Slowenien - Regionalsender Koper erwägt Mittelwellenausstieg

Sender Beli Križ
Sender Beli Križ in Piran | © Isiwal, CC-BY-SA

Die nächste Abschaltmeldung von der Mittelwelle könnte aus Slowenien kommen: Der Regionalsender in Koper, im bis zur Adria reichenden südwestlichen Zipfel des Landes, erwägt einen Ausstieg in den kommenden Monaten.

Das hat Kostengründe. Die im Raum stehenden Sparmaßnahmen werden sich möglicherweise nicht auf die technische Verbreitung beschränken.

Vor Ort produziert und auch auf Mittelwelle über den Sender Beli Križ in Piran abgestrahlt werden gleich zwei Programme, nämlich eines in slowenischer und eines in italienischer Sprache. Sie tragen jeweils den Namen der Stadt: Radio Koper und Radio Capodistria.

Um gezielt nach Italien einzustrahlen, lief die Mittelwelle 1170 kHz von Radio Capodistria in der Vergangenheit tagsüber mit 300 kW. Inzwischen begnügt man sich sowohl hier als auch bei Radio Koper auf 549 kHz mit jeweils 15 kW.

Ein Ende der AM-Verbreitung könnte sich zum Politikum entwickeln. Grund sind die in der angrenzenden Region von Italien lebenden Slowenen. Zu deren Zahl gibt es politisch gefärbte, zwischen 50.000 und 100.000 liegende Angaben.

Die Brisanz dieses Aspekts bekam schon der italienische Rundfunk Rai zu spüren, als er sich 2022 von der Mittelwelle zurückzog. Zwar konnte der Sender in Triest mit seinen 10 kW kaum mehr als die umfangreiche UKW-Kette, auf der die Rai weiterhin ihr slowenisches Programm verbreitet.

Trotzdem sah man in Ljubljana durch den Wegfall der Mittelwelle die Rechte der slowenischen Minderheit berührt und bat den italienischen Botschafter zu einer Unterredung. Letztlich gelang es der Rai, mit besonderen Verweisen auf die Satellitenverbreitung die Wogen zu glätten.

Den Aufstand probte auch der Verband der italienischen Minderheiten in Slowenien und Kroatien. Ihm ging es speziell um eine Sendung aus Venedig, obwohl die dortige Mittelwelle längst zur reinen Stadtfrequenz mit 3 kW zurückgebaut war.

Auch hier konnte sich die Rai mit dem Verbreitungsweg Satellit aus der Affäre ziehen: Die fragliche Sendung „L’Ora della Venezia Giulia“ kommt nun auf jenem Hotbird-Kanal, der zuvor der Verteilung des entfallenen Mittelwellenprogramms diente.

Sender Domžale
Die erste, 1928 in Betrieb gegangene Sendeanlage in Domžale | © Digital Library of Slovenia

Die heutige Besonderheit des slowenischen Mittelwellenrundfunks liegt darin, überhaupt nur noch regionale Programme zu übertragen.

Dem ist so, seit sich 2017 der Hauptsender im als Schlafstadt von Ljubljana verschrienen Domžale nach 89 Jahren verabschiedet hat. Dazu hieß es, die Betriebskosten wären angesichts des immer weiteren Rückgangs der Nutzung nicht mehr zu rechtfertigen.

Sender Nemčavci
Nemčavci mit Sender | © Doncsecz

Ebenfalls auf zwei Frequenzen mit 15 bzw. 10 kW aktiv ist hingegen nach wie vor der Sender Nemčavci bei Murska Sobota.

2005 aus Maribor hierher umgezogen war die Mittelwelle 558 kHz. Grund dafür ist deren heutige Bespielung: Wiederum ein Programm für eine ethnische Minderheit, diesmal Muravidéki Magyar Rádió aus dem Rundfunkstudio im stark ungarisch geprägten Lendava, im östlichsten Zipfel Sloweniens.

Nicht mehr zu Radio Slovenija gehört das Rundfunkprogramm aus Murska Sobota, Radio Murski val. Es läuft nach wie vor auf der angestammten Nemčavci-Frequenz 648 kHz. Dabei wird nicht nur am Türschild auf die Nennung dieser Mittelwelle bereits verzichtet.

 

Beitrag von Kai Ludwig; Stand vom 04.02.2024