelwelle 549 kHz aus Sidi bel Abbès, landeinwärts von Oran.

Eine nennenswerte Mitbelegung der Frequenzen in Mitteleuropa gibt es inzwischen nur noch auf 549 kHz, und auch für diesen Sender in Slowenien ist zu fragen, wie lange noch.

Ganz anders verhielt sich das einst auf 531 kHz. Das mit 600 kW abgestrahlte Signal aus Algerien führte schon in der Schweiz zu erheblichen Störungen des dortigen deutschsprachigen Rundfunks, was dazu zwang, mit 1566 kHz eine zusätzliche Nachtfrequenz zu etablieren, und zwar mit dem für die Mittelwelle neuen Konzept eines reinen Raumwellenbetriebs.

Burg, Antenne 1575 kHz
Archivbild: Die heute nicht mehr existierende Antenne 1575 kHz in Burg (bei Magdeburg) | © Kai Ludwig

Aus diesem Grund war wiederum die Nutzung der Frequenz 531 kHz durch den Sender Wiederau bei Leipzig, bei der man die ab Sonnenuntergang massiv eingeschränkte Reichweite in Kauf nahm, kein unfreundlicher Akt der DDR.

Im Gegenteil lieferten die guten Erfahrungen mit den Steilstrahlern zunächst noch in Beromünster und dann in Sarnen die Anregung dafür, mit der Frequenz 1575 kHz in Burg bei Magdeburg ebenfalls eine solche Antenne aufzubauen.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 22.12.2024