Manchmal liegt im Glamour mehr Wahrheit als im rauen Abbruchsound. Auf ihrem zweiten Longplayer vereint das aktuell größte Talent Nashvilles die drei-Akkorde-und-die-Wahrheit-Philosophie mit der dramatischen Schattenwerferkunst des Hollywoods der Vierziger Jahre.

Ganz fein und zart singt sie mit ihrer umwerfend schönen Stimme von den Glückshoffnungen, trinkt rosa Champagner, nur um im nächsten, geigenumtosten Augenblick alle Las Vegas Lügen einzureißen. Marriage, who need it?! Natürlich dürfen hier die Pedalsteels nur so schmachten, konterkariert mit einem herzhaften Fuck, Caitlin Rose zieht alle Register, um die Größe und Gnadenlosigkeit eines Gefühls in maximalen Musikgenuss umzuwandeln.

Biederer Country? Nicht mit ihr. Ganz besoffen ist man vom Harmonienansturm, den bittersüßen, mit Witzen gespickten Worten und dem verführerischen Zauber ihrer Stimme – unschuldig, biestig. Dazu Gary Louris von The Jayhawks, top-ace Sessionmusiker, ein Traveling Wilbury Feel, ein Felice-Brothers Cover – pure Perfektion.

Christine Heise im TIP-Magazin