Ifrikya FM - Neues Afrika-Radio aus Algerien

Ifrikya FM
© Ifrikya FM

Im vergangenen Sommer hatte der staatliche algerische Rundfunk vor Jahren neu aufgebaute Kurzwellentechnik auf einmal doch noch in Betrieb genommen. Womöglich steckte dahinter schon jene Idee, die am 3. Mai 2023 das Licht der Öffentlichkeit erblickte: Ein spezielles Radioprogramm für Afrika.

Dieses Ifrikya FM soll „nicht organisch“ zu Radio Algerien gehören. Das dürfte kaum mehr als eine Spitzfindigkeit sein: Die gestellten Szenen in diesem und diesem Video sehen nach bestehenden Räumlichkeiten des Rundfunks aus.

Ausgestrahlt wird das Programm auf UKW auch in Tamanrasset, der Migrationsdrehscheibe ganz im Süden von Algerien. Vorerst ist nicht zu klären, ob eventuell die Redaktion dort untergebracht wurde. In Tamanrasset gibt es jedenfalls seit 2013 ein neues Funkhaus, das damit begann, rund um die Uhr ein Eigenprogramm sowie Fernsehbeiträge zu produzieren.

Die anderen bekannten Äußerungen über das Projekt beschränken sich auf Allgemeinplätze. Damit bleibt zunächst nur, auffällige Parallelen zu Libyen festzuhalten.

Dort gab es in den beiden Jahrzehnten vor dem Sturz Gaddafis ebenfalls eine „Stimme von Afrika“, für die wiederum über Jahre Sendezeit in Frankreich angemietet und dann doch noch einmal eigene Kurzwellentechnik neu aufgebaut wurde. Seit 2011 ist das alles natürlich vorbei.

Algerien
© Sammlung University of Texas

Der für Ifrikya FM angegebene Starttermin 3. Mai, 20.00 Uhr Ortszeit, dürfte der Zeitpunkt gewesen sein, an dem die Kurzwellensender von Radio Algerien zu dem neuen Programm umgeschaltet wurden.

Diese befinden sich nicht mehr an den Standorten im Raum Algier, wo der Kurzwellenbetrieb um die Jahrtausendwende endete. Für den Neuaufbau fiel die Wahl stattdessen auf die beiden Stationen etwa 500 Kilometer landeinwärts, die auf Langwelle weiter hinein in die Sahara strahl(t)en.

Installiert wurden jeweils ein Sender mit 300 kW Leistung und eine Antenne mit wahlweise zu nutzenden Systemen für hohe oder niedrige Frequenzen. In Kenadsa bei Béchar ist die Antenne auf den Bereich von Libyen bis zum Tschad ausgerichtet, in Berkaoui bei Ouargla auf Westafrika.

Der Auftrag dafür ist bereits 2015 erteilt worden. Mit einer Inbetriebnahme hatte schon kaum noch jemand gerechnet, als es 2022 doch noch vollbracht war und die seit 2006 genutzte Sendezeit in Frankreich abgekündigt wurde. Zur Ausstrahlung kamen zunächst teils das erste Programm in Arabisch, teils das Koranprogramm.

Inzwischen scheint der Sendebetrieb auch tatsächlich auf den angezeigten Frequenzen zu laufen. In Béchar sind das von 5.00 bis 8.00 Uhr 9470 kHz, von 8.00 bis 11.00 Uhr 15110 kHz, von 11.00 bis 13.00 und von 20.00 bis 23.00 Uhr 17600 kHz, von 13.00 bis 20.00 Uhr 21550 kHz sowie von 23.00 bis 5.00 Uhr 13590 kHz.

Der Sender Ouargla arbeitet von 4.00 bis 8.00 Uhr auf 7210 kHz, von 8.00 bis 11.00 und von 22.00 bis 4.00 Uhr auf 13790 kHz, von 11.00 bis 14.00 und von 17.00 bis 20.00 Uhr auf 17560 kHz, von 14.00 bis 17.00 Uhr auf 21455 kHz sowie von 20.00 bis 22.00 Uhr auf 15160 kHz. Hier gibt es nach wie vor technische Probleme.

Das gilt offenbar auch für die nach Süden strahlende Anlage der Langwelle 198 kHz, die schon seit Jahren nicht mehr läuft. Nur die Station bei Béchar soll nach ebenfalls längerer Unterbrechung wieder auf der nach Tindouf gerichteten Frequenz 153 kHz aktiv sein.

In Mitteleuropa ist von diesen Langwellen ohnehin nichts zu hören. Geschuldet ist das der Kombination aus der bis heute bestehenden Mitbelegung der Frequenzen in Großbritannien bzw. Rumänien, den weg von Europa gerichteten Antennen und den für Langwellensender denkbar ungünstigen Betriebsbedingungen in der Wüste.

Anders verhält sich das bei den Sendern im Norden. Dabei ist die Langwellenanlage Tipaza die irische Mitbelegung ihrer Frequenz 252 kHz nun los und damit teilweise sogar bei Tageslicht, auf jeden Fall aber bei Dunkelheit mit dem dritten Programm in französischer Sprache zu hören.

Schon seit längerer Zeit frei sind die Mittelwellen 531 und 891 kHz. Hier läuft (auch wenn diese AM-Ausstrahlung schon nicht mehr beworben wird) mit Radio International ein mehrsprachiges Programm.

In den deutschsprachigen Ländern war der 600 kW starke Sender Ain Beida, im Osten von Algerien, ein unliebsamer alter Bekannter. Bei Dunkelheit störte er den Empfang des Senders Beromünster in einem Ausmaß, das die Erschließung der zusätzlichen Nachtfrequenz 1566 kHz erforderte.

Bei der weiteren Diskussion von Frequenzbelegungen in der DDR beteiligte sich die Schweiz zeitweise am kalten Krieg. Letztlich kam es aber zu Einvernehmen über die Mitnutzung der Mittelwelle 531 kHz durch den Sender Wiederau bei Leipzig, bei der die ab Sonnenuntergang starke Einschränkung der Reichweite in Kauf genommen wurde.

Zugleich sind die in der Schweiz gemachten sehr guten Erfahrungen mit der Steilstrahlung auf 1566 kHz in der DDR ausgewertet worden. Das Resultat wurde hier bereits im Text über Absolute Radio erwähnt: In Burg bei Magdeburg entstand für die Frequenz 1575 kHz auch so eine Antenne.

Noch aus Slowenien mitbelegt ist die Frequenz 549 kHz. Trotzdem macht sich hier der Sender Sidi bel Abbès, landeinwärts von Oran, teilweise ebenfalls bis nach Mitteleuropa bemerkbar.

Das sorgte 2012 für einige Verwirrung, denn seinerzeit startete auch auf dieser Frequenz ein Programm, bei dem die damalige Musikauswahl nicht zuerst an Nordafrika denken ließ: Die Jugendwelle Jil FM.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 13.05.2023