Bericht von Natalie Amiri - Trotz der Ungewissheit überwiegt derzeit die Freude in Syrien
Viele Menschen in Syrien machen sich nach 14 Jahren Bürgerkrieg Hoffnungen auf Frieden und ein Leben in Freiheit - auch wenn nach der Machtübernahme der islamistischen HTS-Miliz vieles noch ungewiss ist. Die HTS steht auf der Terrorliste der Vereinten Nationen. ARD-Korrespondentin Natalie Amiri war gerade in Damaskus. Im Moment überwiege einfach die Freude darüber, dass dieses Regime nach 54 Jahren gestürzt wurde, so Amiri. Der ehemalige Direktor Stiftung Wissenschaft und Politik und frühere Leiter der Syrien-Waffenstillstands-Task-Force, Volker Perthes, geht davon aus, dass in Syrien kein demokratisches System errichtet werden wird.
Das Assad-Regime ist Geschichte. Die islamistische Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) und ihre Verbündeten stellen sich neu auf. Eine Übergangsregierung will in den kommenden drei Monaten die Weichen für die Zukunft Syriens stellen. Viele Menschen im Land blicken hoffnungsfroh auf die neue Situation. Minderheiten wie Christen fragen sich, wie es ihnen in einem islamistisch geprägtem Syrien ergehen wird. HTS selbst betont, Minderheiten hätten nichts zu befürchten.
Am Nachmittag haben wir mit Volker Perthes gesprochen. Der ehemalige Direktor Stiftung Wissenschaft und Politik und frühere Leiter der Syrien-Waffenstillstands-Task-Force geht davon aus, dass die HTS kein demokratisches System aufbauen wird. Der HTS-Chef wird den gesellschaftlichen Pluralismus des Landes respektieren und sogar nutzen, so Perthes, aber keine demokratische und auch keine liberale Herrschaft errichten. Er wird mit anderen Rebellen-Organisationen, mit Kurden und anderen Kräften, auch mit Kräften des alten Regimes, zusammenarbeiten müssen.