Anhaltende Proteste in der Türkei - Blohm (FES Istanbul): Perspektivlosigkeit treibt die jungen Menschen auf die Straße
In der Türkei lassen die Proteste seit der Festnahme des Istanbuler Oberbürgermeisters Imamoglu nicht nach. Vielen geht es längst um mehr als die Verteidigung ihres Bürgermeisters. Sie zielen auf die Regierung von Präsident Erdogan. Es kristallisiert sich eine Auseinandersetzung zwischen Staat und Volk heraus, die immer schärfer zu werden droht. Denn vor allem junge Menschen in der Türkei wollen Erdogan loswerden. Über die aktuelle Lage in der Türkei sprechen wir mit der Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung in Istanbul - Tina Blohm.
Schon seit Tagen gehen in türkischen Städten Menschen auf die Straße, um gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters, Ekrem Imamoglu (CHP), zu protestieren. Der aussichtsreiche politische Herausforderer von Präsident Erdoğan (AKP) wurde am vergangenen Mittwoch wegen angeblicher Korruptions- und Terrorvorwürfen festgenommen. Doch viele vermuten Imamoglu solle als Konkurrent schlicht aus dem Weg geräumt werden. Entsprechend heftig fallen die Proteste aus - obwohl die Regierung sie verboten hat.
Die Stimmung auf den Straßen Istanbuls ist angespannt. Viele Menschen haben Angst vor Festnahmen und Polizeigewalt, doch der Unmut über die politische Situation treibt sie dennoch auf die Straße. Besonders junge Menschen und Studenten protestieren gegen die Perspektivlosigkeit und die hohen Lebenshaltungskosten.
Das Auswärtige Amt warnt Reisende vor den Demonstrationen und empfiehlt, große Menschenansammlungen zu meiden. Trotz der Proteste wird erwartet, dass die Lage in den nächsten Tagen ruhiger wird, insbesondere aufgrund des bevorstehenden Ramadanfests.