Albumtipp - Debut von Louise Gold & The Quarz Orchestra
Ja, wo sind wir denn hier? Die Kapelle swingt, die Posaune trötet, die Lady erheitert das Gemüt – Alliierten Casino? Vorkriegs-Jazz Club?
Diese Berliner Band zelebriert gekonnt und mit großem Selbstbewusstsein die Ära von Swing und Orchester Jazz, zitiert alphaltnasse Filmszenen und melancholische Liebeskummerattacken, hier ein Bolero, dort ein Jive – die Palette ist groß und überzeugt durch ein Songwriting, das sich nicht umsonst auf die Ökonomie des Popsongs beruft.
Hier sitzt alles perfekt. Aufgenommen mit analogem Vintage Equipment werden spürbar Räume geschaffen für die virtuosen Spieler, denen Louise Gold als zeitentrückte Sängerin Leichtigkeit und Tragik gleichermaßen zu verleihen versteht.
Ihre starke, eigenwillige Kopfstimme bewegt sich in Songs wie If I Don’t Have Love und Any Human Heart wohlig bis lasziv, A Zoot Suit könnte dem Dschungelbuch entsprungen sein, und das grandiose Instrumentalstück Lullaby For Moabit gibt ganz Berlin eine lange vermisste Eleganz zurück.
Entliehen zwar aus einer vergangenen Ära, aber das ist ja schwer angesagt.
Christine Heise im TIP-Magazin