Präsident des 1. FC Union Berlin - Dirk Zingler: "Wir müssen in dieser Saison eine Menge richtig gemacht haben"
Im entscheidenden Spiel um die Europa Conference League darf der 1. FC Union Berlin heute gegen Leipzig erstmals seit langer Zeit wieder vor Fans spielen. Der Berliner Senat hat einem entsprechenden Antrag zugestimmt. Bis zu 2.000 Zuschauer sind erlaubt.
Dirk Zingler bleibt Präsident des 1. FC Union Berlin. Der 56jährige führt den Verein seit Sommer 2004 und wurde vom Aufsichtsrat des Vereins für eine weitere Amtszeit bestellt. Von der Regionalliga über einen Abstecher in die Oberliga bis in die Bundesliga – das ist die Bilanz der sportlichen Entwicklung des 1. FC Union Berlin mit Dirk Zingler als Präsident.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Koch sagt dazu: "Die Entwicklung unseres Vereins zu einem Bundesligisten, der in wenigen Monaten in seine dritte Saison in Deutschlands höchster Spielklasse startet, ist untrennbar mit dem Wirken von Dirk Zingler und seinen Präsidiumskollegen verbunden."
Kerstin Hermes und Andreas Ulrich blicken mit Dirk Zingler auf den letzten Spieltag mit Publikum im Stadion und auf die sensationelle Saison des 1. FC Union Berlin.
Das Interview in voller Länge:
radioeins: Beschreiben Sie doch mal jetzt eine gute Stunde vor Spielbeginn: Wie läuft es mit den Zuschauern? Gucken Sie da schon in beseelte Gesichter von Fans?
Zingler: Erstmal sind wir alle ein bisschen aufgeregt, der ganze Verein, wichtiges Spiel, das wir am letzten Spieltag noch um den Einzug international spielen können, das haben wir vor uns. Dann kommen 2000 Menschen wieder rein, das haben wir vor uns. Alle freuen sich, alle sind aufgeregt.
Fans im Stadio: Ein wichtiger Anfang, nicht nur im Fußball
radioeins: 2000 Fans dürfen rein - eigentlich passen 22.000 rein ins Stadion An der Alten Försterei. Wie genau ist eigentlich diese Zahl zustande gekommen?
Zingler: Das ist die Zahl, die von der Gesundheitsverwaltung in Berlin genehmigt wurde. Wir wollten eigentlich in die alte Zahl 5000 zurück, die waren wir ja gewohnt aus dem September/Oktober letzten Jahres. Jetzt sind es 2000. Es ist für uns ein wichtiger Anfang, nicht nur für uns im Fußball, sondern wir sind ja Teil des Pilotprojektes der Kultur und auch des Hallensportes. Und deshalb freuen wir uns, dass es zumindest 2000 geworden sind.
radioeins: In drei Monaten beginnt die neue Saison. Werden wir dann volle Stadien haben mit einem entsprechenden elektronischen Impfnachweis beispielsweise? Was ist Ihre Prognose?
Zingler: Wenn wir eins verloren haben, in den letzten Monaten der Pandemie, ist es die Kunst, richtige Prognosen abzugeben. Nicht nur wir im Sport. Ich glaube, dass wir mit Menschen in den Stadien spielen werden. Mit welchem Füllungsgrad hängt sicherlich davon ab, welche Impfquote haben wir, wie sind tatsächlich die Zahlen. Wir müssen irgendwann zurückkommen und wieder in das normale Leben. Nicht nur wir im Stadion, sondern alle. Und deshalb hoffe ich, dass wir das möglichst machen können, dass die Zahlen das hergeben.
"Wir haben die Verantwortung hier in Berlin nicht nur für den Sport."
radioeins: Es gab in den letzten Tagen auch ein paar Nörgler, die haben gesagt: „Warum dürfen die bei Union Zuschauer rein lassen und mein eigener Verein macht das nicht?“ Wie sehr haben sich über solche Stimmen geärgert?
Zingler: Gar nicht, wenn ich ehrlich bin. Wir müssen auf uns gucken. Wir haben die Verantwortung hier in Berlin nicht nur für den Sport, sondern für Kultur, für die Clubszene. Ich glaube, gerade in Berlin ist ein hoher Bedarf dahin wieder zurückzukommen, ins normale Leben. Und deshalb übernehmen wir diese Verantwortung auch, weil wir die Kraft in der Organisation haben, weil wir als Profifußball auch die Mittel dazu haben, da auch ein bisschen voranzugehen. Am Ende muss jeder selber entscheiden, welchen Weg er geht. Und wir haben uns schon immer um Lösungen bemüht und freuen uns, dass wir jetzt zum Schluss der Saison nochmal 2000 Menschen im Stadion haben.
"Ich bin stolz auf die Mitarbeiter, dass sie trotz dieser Bedingungen zu so einem Ergebnis gekommen sind!"
radioeins: Union, sagen auch viele Fußball-Fachleute, ist die Überraschung der Saison. Erst das zweite Jahr in der Fußball-Bundesliga und schon drin in der Spitzengruppe, heute vielleicht sogar einen Europapokalplatz. So etwas nennt man auch Fußball-Märchen. Ist das alles für sie so ein bisschen wie ein Märchen?
Zingler: Wenn du jeden Tag daran arbeitet und auch deine Mitarbeiter daran arbeiten siehst, dann ist es kein Märchen. Das ist vielleicht eher ein Wunder. Du siehst, wie die sich bemühen, du siehst, was die leisten. Und ich glaube, wir müssen in dieser Saison eine Menge richtig gemacht haben, um am Ende tatsächlich um diesen Platz sieben aus eigener Kraft spielen zu können. Das macht uns alle ein bisschen stolz. Und ich bin stolz auf die Mitarbeiter, dass sie trotz dieser Bedingungen zu so einem Ergebnis gekommen sind.